Permanent lösbar verbinden

Von aussen ist oft nicht zu erkennen, was für ein Beschlag den Schrank zusammenhält. Der Schreiner wählt diesen jedoch ganz bewusst. Bild: Domino AG

Schrankbeschläge.  Ob der Schreiner seine Schränke mit lösbaren Verbindungsbeschlägen konstruiert oder fest verleimt, hat unterschiedliche Gründe. Die Verbinder müssen auf jeden Fall einige produktionstechnische Kriterien erfüllen, um für den Schreiner interessant zu sein.

Schon seit einiger Zeit sind lösbare Schrankbeschläge mehr als nur eine Alternative zum fest verleimten Schrankkorpus. Alleine der Gedanke daran, grosse Schlafzimmerschränke zusammengebaut anliefern zu müssen oder diese je nach Bausituation auf der Baustelle noch fertig zu verleimen, lässt sich meist nicht mit einer modernen Kleinserienfertigung verbinden.

Ein Schreinerbetrieb, der sich jedoch breit im Markt etabliert und sich nicht speziell auf die Herstellung von Schränken spezialisiert hat, sucht meist nach einer vielfältig einsetzbaren Beschlagalternative. Wenn also ein vorgängiger Zusammenbau im Betrieb nicht möglich ist oder der logistische Aufwand zu gross ausfällt, sind lösbare Verbindungsbeschläge die Lösung.

Grosse Auswahl ein Kriterium

Bei allen bekannten Schrankverbindungsbeschlägen, mit denen sich die meisten Verbindungen an einem Schrank ausführen lassen, ist das gleiche Kriterium entscheidend: Die Bearbeitung und der Zusammenbau müssen gleichbleibend genau ausgeführt werden können.

Nur auf diese Weise kann ein Verbindungsbeschlag die hohen Qualitätsansprüche von Schreiner und Kundschaft bezüglich Verarbeitung und Dauerhaftigkeit erfüllen. Diese wird in der Praxis meist in Form von speziellen Aggregaten für die CNC-Maschine oder mit Bohr- und Frässchablonen umgesetzt. Die Möbelverbinder der Firma Lamifix AG aus Jona SG können zum Beispiel mit einer Flachdübelmaschine und Bohrschablone im Bankraum exakt platziert und vormontiert werden.

Wichtig: Vielfältiger Einsatz

Die Bandbreite reicht von der einfach durchgehenden Verschraubung mit Feingewinde über Trapez- und Exzenterverbinder bis hin zu spezialisierten Weiterentwicklungen wie dem «Solo 32». Wichtig für den Erfolg eines Systembeschlages ist seine universelle Einsatzmöglichkeit im Betrieb. Denn nur für einige wenige Schränke im Jahr auf spezielle Beschläge und Produktionstechniken zu setzten macht wenig Sinn. Der «Clamex»-Verbinder von der Firma Lamello AG aus Bubendorf BL kann zum Beispiel nicht nur bei 90-Grad-Verbindungen eingesetzt werden. Der Grundbeschlag ermöglicht auch das Verbinden unterschiedlicher Schrägen, Winkel und Materialstärken ohne den Einsatz von zusätzlichem Zubehör.

Auch der «Rafix»-Verbinder von Haefele Schweiz AG aus Kreuzlingen TG ist ein vielseitig einsetzbarer Systemverbinder. In verschiedenen Ausführungen aus Metall und Kunststoff deckt er das gesamte Einsatzspektrum ab. Die Ausführung «Rafix 20» kann sogar in Leichtbauwabenplatten eingesetzt werden. Der Grossteil der Beschläge, die sich im Fachhandel durchgesetzt haben, ermöglicht deshalb eine problemlose Einbindung in die vorhandene Produktion oder eine Bearbeitung mit schon vorhandenen Maschinen.

