Mit federnden Schritten
Die Rinde der Korkeiche wird mit der Axt eingeschnitten und vom Stamm abgelöst. Der Baum wächst trotzdem weiter. Bild: Amorim
Die Rinde der Korkeiche wird mit der Axt eingeschnitten und vom Stamm abgelöst. Der Baum wächst trotzdem weiter. Bild: Amorim
Kork. Kork kann nicht nur Pinnwand. Das Erscheinungsbild des natürlichen Rohstoffes ist so vielseitig wie seine Eigenschaften. Diese machen ihn besonders als Fussbodenbelag oder -unterlage interessant. Die Schreinerzeitung gibt einen Überblick über aktuelle Produkte.
Seit einigen Jahren ist das Eichenholz das Mass aller Dinge in der Möbelindustrie und der Baubranche. Besonders bei den Böden wird kaum mehr eine andere Holzart verwendet. Dabei überzeugen nicht nur die technischen Eigenschaften des Holzes, sondern auch die optischen.
Es gibt allerdings eine Eichengattung, bei der nicht das Holz im Fokus steht, sondern die natürliche Schutzschicht des Baumes, die Rinde. Diese fällt in der Holzindustrie in der Regel als Abfallprodukt an und wird vorwiegend zum Heizen verwendet. Bei der Korkeiche sieht das Ganze etwas anders aus. Denn hier ist die Rinde der wertvollste Rohstoff des Baumes. Wie der Name vermuten lässt, wird aus der Rinde der Korkeiche nämlich Kork gewonnen.
Das Besondere dabei ist, dass es sich bei der Korkrinde um einen nachwachsenden Rohstoff handelt. Der Baum lebt auch nach der Entfernung der Rinde weiter. So können Korkeichen über die gesamte Lebensspanne Kork produzieren. Im Alter von zirka 25 Jahren können die Bäume das erste Mal geschält werden. Im Zyklus von 9 Jahren wird die Ernte wiederholt. Dies wird nicht etwa maschinell oder mithilfe von technischen Geräten gemacht, sondern in Handarbeit mit der Axt. Sind die Schnitte zu tief, kann dies auch die Korkeiche nicht verkraften, und sie stirbt ab. Aus diesem Grund werden die Arbeiten nur von spezialisierten Fachleuten ausgeführt.
Die Korkeiche wächst im ganzen Mittelmeerraum, wobei mehr als die Hälfte der weltweiten Korkproduktion aus Portugal stammt. Der gewonnene Kork wird vorrangig für die Produktion von Flaschenkorken verwendet, was etwa 70 % der Wertschöpfung des Rohstoffes ausmacht. Hierfür kann allerdings der Kork der beiden ersten Ernten nicht verwendet werden, da die Qualität des Materials nicht ausreicht. Erst aus dem Kork der dritten Abschälung werden Korkzapfen hergestellt. Das Rohmaterial aus den ersten beiden Ernten und die Resten aus der Zapfenproduktion wird zu Granulat oder Furnier verarbeitet und findet in vielen Bereichen Verwendung. Beispielsweise als Dichtmaterial in Maschinen und Geräten, bei Pinnwänden, im Blasinstrumentenbau, in der Textilbranche sowie auch als Bau- und Dämmstoff. Sogar in der Raumfahrt wird Kork als Dämmmaterial eingesetzt.
Kork hat einige Eigenschaften, die das Material als natürlichen Rohstoff einzigartig machen. So ist er sehr leicht, flüssigkeits- und gasundurchlässig, elastisch und komprimierbar, wärme- und schallisolierend, feuerhemmend und hochabriebfest sowie vollständig recycelbar. Die hervorragen- den wärmedämmenden Eigenschaften verdankt das Material den sogenannten Suberinzellen. Diese winzigen, fünf- oder sechseckigen Waben sind mit einem luftartigen Gas gefüllt. Die Zellwände sind sehr flexibel. Deshalb lässt sich Kork zusammendrücken und kehrt in seine ursprüngliche Form zurück, sobald der Druck nachlässt.
Immer häufiger wird Kork beim Hausbau als Dämm- und Isolationsmaterial eingesetzt, denn er ist von Natur aus gegen Fäulnis, Verrottung und Schädlingsbefall resistent. Doch das klassische Anwendungsbeispiel im Bauwesen ist wohl die Wärme- und Trittschalldämmung unter oder in dem Fussbodenbelag. Aufgrund seiner Flexibilität schont ein Korkboden die Gelenke und kann zur Verbesserung der Körperhaltung beitragen. Zudem absorbiert Kork keinen Staub und ist damit hypoallergen.
