«Nur zertifizierte Kleb- und Dichtstoffe waren erlaubt»

In einem neuen Kindergarten hat Stefan Heinzer unter anderem die Rahmen der Innentüren hergestellt. Bild: Tschudi Holz AG

Beim Neubau eines Kindergartens im Kanton Glarus hat Stefan Heinzer von der Tschudi Holz AG in Ennenda einen grossen Teil der Arbeiten ausgeführt. Welche Herausforderungen er dabei meistern musste, erzählt der 18-jährige Lernende im Monatsinterview.

War der Kindergartenauftrag für dich wie jeder andere oder war was Besonderes daran?

Stefan Heinzer: Es war ein grosses Teamprojekt, bei dem ich viele Aufgaben übernehmen durfte. Ein alter Kindergarten wurde abgerissen und innerhalb eines Jahres ein neuer erstellt. Bei den Aussentüren zum Beispiel hat mein Kollege das Holz gerüstet. Ich habe dann die Türflügelverbindungen, die Oberflächenbehandlung und das Zusammensetzen gemacht. Die Küche und die Aussensitzbänke durfte ich alleine produzieren. Bei den Innentüren habe ich die Rahmen gemacht. Zudem sind die zwei vorhandenen Brandschutztüren von mir.

Worauf muss man bei Brandschutztüren achten?

Eigentlich sind sie nicht schwieriger herzustellen als normale Türen. Die Pläne habe ich bekommen und nach Auflagen produziert. Für den ganzen Bau haben wir vor allem Fichtenholz verwendet. Da dieses aber nicht dem Brandschutzstandard entspricht, haben wir die entsprechenden Türrahmen aus Eichenholz produziert, zum Beispiel für den Heizungsraum. Bei der Oberflächenbehandlung musste ich ebenfalls die Brandschutznormen genau einhalten.

Der Bau entspricht dem Minergielabel der Klasse P Eco. Was bedeutet das?

Zum Schutz der Kinder durften nicht alle Klebstoffe eingesetzt werden. Also nur solche, die der Zertifizierung entsprechen. Es durfte zudem kein Silikon und auch nur zertifizierte Platten, deren Leime nicht ausdämpfen können, verwendet werden. Zudem haben wir die Türen nicht lackiert, sondern mit einer Lasur mit Pinselstrichen in Holzrichtung behandelt. Dass ich bei den Aussentüren mit Glas kein Silikon verwenden durfte, ist auch kein Problem, da es ein Vordach gibt.

Hattest du weitere Herausforderungen zu bewältigen?

Bei der Eingangstür hatte ich mit dem Schloss etwas zu kämpfen. Ich musste in einen Fries ein Loch bohren, damit ich die Kabelkanäle in den Rahmen einziehen konnte. Zudem musste ich Magnetsensoren anbringen. Mit Pröbeln habe ich es dann gut hingekriegt. Ich mag es, wenn ich ausprobieren und tüfteln darf.

Warst du auch bei der Montage im Kindergarten dabei?

Nur wenig, ich habe zwei bis drei Türen sowie die Aussenbänke selbst montiert.

Warst du im fertigen Bau?

Ganz fertig waren wir noch nicht, aber vor Kurzem waren alle Handwerker der Baustelle zum Mittagessen eingeladen. Es ist schön geworden; nach den Sommerferien geht der Kindergarten in Betrieb.

In welches Lehrjahr startest du jetzt?

Ins vierte. Es ist schön, dass ich auf die Zielgerade einbiege. Das dritte Lehrjahr war sehr spannend und hat mit der Teilprüfung sehr gut geendet.

Ist dir diese gelungen?

Ja, ich habe eine Note von 5,5 erzielt. Ehrlich gesagt, habe ich aber keine Minute trainiert und nur kurz einmal alte Aufgaben angeschaut.

Oh! Hast du es bewusst darauf ankommen lassen?

Da wir im Lehrbetrieb kein CNC-Bearbeitungszentrum haben, arbeite ich sehr oft an der Kehlmaschine, der Tischfräse und den anderen Maschinen. Ich habe genug Training im Alltag und war mir sicher, dass die Teilprüfung auch ohne spezielle Vor- bereitung klappt. Beim Start bin ich allerdings kurz erschrocken, weil es schon viele Punkte in der Aufgabe für nur eine Stunde Zeit waren. Doch ich habe schnell gemerkt, wie ich es anpacken muss, und es ist sehr gut gelaufen.

Gefällt es dir im Lehrbetrieb?

Ja. Insgesamt hat die Tschudi Holz AG etwa 15 Mitarbeitende, davon 3 Lernende sowie einen Holztechniker-Studenten. Da es ein gemischtes Unternehmen mit Schreinerei und Holzbau ist, haben wir mehr Zimmerleute.

Wäre Zimmermann auch ein Beruf für dich?

Nein, die Arbeit wäre mir zu grob. Ich bevorzuge das Feine.

Hast du schon Zukunftspläne?

Keine konkreten. Wahrscheinlich arbeite ich zuerst einmal als Schreiner. Gut möglich, dass ich später Maschinenbau studiere oder mich in der CNC-Entwicklung weiterbilde. Ich mag es, zu tüfteln. Mit meinem 3D-Drucker habe ich zum Beispiel eine kleine CNC produziert und sie mit Alurohr und Motoren verbunden. Sie ist 1,10 Meter lang und breit, 40 Zentimeter hoch, und sie funktioniert.

Nicole D’Orazio

www.tschudi-holz.ch

Interview mit:

Stefan Heinzer, 18 Jahre, aus Mollis im Kanton Glarus. Bei der Tschudi Holz AG in Ennenda GL beginnt er nun das vierte Lehrjahr. Neben der Berufsschule in Ziegelbrücke GL absolviert er auch die Berufsmaturität in vier Jahren. In seiner Freizeit tüftelt er gerne mit seinem 3D-Drucker an neuen Projekten. Gerade arbeitet er an einem Modellbus, den er fernsteuern möchte. Der Glarner lässt gerne seine zwei Drohnen fliegen und begeistert sich für CNC-Bearbeitungszentren. Zudem spielt er Schlagzeug in der Jungmusik sowie einem Erwachsenenverein und fährt gerne auf seinem Mountainbike durch die Gegend.

Veröffentlichung: 01. August 2024 / Ausgabe 31-32/2024

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