Mit Weitblick ausgestattet

Die Betten nehmen den Blick hinüber auf die Gipfel auf. Dieser prägt den Aufenthalt in der Region Hasliberg und deshalb auch die neuen Zimmer im Hotel Panorama. Bild: Christian Härtel

Hotel Panorama.  Für zehn Gästezimmer hat die Vogel Design AG die Planung und Ausführung des Umbaus übernommen. Trotz engen Kostenrahmens sind dabei hochwertige und gestalterisch anspruchsvolle Räume entstanden, die auf das Bestimmende vor Ort fokussieren: die Berge.

Der Name ist Programm. Vom Hotel Panorama in Hasliberg Reuti hat man auf gut 1000 Meter Höhe einen wunderbaren Blick über die Aareschlucht auf die Gipfel des Berner Oberlandes bis hin zum Eiger und hinüber zum Brienzer See.

Seit zwei Jahren ist Hanspeter Wenger der Besitzer, der auch das Hotel Reuti gegenüber betreibt und die Bergbahnen. Die Lage des Hotel Panorama ist einzigartig; man hat es in den Hang hineingebaut, sodass sich die Gästezimmer wie ein Band um das Gelände legen.

Zehn der insgesamt 88 Zimmer mit dem schönen Blick hat Wenger nun umgebaut, besser gesagt, die Vogel Design AG aus Ruswil LU hat sie umgebaut. Solche Arbeiten macht die Schreinerei in Eigenregie. Seit 1990 kümmert man sich um Umbauplanung, erklärt Paul Vogel. Er hat den Bereich Planung und Umbau inzwischen an das zehnköpfige Team abgegeben. Die Gesamtverantwortung der Firma hat sein Sohn Christian Vogel bereits 2015 übernommen.

«Wir bieten ein Gesamtkonzept inklusive Planung und Ausführung an.»
Paul Vogel, gründer Planung und Umbau, Vogel Design AG

 

Angefangen habe es mit dem Küchenbau. Die Schreiner mussten dabei immer wieder Aufgaben mit anderen Handwerkern organisieren, und so manches Mal sei am Ende die Steckdose doch nicht am rechten Platz gewesen, erinnert sich der Schreiner. «Ich dachte mir, das können wir besser. Wir sind mit der Terminplanung langsam ins Metier reingewachsen», sagt Vogel. Schliesslich kümmerte man sich immer umfassender um die Anliegen der Bauherren bis hin zu kompletten Bauleitungen samt Gestaltung und Kostenplanung.

Bei der Kostenplanung kann eine Fehlkalkulation schnell ins Geld gehen. Damit solche Fehler nicht passieren, brauche es ein breit abgestütztes Team mit langjähriger Erfahrung und Fachwissen über das komplette Bauhandwerk. Die Schreinerei plant alles selbst und kümmert sich auch um die ausführenden Handwerker der anderen Gewerke. So konnten mittlerweile viele Umbauprojekte umgesetzt werden.

Nah beim Kunden

Eines davon war die Planung des Umbaus im Hotel Panorama. Auch hier kam die Erfahrung des Teams zum Tragen, um die speziellen Tücken des Baus zu meistern. «Man weiss nie, was zum Vorschein kommt und wo die Überraschungen in einem Gebäude versteckt sind», erklärt André Meyer, Techniker Bauplanung Innenarchitektur bei Vogel. So seien die Fenster im Hotel Panorama optisch zwar gleich, aber immer wieder anders angeschlagen. Dadurch ergaben sich verschiedene Masse, und die Detailplanung der Fenster sei durchaus eine Herausforderung gewesen. Undichtigkeiten an den Balkonen, unterschiedliche Raumhöhen und Abflüsse der Badewannen schräg in die Wand anstelle von einer Leitungsführung in den Boden stellten weitere Überraschungen beim Umbau dar. Für die Ausführung der bodenebenen Duschen war die alte Abwasserführung eine Nuss, die es zu knacken galt.