Bei allen Vorteilen gibt es allerdings auch ein paar Punkte, die man beachten sollte, bevor man sich für einen Korkboden entscheidet. Der natürliche Rohstoff hat seinen Preis. Inzwischen ist der Unterschied zu anderen Bodenbelägen aber nicht mehr so gross. Die Preise sind vergleichbar mit einem hochwertigen Parkett.
Wie die meisten natürlichen Materialien reagiert auch Kork auf Sonneneinstrahlung. So kann der Boden mit der Zeit etwas verblassen. Die verbreitete Meinung, dass ein Korkboden für feuchte Räume ungeeignet sei, stimmt allerdings nicht. So kann Klebekork generell problemlos in Küche oder Bad eingesetzt werden, beim Fertigparkett ist die Trägerschicht entscheidend. Diese besteht überwiegend aus HDF und kann bei Kontakt mit Wasser aufquellen. Hier gibt es aber Produkte, die wasserresistent sind.
So gut sich die weichen und flexiblen Eigenschaften des Korks beim Begehen auch anfühlen, hat dies auch einen Nachteil: Punktuelle Belastungen durch Möbel oder Gegenstände können Abdrücke in der Oberfläche hinterlassen. Auch wenn sich das Material davon erholen kann, bleiben manche Abdrücke sichtbar. Deshalb sollte man Möbelfüsse mit Filzgleitern schützen.
Wem die klassische Korkoptik nicht zusagt, kann inzwischen aus einer breiten Palette an Holz- und Steindekoren auswählen. Beim sogenannten Print- oder Designkork wird die Oberfläche digital bedruckt.
Wie bei PVC, Vinyl oder Linoleum sind dadurch die Böden auf den ersten Blick kaum mehr von Parkett oder Steinfliesen zu unterscheiden. Bodenbeläge werden je nach Anwendungsbereich in folgende Beanspruchungsklassen unterteilt:
Dank der modernen Beschichtungsmethoden erfüllen die Printkorkböden inzwischen auch die mittleren Beanspruchungsklassen im gewerblichen Anwendungsbereich. Auch wenn oftmals natürliche Klebstoffe verwendet werden, sind die Designbeläge weniger nachhaltig als Naturkork. Seitens der Hersteller gibt es aber das Bestreben, statt der herkömmlichen Klebstoffe nur noch Naturharze als Bindemittel zu verwenden. Bald soll es auch Produkte geben, bei der die HDF-Trägerplatte durch eine Schicht aus hochverdichtetem Korkgranulat ersetzt wird.
Nachfolgend eine Produktauswahl an Bodenbelägen aus Kork.
Als Tochtergesellschaft des deutschen Unternehmens W. & L. Jordan GmbH vertreibt die Jordan Suisse AG mit Sitz in Buchs AG und Lonay VD unter dem Markennamen Joka textile und elastische Bodenbeläge, Parkett- und Laminatböden.
Mit «Listo», «Sentivo Soft» und «Sentivo Plus» finden sich auch drei Korkprodukte im Sortiment. «Listo» gibt es in 6 traditionellen Dekoren und den Formaten 600 × 300 und 900 × 300 mm.
Bei der «Sentivo»-Linie kann man aus 14 Holz- sowie 2 Steindekoren wählen. Die Kollektion ist in den Dimensionen 1292 × 246 mm erhältlich. «Sentivo Plus» hat mit 7,5 mm eine geringere Aufbauhöhe und kann auch als Normaldiele mit einer Breite von 193 mm bestellt werden. Dank der wasserresistenten «HDF Aqua Protection»-Trägerplatte und einer mikrokratzbeständigen Schutzschicht ist «Sentivo Plus» sowohl für den Einsatz in Badezimmern als auch in gewerblichen Bauten geeignet.