Spannkraft ersetzt den Leim

Ein Verbindungsbeschlag muss die korrekte Positionierung der einzelnen Korpusteile garantieren und übernimmt die haltende Funktion des wegfallenden Klebstoffes. Es ist wichtig, dass der Beschlag relativ einfach Spannung aufbauen und diese anschliessend permanent halten kann.

Beim herkömmlichen Trapezbeschlag lastet der Grossteil der Spannkraft auf dem Gewinde der Schraube und auf dem Trapezgehäuse. Um die Dauerhaftigkeit zu erhalten, muss das Gehäuse relativ gross dimensioniert werden. Trotz seiner Grösse kommt der Trapezverbinder auch heute noch häufig bei Massivholzmöbeln zum Einsatz, da er das Schwinden und Quellen aufnehmen und abgeben kann. Das weit verbreitete Exzentersystem hingegen verteilt die Spannung quer zur Drehachse des Exzenters und überträgt die Kräfte auf die Trägerplatte. Diese übernimmt die Funktion des wegfallenden Beschlaggehäuses, weshalb die Beschläge auch kleiner dimensioniert werden können. Die Vorteile des Exzenters sind der einfache Spannungsaufbau, die Verteilung der Zugkräfte auf den Korpus und die exakte Positionierung der einzelnen Korpusteile. Die meisten Systemverbindungsbeschläge funktionieren mit einer exzentrischen Spannung.

Montage meist zu zweit

Einige Schreinereien produzieren ihre Korpusse im individuellen Innenausbau nach Möglichkeit vorverleimt und nur auf Kundenwunsch oder bei engen Platzverhältnissen lösbar. Andere setzen konsequent auf die lösbaren Verbinder. «Wir produzieren unsere Schränke nur mit lösbaren Verbindern, damit haben wir keine Probleme beim Transport und dem Vertragen auf der Baustelle», sagt Markus Oberholzer, Inhaber und Geschäftsführer der Domino Möbel AG aus Muttenz BL.

Den Montageaufwand darf man aber nicht unterschätzen. Meistens wird der Monteur von einem Lernenden begleitet, da er den Schrank alleine nur umständlich aufbauen kann. Einen möglichen Lösungsansatz bietet der «Solo 32»-Verbinder von Haefele. Er wurde für diesen Zweck optimiert. Der Beschlag mit seiner hohen Winkelstabilität arretiert schon beim einrasten und erleichtert so die Montage des Schrankes erheblich. Auf diese Weise können auch grössere Schränke von einem Mitarbeiter aufgestellt werden.

Nur so gut wie die Konstruktion

Neben den Standardteilen wie Boden, Deckel und Seiten finden sich in einem modernen Schreinerschrank allerlei zusätzliche Teile, die ebenfalls verbunden oder zumindest stabil geführt werden wollen. Eine häufige Schwachstelle bei demontierbaren Schränken ist die Rückwand. «Wir nehmen für unsere Rückwände 13 mm dicke Spanplatten, so haben wir auch bei mehrfachem Aufbauen keine Probleme mit der Qualität», sagt Markus Oberholzer. Besonders in den Detaillösungen der Schränke hat der Schreiner die Möglichkeit, sich von bekannten Grosshändlern, die ebenfalls mit lösbaren Beschlägen arbeiten, zu distanzieren. So kann eine Rückwand, wenn sie zum Beispiel dick genug dimensioniert wurde, mit einem Exzenter, «Clamex» oder «Lamifix» befestigt werden. Der Einsatz von möglichst wenig unterschiedlichen Beschlägen im Grundkorpus vereinfacht die Produktion und Montage zusätzlich.

Wichtig ist die Erkenntnis, dass die besten Beschläge und die beste Konstruktion nur optimal funktionieren, wenn sie im Vorfeld aufeinander abgestimmt und korrekt verarbeitet werden.

www.dominoag.chwww.lamifix.chwww.lamello.chwww.haefele.ch

njg

Veröffentlichung: 30. April 2015 / Ausgabe 18/2015

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