«Wir sind nicht nur Schreiner, sondern bringen auch Fachwissen aus dem gesamten Baubereich in einen Umbau ein.»
André Meyer, Techniker Bauplanung Innenarchitektur, Vogel Design AG

 

Hilfreich seien neben der Erfahrung in der Art des Bauens der jeweiligen Zeit vor allem Kompetenzen, die über das Spektrum des Schreinerberufes hinausgehen. Spenglerwissen oder Dachdeckerqualitäten seien zwei solcher Bereiche, die immer wieder von Nöten seien, sobald der Aussenbereich tangiert wird, wie bei den Hotelzimmern mit den Balkonen. Auch die Lichtplanung macht die Vogel Design AG oft selbst. «Mit jedem abgeschlossenen Projekt kann man sich Licht im Raum besser vorstellen», sagt Meyer. Wenn es komplexer würde, stünde dem Team ein Lichtplaner zur Seite, der dann bis ins Detail rechnen und planen könne. Für die Hotelzimmer war der Einsatz des Beleuchtungsplaners jedoch nicht erforderlich. Die Räume haben keine Deckenleuchte, sondern werden allein durch die hinterleuchteten Elemente und die grosse Fensterfläche mit Licht versorgt. Im Zentrum steht dabei der Bettrücken mit dem hinterleuchteten Bergpanorama. An Wandverkleidung, Garderobe und auch über dem Fenster finden sich die linearen Leuchten. «Durch die Möglichkeit des Dimmens der Lichtbänder kann man damit recht gut umgehen und eine angenehme Lichtstärke für den Raum einstellen», erklärt Meyer. Etwas anders im Badezimmer, dort sind zusätzlich Deckenspots installiert, um dem fensterlosen Raum ausreichend Licht zu geben.

Gestaltung ist immer ein Prozess

Für den Umbau der zehn Doppelzimmer gab es einen limitierten Kostenrahmen, weshalb beim Entwurfsprozess auf das Wesentliche fokussiert werden musste. Bauherr Wenger und Schreiner Vogel kennen sich, und so konnte man sich aufeinander verlassen und sich gegenseitig vertrauen. Im Ergebnis sind die Zimmer schlicht und ohne überflüssige Einbauten umgesetzt. Das Bett steht im Zentrum, ist mit dem hinterleuchteten Bergpanorama wirkungsmächtig gestaltet. Weiteres Highlight ist das Sitzfenster, das zum Verweilen mit dem Blick nach draussen einlädt. «Man muss sich beim Entwurf entscheiden, worauf man den Fokus legt, sonst kann man nicht wirtschaftlich arbeiten», erklärt Meyer. Und schliesslich handle es sich um ein Berghaus, das schlicht, aber auch schön sein sollte und im Preis am Ende nicht durch die Decke gehen durfte, ergänzt Vogel.

So hat man auf einen Kleiderschrank und Schubladen verzichtet, nur wenige Tablare eingesetzt und sich auch bei der Technik auf das Nötigste beschränkt. Hier gibt es noch einen Zimmerschlüssel ohne Chipkarte und einen Lichtschalter ohne Automatik. Wer es dunkel mag, zieht die Vorhänge von Hand zu. «Jedes zusätzliche Tablar kostet. Nicht nur einmal, sondern ständig beim Reinigen, was in der Hotellerie ein wichtiger Punkt ist», erklärt Meyer die Idee hinter der Ausstattungsplanung.

Keine Kompromisse bei der Qualität

Damit die Zimmer gemütlich sind, war das schon im Empfangsbereich des Hotels verwendete Holz der Eiche wichtig. Das Holz kommt an Boden, Wand und Einbaumöbeln zum Einsatz, wo sinnvoll, auch massiv. Vor allem im Badezimmer. «Wenn Massivholz mit der Zeit etwas unschön wird, kann man die geölte Oberfläche nacharbeiten. Wenn es furniert ist, geht das nicht», sagt Vogel. Auch Schreibtisch und Kofferablagefläche sind deshalb massiv, die grossen Flächen der Wandverkleidung oder der Bettrücken sind dagegen furniert. Auffallend ist dabei, wie gut die Zeichnung und die Farbe der drei Elemente Parkett, Furnier und Massivholz zusammenpassen. Man hat den Eindruck, dass die Parkettfriese auch an der Wand verwendet wurden. Dem ist aber nicht so.

Auch beim Holz gehe es vor allem um Erfahrung, sagt Vogel. Und damit man die Farbe am Ende richtig einschätzen kann, würde Meyer schon mal einen nassen Lappen bei der Auswahl des Furniers auflegen. Ein Vorgehen, das sich durchaus lohnt, wie der Blick auf das Panorama zeigt.

www.panorama-hasliberg.chwww.vogeldesign.ch

Christian Härtel

Veröffentlichung: 29. August 2024 / Ausgabe 35/2024

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