Origin macht Theorie verständlicher

Lernende in Lenzburg arbeiten im Unterricht mit der neuen mobilen CNC von Shaper Tools. Bild: Nicole D'Orazio

CNC-Unterricht. Als erste Schulklassen überhaupt haben die Aargauer Schreinerlernenden im dritten Jahr an der Berufsschule Lenzburg mit der Origin von Shaper Tools gearbeitet. Das Handling mit der neuen Maschine soll sie auf die Überbetrieblichen Kurse CNC-Technik vorbereiten.

Es ist kein normaler Unterricht. Im Klassenzimmer ist es laut. Der Lehrer muss sich mit Pfeifen bemerkbar machen. In der Berufskunde haben die Schreinerlernenden im dritten Jahr der Berufsschule in Lenzburg AG neue und hochwertige Maschinen auf den Tischen stehen. Und zwar die Origin von Shaper Tools. Das ist eine handliche CNC-gesteuerte Handoberfräse. Das Besondere: Die manuellen Ungenauigkeiten beim Arbeiten werden vom kompakt integrierten CNC-System ausgeglichen.

Das merken die jungen Schreinerinnen und Schreiner beim Fräsen ziemlich schnell. «Das ist super. Wenn man von der Ideallinie abkommt, dann gleicht das Gerät den Fehler aus, solange man im Korrekturbereich bleibt, der auf dem Display angezeigt wird. Sonst bricht sie den Fräsvorgang von alleine ab», erklärt ein Lernender.

Musterplatte für die Unterlagen

In Zweierteams arbeiten die jungen Erwachsenen an einer Origin. Sie fräsen eine Musterplatte für ihren Ordner, auf der ihr Name draufsteht. Zuerst gilt es, auf der Platte ein Rechteck zu positionieren und reinzufräsen. Tom Schelker, Schreinerfachlehrer, zeigt es an seiner Maschine vor. Seine Handgriffe werden auf die Leinwand projiziert, sodass alle ihm folgen können. «Ihr müsst nun die Werte der X- und Y-Achse berechnen», sagt er. «Und schaut, dass ihr nicht zu viel Doppelklebeband verwendet. Ihr müsst es ja wieder abkriegen.» Man könne schnell der Linie entlang fräsen, stellt Ivan Huwiler fest. «Scho ä geili Maschine», meint er zu seinem Kollegen. «Es macht Spass, mit so einer neuen Maschine arbeiten zu dürfen», finden beide. «Sie funktioniert gut und fräst präzise.»

Eine besondere Symbiose

Die Idee mit dem Origin-Unterricht hatte Tom Schelker. «Die Maschine geht die Symbiose zwischen Mensch und Maschine ein», sagt er. Sie funktioniert nur mit einem Bediener. Das sei die Idee der manuellen Oberfräse. Sie sei eine Ergänzung zu den sonstigen CNC-Bearbeitungszentren. Diese braucht es natürlich weiterhin.

Schelker erinnert sich an seine Ausbildung 1998. «Damals hatten wir in den ÜKs noch keine CNC. Ich habe noch gelernt, jede Zeile selbst zu programmieren. Auch im Unterricht. Das fehlt heute.» Denn mittlerweile zeichnet man ein Objekt in einem CAD. Und dann bestimmt man sozusagen nur noch den richtigen Fräser, den Rest erledigt die CNC-Maschine.

Für die Lernenden sei es deswegen viel schwieriger zu verstehen, was dort passiert. «Mit der Origin müssen sie den Befehl zwar nicht selber programmieren. Wegen der manuellen Führung sollten die Lernenden allerdings besser verstehen, wie die Befehlszeile funktioniert. Das nützt ihnen dann im CNC-ÜK.» Man habe hier also eine schulische Ergänzung. «Es ist Theorie, aber viel praxisnaher. Die Schüler müssen ja auch mechanisch arbeiten.» Die CNC-Technologie wird so in zehn Lektionen vertieft behandelt und für die Lernenden fassbarer. «Meine Hoffnung ist, dass davon mehr bei ihnen hängen bleibt.» Die ersten Lektionen seien sehr gut verlaufen und das Feedback der Schülerinnen und Schüler positiv.

Eine Origin zum Geburtstag

Von der Origin ist Tom Schelker begeistert. Im letzten Jahr hat er sich selber ein Exemplar zu seinem 40. Geburtstag geschenkt, wie er mit einem Lachen erzählt. «Ich habe sie schon ein Jahr, da ich eine amerikanische Version bestellt habe.» In Europa ist die kleine CNC erst seit März dieses Jahres erhältlich. «Ich selber wurde durch die Medien auf das Produkt aufmerksam. Für einen Schreiner und Fachleher, der zu Hause gerne noch werkelt, ist sie ideal.» Er wusste aber nicht, wie präzise die Maschine arbeitet. Das barg ein gewisses Risiko, denn günstig ist das Gerät nicht. «Aber ich wollte es ausprobieren. Und ich war begeistert, da ich coole Dinge damit machen konnte.» So keimte schliesslich die Idee für den Unterricht auf.

Der Aargauer wurde bei der Schulleitung vorstellig und schlug die Anschaffung solcher Maschinen vor. Nicht nur für den Unterricht, sondern auch für Weiterbildungskurse. «Die Schule hat tief ins Portemonnaie gegriffen und die Origins angeschafft», sagt Schelker. «Mit dem Erlös der Kurse kann die Investition immerhin teilweise rückfinanziert werden. Wir holen den Schweizer Kunden ab. Die Erkentnisse aus dem vielen Lehrgeld, das ich bezahlt habe, kann ich nun weitergeben.»

Erste Schule weltweit

Er ist stolz darauf, dass die Berufsschule Lenzburg die erste Schule weltweit ist, die zwölf Maschinen erhalten hat. «So profitieren alle auf ganzer Linie.» Schelker plant zudem Freikurse für Lernende mit den Origins. Er kann sich auch vorstellen, dass zum Beispiel Kundengeschenke mit der kleinen CNC hergestellt werden. «Das Feedback ist gut und wir entwickeln die Kurse weiter. Ich freue mich, dass meine Idee gut ankommt.»

Im Unterricht kämpfen die einen Lernenden derweil mit den Löchern, die für den Ordner genau stimmen müssen. Die einen haben vergessen, den Fräser zu wechseln, bei anderen ist die Berechnung falsch. «Beim Wechsel des Fräsers müsst ihr den Durchmesser neu einstellen», sagt der Fachlehrer. Am Schluss haben alle eine Platte, die sie einordnen können. Doch bevor es so weit ist, darf jeder Lernende noch seinen Namen eingravieren. Diesen können sie direkt auf dem Display der Maschine eintippen. Die direkte Text-Funktion erspart den Weg über das CAD, ist momentan aber auf Grossbuchstaben beschränkt. Doch das stört niemanden. Konzentriert führen die angehenden Schreinerinnen und Schreiner die Maschinen und beobachten auf dem Display, wie diese sauber ihre Namen einfräsen.

www.bslenzburg.ch
www.shapertools.com

Nicole D'Orazio

Veröffentlichung: 03. Dezember 2020 / Ausgabe 49/2020

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