Qualität und Sicherheit
Mit einer Hagel-Simulationsmaschine werden die Widerstandskräfte von Produkten geprüft. Bilder: Jörg Pfäffinger
Mit einer Hagel-Simulationsmaschine werden die Widerstandskräfte von Produkten geprüft. Bilder: Jörg Pfäffinger
Branchentermin. Die Rosenheimer Fenstertage des IFT (Institut für Fenstertechnik) zogen dieses Jahr 850 Teilnehmer an. Das Programm mit 34 Vorträgen in eineinhalb Tagen erforderte eine konsequente Zeitplanung, da oft drei Themenblöcke parallel liefen.
Wegen der grossen Teilnehmerzahl mit ganz unterschiedlichen Interessen kam es bei einem so gedrängten Programm zu sehr unterschiedlichen Belegungen der einzelnen Referate. Die Live-Demonstrationen zogen viele interessierte Besucher in ihren Bann. So viele, dass nicht mehr alle einen Sitzplatz fanden und stehen mussten.
Das Thema «Hagel – die eisige Gewalt der Natur mit Durchschlagskraft» war ganz auf die Praxis ausgerichtet. Hans Starl vom Institut für geprüfte Sicherheit in Linz demonstrierte mit seiner Hagelsimulationsmaschine und 6 cm starken Hagelkörnern deren Durchschlagskraft an einem Velohelm bei einer Auftreffgeschwindigkeit von 140 km/h. Starl wies darauf hin, dass nicht nur die Extremwetterereignisse stark zugenommen hätten, Hagelschläge träten immer flächendeckender und meist nur mit sehr kurzen Vorwarnzeiten auf. Dabei könne Hagel bei jedem Gewitter auch jedes Gebiet treffen. Bei der Online-Datenbank Hagelregister der Vereinigung Kantonaler Feuerversicherungen seien bereits mehr als 200 Produkte aufgelistet, die in ihrer Hagelwiderstandsfestigkeit klassiert seien. Nach einem bestandenen Hageltest bei einer anerkannten Prüfstelle können Hersteller dort Produkte eintragen lassen.
Ebenfalls aus dem Berufsalltag kam Nikolaus Siegel, stellvertretender Geschäftsführer einer Ravensburger Sicherheitsfirma, der an Fenster- und Türenmustern demonstrierte, wie Einbrecher heute vorgehen –und dies in einer Schnelligkeit, bei der anwesende Schlüsseldienste und Fensterfirmen ins Staunen gerieten. Bei Fenstern führte er in Minutenschnelle Bohrungen durch den Fensterflügel aus, um den nicht abgeschlossenen Griff ganz einfach auf Öffnungsposition zu bringen. Das funktionierte bei Druckknopf-Oliven und normalen Griffen gleich schnell, wenn sie nicht abgeschlossen sind. Dann ging Siegel über Bohrungen an die Verriegelungspunkte, um die Fenster über die Griffe problemlos zu öffnen. Dass gekippte Fenster in weniger als einer Minute von aussen zu öffnen sind, war ein weiterer Demonstrationspunkt. Auch wenn der Griff nicht vollständig in Verriegelungsstellung gebracht wurde, also leicht schräg steht, war es für den Sicherheitsfachmann keine Schwierigkeit, ihn durch Vibrationen von aussen zum Öffnen zu bewegen – im wahrsten Sinne des Wortes.
Auch bei den Türen gab es kein Halten. Eine unverriegelte Einfachfalztür wurde mit einem Draht in wenigen Sekunden geöffnet und auch bei einer unverriegelten Doppelfalztür genügte zur Öffnung in zirka 15 Sekunden ein kleines Werkzeug.
Nikolaus Siegels Fazit: «Eine Tür, welche dem Einbrecher eine höhere Widerstandszeit entgegensetzt, ist eine Konstruktion mit Drei- oder Fünfpunktverriegelung, eventuell mit Schwenkriegeln beziehungsweise Bolzen und dazu kommt noch eine Bandseitensicherung.
Der Zylinder sollte bündig verbaut oder zurückversetzt sein und der Beschlag muss RC 3 erfüllen. Manuelle, mehrfache Verriegelung ist einem Motorschloss vorzuziehen und es sollten Zylinder nach VDS-B hinter Kernziehschutzbeschlägen sein. In der Schweiz sind höherwertige Zylinder Standard und diese sind meistens VDS-B-zertifiziert. Auch wird dort oft beim Zuziehen der Tür bereits automatisch verriegelt.»
Für Fenster empfiehlt er Pilzkopfzapfenbeschläge oder entsprechende Aufschraubsicherungen. Zusätzlich seien abschliessbare Griffe einzusetzen, die einer Abscherkraft von bis zu 200 Nm standhalten können.
Andreas Kreutzer, von der Kreutzer Fischer & Partner Consulting, hatte bei seinem Vortrag den Wandel am europäischen Fenstermarkt im Blick und wies auf Marktchancen und Nischen, welche die Fensterbranche mehr nutzen solle. Er verwies auf den rückläufigen Sanierungsmarkt, der 60 bis 70 % des Gesamtumsatzes ausmacht. Die Sanierungsquoten im Wohnbau liegen in der Schweiz 2014 bei 2,3 %, in Österreich bei 2,1 % und in Deutschland bei 1,8 %.
Da in Zukunft mit einem stagnierenden Fenstermarkt in allen drei Ländern zu rechnen sei, müsse die Fensterindustrie den Nutzwert des Fensters durch zusätzliche Funktionen substanziell erhöhen. «Die grössten Potenziale hierfür identifizieren wir in den Feldern der Fensterverschattung sowie der Gebäudesicherheit und -belüftung», sagte Kreutzer. Dabei sei im Bereich Verschattung alleine in der Schweiz eine Umsatzerweiterung von 180 bis 300 Mio. Euro möglich, bei der Sicherheit seien 30 bis 80 Mio. zusätzlich möglich und bei der Wohnraumlüftung 130 bis 400 Mio. Dieser bisher nicht realisierte Betrag der Schweizer Fensterbranche steht einem Gesamtumsatz 2014 von rund 651 Mio. Euro gegenüber.
Weiter zeigte sich Kreutzer besorgt um die Art der Präsenz von Fensteranbietern. Nur 7 % von ihnen hätten Ausstellungsräume von mehr als 250 m², und 70 % der Verkaufsräume haben noch dazu eine ungeeignete Ortslage, wo sie weniger gut wahrgenommen würden. Er forderte von den Anbietern einen Paradigmenwechsel im Fensterverkauf, um deutlich stärker als bisher auf den Point of Sale durchzugreifen. Vom Fenster-Verkaufen sollte zu einer Lösung der Kundenprobleme übergegangen werden. Mehrwertverkauf sei die Verlängerung der Wertschöpfungskette in zwei Dimensionen, schloss Kreutzer. Das gehe einerseits über das Produkt und andererseits über die Schaffung neuer Vertriebsstrukturen durch Partnerschaften.
www.ift-rosenheim.deVeröffentlichung: 22. Oktober 2015 / Ausgabe 43/2015
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