Rollende «Türen» für stressfreie Nutzung

Wenn alle Formen von Türen nur einfach im Weg sind, müssen andere Lösungen her. Rollläden gibt es für alle Bewegungsrichtungen. Bild: Müller Möbelwerkstätten

Fronten zum Arbeiten.  Dinge sollen vor Staub, Blicken und fremdem Zugriff geschützt werden. Drehtüren sind dauernd im Weg und Schiebetüren verdecken ausgerechnet das, was gerade wichtig ist. Wieso nicht einfach die ganze Front wegrollen, solange sie nicht gebraucht wird?

In einem überbetrieblichen Kurs in Luzern stellen die Lernenden ein Rollladenmöbel her und fertigen die Rollladenmatte gleich selber. Die SchreinerZeitung (siehe SZ-Nr. 1–2/ 2014, Seite 21) hat darüber berichtet. Um effizient und qualitativ gut arbeiten zu können, ohne die Fugen zu verschmieren, verwenden sie den Klebefilm «36.004» von Collano zum Kaschieren des Stoffes. Erlernt wird damit nicht nur eine spannende Arbeit, sondern auch eine ganz besondere Art des Verschliessens.

Absolut nichts steht vor

Ein Schrank, der etwas bewahrt, das für eine längere Tätigkeit stark genutzt werden soll, um danach wieder verborgen oder weggeschlossen zu werden, hat mit Vorteil einen Rollladen. Nur dieses System braucht nie mehr Platz als es konstruktiv sowieso einnimmt und bietet einen festen Verschluss. Es steht in keinem einzigen Moment im Ruhezustand oder in der Bewegung ein Teil vor. So wundert es also auch nicht, dass der Rollladen in starkem Masse in Büros und Küchen anzutreffen ist. Wer Einrichtungen mit engen Verhältnissen planen muss, dem bietet diese Technik viele Möglichkeiten.

Spezialisiertes Fachwissen

Auch wenn die Ausführung sicher spannend ist, möchte nicht jeder Entwicklung betreiben. Für solche Fälle gibt es Spezialisten, bei denen alles fertig konfektioniert bestellt werden kann und wo der Schreiner klare Angaben erhält, was, wie zu tun ist. Ein solcher Spezialist ist Peter Luzi, der in Bäretswil ausschliesslich Rollläden für Möbel herstellt. Sein über viele Jahre gewonnenes Wissen hat sich in verschiedenen Eigenprodukten niedergeschlagen. «Wir fertigen auch aus gesperrtem Massivholz unterschiedliche Sorten Lamellen, die auch aus Altholz oder mit Kunstharz belegt sein können», sagt Peter Luzi. «Der Grad des Kantenbrechens und wie die Fläche lackiert wird, bestimmt auch, wie auffällig die Fugen sind. Ob die Maserung in Laufrichtung oder quer zur Lamelle verläuft, wirkt sehr verschieden. Mit unserer Technik ist aber alles möglich.» Die Firma ist sogar in der Lage, rein massive Lamellen mit bombierter Fläche herzustellen, wie sie früher oft angewendet wurden. Was die Breite dieser verschiedenen Leisten angeht, da wird Peter Luzi sehr bestimmt: «Unsere Lamellen sind 15 mm breit. Auf Wunsch können und machen wir auch mehr, aber, je breiter sie werden, desto lauter ist der Rollladen!» Was gerne in Vergessenheit gerät, ist die Qualität des Tuches auf der Rückseite: Luzi lässt dafür speziell einen Stoff weben. Schliesslich bildet dieser den Gegenzug und muss technischen Anforderungen genügen.

Was, wenn nicht Holz?

Aluminiumprodukte haben sich in den letzten Jahren gegenüber denjenigen aus Holz oder Kunststoff positioniert. Jeder Hersteller hat seine eigenen Profile in verschiedenen Breiten und für die Lamellen unterschiedliche Endkappen. Je nachdem ob ein Rollladen horizontal oder vertikal gleiten soll, stellt das dann andere Anforderungen an diese. Möglich sind auch Edelstahlfronten. Einen etwas anderen Bereich in der Wahrnehmung und Nutzung sprechen folgende Produkte an: Rollläden aus Glas, die als Einscheibensicherheitsglas in verschiedenen Ausführungen erhältlich sind. Oder Folgendes: Die Firma Rehau hat für den Büromöbelhersteller Lista Office ein akustisch wirksames Rollladensystem entwickelt, welches unter dem Namen «Rauvolet Acoustic-Line» erhältlich ist – also schalldämmende Fronten. Absolut neu ist noch eine Kreation in Verbindung dieser beiden Firmen: «Rauvolet Pure-Line» hat eine fugenlose, glatte Kunststoff-Oberfläche und einen unsichtbaren Lamellenkern. Wie auch die Matte von «Acoustic-Line» ist sie bedruckbar. Leider ist sie aber vorerst noch nicht im Handel erhältlich.

Was ist sichtbar?

Auch der sichtbare Rahmen um den Rollladen, nämlich die Korpuskante, ist wichtig, wenn es um eine gute optische Wirkung des gesamten Möbels geht. Laufnuten können in die Möbelseiten eingefräst und mit PVC-Profilen versehen werden. Das ermöglicht, den Charakter des Korpusmaterials hervorzuheben und den Rücksprung frei zu wählen. Anders ist es bei den Aluminium-Frontprofilen. Sie werden frontal auf die Plattenkanten geschraubt oder gesteckt. Bei integrierter Laufnut, wie sie die meisten Anbieter haben, ergibt sich so ein sehr geringer Rücksprung. Eine hinter die Frontblende auf die Seite geschraubte Führungsschiene, wie bei Luzi, bietet dafür die grössere Festigkeit.

