Neuer Zugang zum Brandschutz
Bei Bau und Montage von Brandschutztüren müssen die Normen eingehalten werden. Eine Brandschutztüre im Prüfstand. Bild: VSSM
Bei Bau und Montage von Brandschutztüren müssen die Normen eingehalten werden. Eine Brandschutztüre im Prüfstand. Bild: VSSM
Brandschutzspezialist. Die Höheren Fachschulen Bürgenstock und Südostschweiz bieten neu in Zusammenarbeit mit Schreinern und Monteuren die Ausbildung zu Brandschutzspezialisten an. Diese eignen sich praxisbezogen das Grundwissen über Brandschutz im Objektbereich an.
Die Schweiz gehört weltweit zu den Ländern mit den wenigsten Brandtoten. Ein wirkungsvolles Instrument zur Brandverhütung sind die Brandschutzvorschriften (BSV). Diese wurden per 1. Januar massgeblich überarbeitet. In den Vorschriften blieb das bisherige Sicherheitsniveau im Personenschutz unverändert, beim Sachwert dagegen setzen sie auf eine Liberalisierung.
Dadurch sinken tendenziell die Kosten für bauliche Brandschutzmassnahmen. Bei Neu- bauten wird dieser Anteil kleiner, die Massnahmen im Bereich des technischen und organisatorischen Brandschutzes hingegen werden wichtiger. Die Verlagerung hat einen Grund: «Eine Studie der ETH Zürich hatte ergeben, dass die bisherigen Brandschutzvorschriften im Vergleich zum Nutzen zu hohe Kosten verursachten», sagt Pierre Scheidegger von der Abteilung Technik und Betriebswirtschaft am VSSM-Zentralsitz in Zürich. Deshalb habe man sich zu einer Überarbeitung der Vorschriften entschieden. Diese gelten bereits für alle Baubewilligungen, die 2015 erteilt worden sind. Die Brandschutzvorschriften werden in allen Kantonen einheitlich angewendet. Je nach Objekt gebe es jedoch einen Auslegungsspielraum. In Spitälern und Altersheimen etwa würden die Brandschutzvorschriften tendenziell strenger umgesetzt.
Wegen der Liberalisierung des Brandschutzes, kombiniert mit der wachsenden Komplexität der Bauten, sind die Anforderun-gen an Projektierung, Realisierung und Qualitätssicherung grösser geworden. Laut Scheidegger werden dank den neuen Vorschriften auch die Verantwortlichkeiten und Abläufe klarer geregelt. Denn: «Weil manche Planer und Architekten nicht im Detail über die Brandschutzvorschriften informiert sind, verlassen sie sich auf die ausführenden Handwerker wie zum Beispiel die Schreiner.» Das sei jedoch der falsche Weg, was beim Erarbeiten der neuen Vorschriften erkannt worden sei, sagt der Fachmann. «Der Planer ist dafür verantwortlich, dass die richtigen Materialien gemäss Brandschutzvorschriften vorgesehen werden. Der Handwerker bestellt die Bauteile oder stellt diese nach den Vorgaben des Planers her und trägt die Verantwortung für die vorschriftsgemässe Montage.»
Als weitere Neuerung werden alle Neu- oder Umbauten von einem Brandschutzfachmann, der von der Vereinigung Kantonaler Feuerversicherungen (VKF) anerkannt ist, begleitet. Dieser Fachmann steht Planern, Handwerkern und Bauherren nicht nur beratend zur Seite, sondern arbeitet aktiv beim Brandschutz- und Fluchtwegkonzept mit. Zudem überwacht er das Bauprojekt und ist für die Information der Bauherrschaft verantwortlich. Die Aufgaben dieses Qualitätssicherungs-Verantwortlichen für Brandschutz können auch von Schreinern übernommen werden – vorausgesetzt, sie verfügen über die nötige VKF-Ausbildung.
Die Höhere Fachschule (HF) Bürgenstock bietet für Planer, Sachbearbeiter/Avor und Unternehmer sowie für Zulieferer aus dem Beschläge- oder Plattenhandel das Seminar «Brandschutzspezialist» an, neu in Zusammenarbeit mit der HF Südostschweiz (IBW) in Maienfeld GR (siehe Box). Die Referenten vermitteln allgemeine Grundlagen zum Thema Brandschutz im Objektbereich. Zudem werden konkrete Aufgabenstellungen aus dem Schreinerbereich bearbeitet.
Daniel Schmitt von der Schreinerei Voellmy & Co. in Basel hat das Seminar absolviert und ist überzeugt, dass das zusätzliche Wissen rund ums Thema Brandschutz für ihn wie auch für das Unternehmen einen Mehrwert darstellt. «Das Seminar gibt mir Sicherheit im Umgang mit dem Brandschutz. Früher agierten wir in diesem Bereich äusserst vorsichtig, denn die Angst, etwas falsch zu machen, war gross.» Neben Schmitt haben bereits drei weitere Mit- arbeiter aus der Schreinerei Voellmy das Seminar der HF Bürgenstock besucht.
Pierre Scheidegger vom VSSM ist überzeugt, dass Weiterbildungen im Bereich Brandschutz den Schreinereien wertvolles Know-how vermitteln, damit sie sich spezialisieren und gegenüber der Konkurrenz abheben können. «Die Schreinereien werden auf diese Weise zu zuverlässigen Brandschutzpartnern für Architekten und Planer.»
Das Thema Brandschutz geht auch die Monteure von Schreinereien etwas an. Deshalb bietet die HF Bürgenstock auch ein Brandschutzseminar für Monteure an. Es vermittelt die planerischen Hintergründe, damit diese vorschriftskonform in die Praxis umgesetzt werden können. «Es ist wichtig, dass den Monteuren die Zusammenhänge im Brandschutz bewusst sind», sagt Scheid-egger und spricht dabei beispielsweise die unterschiedlichen Brandschutzvorgaben je nach Hersteller an. Auch für Daniel Schmitt hört der Brandschutz nicht in der Planung auf, sondern gehört ebenso in die Weiterbildung der Monteure. «Sie brauchen das nötige Hintergrundwissen und eine gesunde Wachsamkeit auf der Baustelle. So sollten Monteure zum Beispiel wissen, dass Brandschutzelemente zwingend so montiert werden müssen, wie sie geprüft worden sind.» Ausserdem stehen Monteure täglich in Kontakt mit der Bauherrschaft und werden dadurch unter anderem mit Fragen zum Thema Brandschutz konfrontiert. Dies ist für Schmitt ein weiteres Argument, der für eine Brandschutz-Weiterbildung der Monteure spricht.
www.hfb.chwww.ibw.chDie beiden Höheren Fachschulen Südostschweiz (IBW) und Bürgenstock spannen in der Brandschutzthematik zusammen. Durch diese Zusammenarbeit können sich Bündner Schreiner die Kenntnisse nun im eigenen Kanton aneignen. In Maienfeld wird das Brandschutz-Know-how im Rahmen eines eintägigen Grundlagenseminars für Monteure bis hin zur VSSM-Lizenzschulung für Spezialisten vermittelt.
Brandschutzspezialist
Brandschutz für Monteure
Zum Thema Brandschutz laufen ausserdem noch bis Ende November in allen Regionen der Deutschschweiz die VSSM-Fachanlässe. Die Daten dazu sind auf der VSSM-Internetseite einsehbar.
www.vssm.chVeröffentlichung: 08. Oktober 2015 / Ausgabe 41/2015
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