Mit der neuen Kollektion «Design Kork-Select» setzt die Naturo Flooring AG das natürliche Erscheinungsbild von Kork wieder in den Fokus. Den Bodenbelag gibt es in 16 verschiedenen Strukturen und Farben. Dank der «Hot Coating Plus»-Beschichtung erfüllt «Design Kork-Select» die Beanspruchungsklasse 33. Der Belag ist sowohl als Klebevariante als auch als Fertigparkett zur schwimmenden Verlegung erhältlich. Die Verarbeitung des Rohmaterials Kork sowie die Einfärbung erfolgten am Standort Sursee LU, was den Produkten die zusätzliche Auszeichnung «Made in Switzerland» verleiht. Auf der Website von Naturo Flooring können Kunden mithilfe eines Konfigurators die verschiedenen Designs der Bodenbeläge virtuell ausprobieren. Dazu kann ein Beispielbild verwendet, aber auch ein eigenes Foto hochgeladen werden. Der neue Boden kann dadurch anhand der gegebenen Umständen in den eigenen Räumen ausgewählt werden.
Mit «Bionatural» hat Amorim Cork Flooring eine neue Generation an Fussböden aus nachhaltigen Rohstoffen entwickelt. Das Produkt wird noch im Herbst dieses Jahres vorgestellt und aktuell zur Markteinführung vorbereitet. Bei «Bionatural» besteht nebst dem Trittschall- und Obermaterial aus hochverdichtetem Kork neu auch die Trägerschicht aus einem Korkgranulat. Zudem kommen ausschliesslich Naturharze als Bindemittel zum Einsatz. Somit kann auf herkömmliche Klebstoffe verzichtet werden, was dem Produkt eine noch bessere Ökobilanz verleiht. Die Oberfläche ist digital bedruckt und mit einer Synchronprägung versehen. Dabei wird die Prägung auf das Dekorbild abgestimmt und betont damit die Holzmaserungen. Somit entsteht eine natürliche Holz- oder Steinoptik mit allen Vorzügen eines Korkbodens, inklusive Wasserbeständigkeit. Laut dem Unternehmen ist dieses Verfahren auf einem Obermaterial aus Kork bisher einzigartig.
Mit Ziro betreibt der Ausbau-Fachhandel Zipse GmbH & Co. KG eine eigene Marke an Bodenbelägen. Das Korksortiment zählt dabei zu den Kernkompetenzen des deutschen Unternehmens.
«Corelan Plus» ist einer von sieben Korkbelägen aus dem Sortiment von Ziro. Es gibt ihn in sechs verschiedenen Holzdesigns und im Format 1200 × 210 mm. «Corelan Plus» hat eine Aufbauhöhe von 10,5 mm, ist frei von PVC und Weichmachern. Zudem ist der Bodenbelag für Fussbodenheizungen geeignet. Dank einer PUR-Versiegelung erfüllt der Belag die Beanspruchungsklassen 23 und 31. In der Schweiz vertreiben unter anderem die Woodpecker Group AG und die Olwo AG die Produkte von Ziro.
www.woodpeckershop.chwww.olwo.ch
Die Walo Bertschinger Central AG ist ein Totalunternehmen mit Sitz in Dietikon ZH. Das Familienunternehmen ist in sämt- lichen Märkten der Baubranche tätig und hat mit «Naturoliss» einen fugenlosen Flüssigboden auf Basis erneuerbarer Materialien im Sortiment. Aufgrund seiner Hauptbestandteile Kork, Holzmehl und Leinöl sowie des Bindemittels aus Biopolymeren besteht «Naturoliss» aus erneuerbaren Materialien und ist damit umweltfreundlich. Bei einer Schicht- stärke von 3 bis 4 mm ist der elastische Bodenbelag strapazierfähig sowie licht- und farbbeständig. Die breite Palette an 54 verschiedenen Farben bietet einen grossen Gestaltungsspielraum. Zudem ist der Bodenbelag auch bei Fussbodenheizung geeignet.
Bei dem Designkork «Samoa» der KWG Wolfgang Gärtner GmbH aus Deutschland kann der Kunde aus 16 verschiedenen Holzdekoren im Format 1235 × 200 mm wählen. Weiter gibt es «Samoa» auch in Natursteinoptik in 8 verschiedenen Dekoren in der Dimension 620 × 450 mm. Alle Formate und Dekore gibt es als Fertigparkett mit Klicksystem und 10 mm Aufbauhöhe oder als 5 mm tiefes Paneel für den geklebten Bodenaufbau.
Die Oberflächenvergütung «Hot Coating» schützt die Dekorschicht mit dem Digitaldruck. Die Produkte sind somit auch für den Einsatz im Objektbereich geeignet und erfüllen die Beanspruchsklassen 23 und 32. In der Schweiz werden die KWG-Bodenbeläge von der Eduard Steiner AG aus Uetendorf BE vertrieben.
Veröffentlichung: 05. Oktober 2023 / Ausgabe 40/2023
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