Reibung und Beschleunigung

Ein Rollladen hat je nach Grösse und Material ein beträchtliches Eigengewicht und durch die vielen Lamellenkanten in der Laufnut einen grossen Reibungswiderstand. So hat jeder Hersteller seine Technik, wie diese Kanten beschaffen sein müssen, welche Nutprofile optimal sind und wie klein die Radien der Laufschienen in den Kurven sein dürfen. Gut ausgestattet kann ein grösserer, horizontal laufender Laden ohne Kraftaufwand bewegt werden. Dasselbe gilt für die vertikalen Exemplare, nur kommt dort das Eigengewicht mit ins Spiel: Je mehr Lamellen im senkrechten Bereich sind, desto grösser ist die Beschleunigung – es benötigt somit ausgleichende Kräfte. Welcher Ausgleich eingesetzt werden kann, hängt vom Weg der Führungsnut ab.

Umlaufend

Die klassische Variante ist die umlaufende Führungsnut, die in den Seiten unter dem Korpusdeckel durchgeht und hinter der Rückwand nach unten führt.

  • Wenn die Front geteilt ist, eine Hälfte nach unten und eine nach oben geht, können beide hinten mit einem Seilzug synchronisiert werden.
  • Ähnlich, aber mit Gewichten am Seil, kann verfahren werden, wenn es nur einen Laden hat, und speziell dann, wenn er nach unten öffnet.
  • Die meisten Rollläden öffnen nach oben hin. Für diese gibt es Federseile oder Federrollen, die hinter dem Rücken oder im Deckelbereich montiert werden.
  • Ab einer Innenbreite von 800 mm sollten in den Kurvenbereichen Umlenkrollen die Lamellen stabilisieren. In diesem Fall kann eine Federwelle für den Ausgleich eingebaut werden.

Schneckennut

Mit der Rollladenschnecke findet die Matte kompakt Platz im Deckelbereich. Der schneckenförmige Einschubweg führt die Matte dabei möglichst flach unter dem gesamten Deckelbereich hindurch. Eine vorgelagerte Federwelle oder ein Gewichtsausgleichsbeschlag mit Torsionsfeder gleicht das Gewicht vorne aus. Es gibt fertige Einbauelemente.

Aufrollen

Wie es von Fensterrollläden bekannt ist, kann die Rollladenmatte auch aufgewickelt werden. Dies geschieht mit einer Federwelle oder direkt mit elektrischem Antrieb. Letzteres kann den Nachteil haben, dass sich der Laden ohne Strom nicht öffnen lässt, beziehungsweise keinen Gewichtsausgleich mehr hat.

Auch im Notfall funktionstüchtig, aber etwas grösser, ist beispielsweise das System, das mit einer Federwelle aufgewickelt wird und vorgelagert die Antriebswelle den Rollladen bewegt.

Horizontal

Die umlaufende Führungsnut und die Rollladenschnecke werden hauptsächlich auch für horizontale Anwendungen eingesetzt. Nach zwei Seiten öffnende Fronten können mit dem bereits genannten Seilzug synchronisiert werden. Ein Gewichtsausgleich ist unnötig, dafür ist die Gestaltung der unteren Lamellenkante umso wichtiger. Bei einem Rollladen muss also bei der Bestellung klar definiert werden, wie er benutzt wird. Erst dann erhält er auch die speziellen Endkappen auf die Lamellen, die den Widerstand reduzieren.

Abschliessen

Die Hakenriegelschlösser, mit denen früher vor allem die Rollladenschränke und -sekretäre abgeschlossen wurden, kommen immer noch zum Einsatz. Deren Schliessbleche müssen allerdings in der Fläche eingelassen werden und halten oft an zwei kurzen, dünnen Schrauben. Diskreter und auch sicherer sind Verriegelungen in beide Seiten. Stephan Maag von der Schlossfabrik Heusser in Murgenthal stellt dazu vor: «Wir haben eine Schlossleiste entwickelt, die selbstschliessend ist, mittels Zylinder in eine Schliessanlage integriert werden kann, und mit der eine elektronische Zugangskontrolle möglich ist. Dies ist speziell in Schulen und medizinischen Bereichen von grossem Nutzen.» Peter Luzi ergänzt: «Unser Stangenschloss in den Holzrollläden verriegelt sehr effektiv und nur dann, wenn es gewünscht wird, denn nicht immer ist selbstschliessend von Vorteil.»

Sicher sein

Es empfielt sich, dem Systemlieferanten alle Angaben zum Möbel weiterzugeben um zu einer optimalen Lösung zu kommen. Um- und Nachrüstungen sind schwierig, weil sie Kenntnis über alle Komponenten erfordern. Dafür sind die Grundsysteme sehr klar im Aufbau und bei den Möglichkeiten. Die Lieferanten verfügen über gute Basisunterlagen und können beraten. «Neben verschiedenen Komplettsets bieten wir unseren Kunden die Möglichkeit, über unseren Online-Konfigurator zu planen und zu bestellen», sagt Jürgen Büche von Opo Oeschger in Kloten.

www.muellermoebel.dewww.collano.chwww.rehau.chwww.heusser-schloss.chwww.hafele.chwww.opo.ch

ab

Veröffentlichung: 20. Februar 2014 / Ausgabe 8/2014

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