Mit wildem Holz vergossen


Das Spiel mit den beigemischten Pigmenten schafft Dynamik. Bild: Luckywood GmbH
Das Spiel mit den beigemischten Pigmenten schafft Dynamik. Bild: Luckywood GmbH
Giessharz. Bretter von wilden, knorrigen Bäumen bieten faszinierende Möglichkeiten, absolut einzigartige Möbel herzustellen. Damit diese lange Freude bereiten, muss sich der Schreiner auf einen neuen Weg begeben. Er ist steinig, aber lohnt sich.
Feste, glasartige Materialien haben eine Faszination, der sich kaum jemand entziehen kann. Doch Glas entsteht mit grosser Hitze und mit Einrichtungen, die weit über die Möglichkeiten einer Schreinerei hinausgehen. Glas muss bei Spezialisten so bestellt werden, wie es später eingesetzt wird.
In jeder Schreinerei bearbeitbar sind Acrylplatten, doch auch sie zeigen Grenzen auf, besonders, wenn es um Verbindungen mit anderen Materialien geht. Seit ein paar Jahren sieht man dennoch vermehrt wilde, zerrissene Massivholzbretter, die trotz ihrer miesen Qualität als Tische genutzt werden können. Damit das geht, wurden die fehlenden Übergänge und Aussenbereiche mit einem durchsichtigen, klaren, festen und äusserst widerstandsfähigen Giessharz aufgefüllt. Oft wird gleich die gesamte Fläche übergossen und das Holz wirkt schon fast wie von Glas umhüllt. Ein vorzeitliches Insekt in einem extrem klaren Bernstein wäre aber wohl eher ein passender Vergleich, denn auch hier handelt es sich um eine harte Form von Harz.
Wer sich auf die Suche nach giessbaren Harzen begibt, wird zwar einige finden, aber für die Anwendung in der Schreinerei ist dann die Auswahl sehr klein. Bei der Suter-Kunststoffe AG in Fraubrunnen BE wird darauf hingewiesen, dass Polyurethanharze sehr feuchtigkeitsempfindlich sind und stark aufschäumen. Polyesterharze haben einen sehr grossen Schwund, was ebenfalls nicht gut mit Holz zusammenpasst. Zudem wird das Material noch spröde. Bei der Graf & Günther AG in Strengelbach AG gibt es noch den Hinweis, dass Acrylharze für solche Einsätze zu weich sind. Das alles ist bei Epoxidharzen nicht der Fall. Sie sind nicht heikel bezüglich Restfeuchtigkeit, härten langsam aus und bleiben auch im harten Zustand zäh. Ihre grundsätzlich schlechte UV-Beständigkeit ist dafür ein Nachteil, denn das Harz wird gelb. Mittlerweile gibt es aber Produkte mit UV-Absorber, die den Prozess deutlich verlangsamen. Wird zudem das Element noch mit einem UV-Schutzlack beschichtet, kann der Prozess noch weiter hinausgezögert werden.
Bei der Global Tool Trading AG in Kriens LU lobt man dafür die positiven Aspekte, wie die hohe Haftfähigkeit, dass das Produkt lösemittelfrei und ölresistent ist und überaus hart wird. Das wiederum erlaubt, dass die Oberfläche gut polierbar ist. Und das Wichtigste: Epoxidharz lässt sich maschinell wie Holz bearbeiten.
Die bisher beschriebenen Eigenschaften stimmen eher positiv und dürften dazu motivieren, dieses Material auch einzusetzen. Der Zweikomponenten-Werkstoff hat leider auch ein paar Tücken, die den Einsatz erschweren können. Kunststoffe sind chemische Produkte, die im Detail auch mal unterschiedlich aufgebaut werden.
Bei der Tonet AG in Dullikon SO spricht man daher auch von vielen Giessharz- Anbietern in allen möglichen Preisklassen und somit auch Qualitäten. Ausser, dass das Harz mit einem UV-Absorber versehen sein muss, wird bei der Anwander Vertriebs GmbH auf die grossen Unterschiede bei der Endhärte hingewiesen. Alle genannten Lieferfirmen bieten für den Schreiner sehr gut verwendbare Produkte an und haben Erfahrung in deren Anwendung, die sie auch mit klaren Wegleitungen weitergeben. Graf & Günther bietet sogar Kurse an, und einige der Teilnehmer zeigen stolz Fotos von Kundenarbeiten.
Die Blasenbildung ist eines der Hauptprobleme. Das fängt schon beim Anmischen der Harzflüssigkeit an: Das Mischverhältnis zwischen der Stammflüssigkeit und dem Härter muss äusserst genau stimmen. Und es muss langsam und gut gerührt werden, um keine Blasen zu bilden. Holz besteht aus Zellen mit Hohlräumen, aus denen Luft und Gase austreten. Alle Holzflächen, die eingegossen werden, müssen daher vorgängig sehr gut mit einem Lack versiegelt werden, damit sich keine Blasen bilden können. Sollte es dennoch welche geben, können diese mit einem Heissluftföhn ganz vorsichtig zum Platzen gebracht werden – ein eher mühsamer, aber manchmal notwendiger Prozess.
Es gibt Harze auf der Basis mineralischer oder neuerdings sogar nachwachsender Rohstoffe, und sie können dünn- sowie dickflüssig sein. Dünnes Material braucht es beispielsweise beim Ausgiessen von Holzrissen. Wird zu viel auf einmal gegossen, sodass die Schichtdicke über dem vom Hersteller angegebenen Wert liegt, kann es zu chemischen Reaktionen kommen, und die Flüssigkeit wird heiss, bildet Blasen und ist unbrauchbar. Je nach Produkt sind laut Anbieter Schichten von 25 bis 100 Millimeter pro Durchgang realisierbar.
Nach jeder Schicht muss sichergestellt werden, dass kein Staub und dergleichen auf die Flüssigkeit fallen kann, denn der Aushärtungsprozess dauert einen ganzen Tag. Die Kunst ist es dann, anschliessend die nächste Schicht so aufzubringen, dass später stirnseitig keine Spur erkennbar ist.
Das Wort Giessen deutet es schon an: Da wird etwas Flüssiges in eine Form hineingeleert. Diese Form kann grundsätzlich mit ganz einfachen Mitteln gebaut werden. Es genügt als Grundlage eine stabile beschichtete oder eine glatte Platte mit einer Kunststofffolie darauf. Umrandungsleisten müssen gut fixiert sein, was auch für die Massivholzelemente der Auftragsarbeit gilt. Das gegossene Material hat Gewicht und führt zu einer Druckbelastung, der man etwas entgegenstellen muss.
Damit beispielsweise eine Tischplatte dann auch gleichmässig dick wird, muss die Form perfekt ausnivelliert sein. Sie muss auch mehrere Tage am Ort stehen bleiben, da die Aushärtezeiten sehr lang sind. Bis dann das Produkt der Form entnommen werden kann, sollten vier bis fünf Tage vergehen. Erst dann ist alles Material vollständig ausgehärtet und die ganze Platte spannungsfrei. Wer wirklich sicher sein will, wartet lieber noch etwas länger.
Jedes gegossene Objekt ist für sich ein kleines Kunstwerk mit einer eigenen Geschichte und einem aufwendigen Werdegang. Dieser lohnt sich nur, wenn vom Start weg professionell und mit hochwertigen Produkten gearbeitet wird. Auch dann braucht es noch Erfahrung, Können, eine gute Portion Geduld und den Blick für geeignetes Holz sowie wirkungsvolle Aufbauten.
www.swiss-composite.chwww.gglacke.chwww.gttag.chwww.tonet.chwww.anwander.chVeröffentlichung: 20. Februar 2020 / Ausgabe 8/2020
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