Mit dem Schild gegen Einbrecher
Gewöhnliche Schilder können Einbrecher mit einfachen Mitteln problemlos überwinden. Bild: Philipp Heidelberger
Gewöhnliche Schilder können Einbrecher mit einfachen Mitteln problemlos überwinden. Bild: Philipp Heidelberger
Sicherheit. Bei einbruchhemmenden Bauteilen ist der Schutz nur so gut wie die schwächste Komponente. Jedes Teil spielt eine wichtige Rolle. Insbesondere Türschilder und -rosetten übernehmen dabei gleich mehrere essenzielle Funktionen.
Sicherheits- oder Schutzbeschläge stellen einen wesentlichen Bestandteil einer einbruchhemmenden Tür dar. Nach wie vor begegnet man immer wieder Türen, die zwar mit einer Mehrpunkteverriegelung und gesicherten Bändern ausgerüstet sind, aber nur einfache Langschilder oder Rosetten aufweisen. Faktisch sind damit das Schloss und der Zylinder komplett ungeschützt. Die Materialstärken der Standardgarnituren liegen in der Regel bei etwa 2 mm. Solche Beschläge lassen sich ohne Weiteres mit einem einfachen Schraubenzieher aufbiegen und entfernen – auch jene aus Chromstahl. So gelangt ein Einbrecher problemlos an den Zylinder, um diesen abzubrechen, herauszuziehen oder aufzubohren. Gerade wenn die Tage wieder kürzer werden, sind solche Themen aktuell, und manch ein Hausbesitzer möchte sich besser schützen.
Entsprechende Schutzbeschläge erschweren solche Angriffe. Die Norm SN EN 1906 teilt solche Beschläge in vier verschiedene Schutzklassen (SK) ein, von gering bis extrem einbruchhemmend.
In Deutschland ist allerdings die Bezeichnung Einbruchschutz (ES) üblich. Sie bezieht sich auf die deutsche Norm DIN 18257. Dabei muss man beachten, dass die Nummerierungen nicht übereinstimmen, weil die SK-Klassierung bei 1 und die ES-Klassierung bei 0 beginnt. Deshalb sind in diesem Zusammenhang oft beide angegeben, in der Schweiz massgebend ist aber die Schweizer Norm und somit die Bezeichnung SK .
Ebenfalls nicht verwechseln darf man die SK-Klassierungen mit jenen der Resistance Class (RC). SK bezieht sich nur auf die Garnitur. Die RC-Klasse gibt an, wie einbruchhemmend ein ganzes Bauteil, also zum Beispiel eine ganze Tür inklusive Rahmen, ist. Aber in den Normen ist festgehalten, dass eine RC-3-Tür zwingend auch mit geprüf- ten SK-3-Schutzbeschlägen ausgerüstet sein muss. Dies hat den Vorteil, dass bei der RC-Prüfung des Elementes das Schild nicht mehr speziell angegriffen werden muss. Solche Vorgaben gibt es bei einbruchhemmenden Türen für alle Beschläge (ausser den Bändern) und auch für Gläser.
Entscheidend für die Wirksamkeit eines Schutzbeschlags ist die Wahl des Werkstoffs. Schilde müssen aus gehärtetem Stahl bestehen, um Anbohrversuchen zu widerstehen – in Schutzklasse SK 2 und SK 3 im Bereich um den Profilzylinder, in SK 4 das gesamte Schild. Je nach Hersteller gibt es aber noch Abdeckungen aus anderen Materialien wie Aluminium oder Messing. Schutzbeschläge müssen auch gegen die Abschlagversuche schützen: Im Prüflabor muss der Beschlag bei einer definierten Anzahl Schläge mit einem Meissel seine Funktion behalten. Die hochfesten Verbindungsschrauben sind besonders wichtig: Sie müssen die beiden Schilde fest miteinander verbinden, ohne zu reissen. Deshalb dürfen sie nicht gegen beliebige andere Schrauben ausgetauscht werden.
Zum weiteren Zubehör eines Schutzbeschlags zählen die Zylinderabdeckungen. Sie sind in der Dicke den Zylinderüberständen anzupassen. Ansonsten steht der Zylinder hervor, was wiederum potenzielle Ansetzpunkte für das Abbrechen von ihm bietet, selbst wenn er nur wenige Millimeter vorsteht. Ist die Abdeckung zu lange, lässt sich unter Umständen der Schlüssel nicht mehr einführen.
Werden aus gestalterischen Gründen Schilde abgelehnt, bieten sich rechteckige, runde oder ovale Schutzrosetten für den Schliesszylinder an. Sie können den Zylinder jedoch nur gegen das Abbrechen schützen und erst mit Zylinderabdeckung auch gegen das Herausziehen. Schutzrosetten sind nicht genormt und nicht klassifiziert. Experten empfehlen deshalb, sie an sicherheitsempfindlichen Türen und Toren nicht zu verwenden.
Ausserdem ist das Sichern des Schliesszylinders gegen das Zylinderziehen und Kernziehen für die Widerstandsklasse RC 1 nicht gefordert. Alternativ kann der Zieh- und Bohrschutz durch ein geprüftes Langschild mit Zylinderabdeckung gemäss SN EN 1906, Klasse 2 bis 4, gewährleistet werden. Jedoch darf für den Bohrschutz die Breite des Schlüsselschlitzes in der Zylinderabdeckung nicht grösser als 3,3 mm sein.
Von der Hoppe AG gibt es als gestalterische Alternative einen Kombi-Schutzbeschlag der Klasse SK 2. Diese Schutzbeschläge ermöglichen eine Ausstattung der Innenseite der Haus- oder Wohnungsabschlusstür mit einer Rosetten-Garnitur anstatt der üblichen Langschildvariante. Zudem erlauben sie unterschiedliche Material- und Farb-Kombinationen auf der Türaussen- und -innenseite. Allerdings dürfen diese Garnituren nicht mit Beschlägen anderer Hersteller kombiniert werden, dann entfällt die Zusage der Zertifizierung. SK-2-Garnituren gelten heute bei Eingangstüren praktisch als Standard.
Sicherheitsbeschläge der Klasse SK 3 werden von den Versicherungen bei erhöhten Risiken oft sogar vorgeschrieben – also dann, wenn es um hohe Versicherungssummen geht. Experten der Polizei und der Sicherheitsbranche empfehlen SK-3-Beschläge auch bei einem höheren Schutzbedürfnis, zum Beispiel bei besonders gefährdeter Lage eines Gebäudes. SK-4-Beschläge zeichnen sich durch massive und dicke Stahleinlagen aus, wodurch eine extrem einbruchhemmende Wirkung erzeugt wird. Sie kommen insbesondere bei sehr stark gefährdeten Gebäuden wie Banken, Versicherungen oder Behörden zum Einsatz.
Nebst der Wahl der richtigen Garnitur ist am Schluss auch die Montage entscheidend: Die Bohrungen für die Stütznocken und die durchgehenden Schrauben müssen präzise und mit den richtigen Durchmessern ausgeführt werden. So hat der Beschlag kein Spiel und bietet somit keinen Angriffspunkt. Für das Bohren vor Ort empfiehlt sich die Verwendung entsprechender Bohrlehren der Hersteller, wie es sie beispielsweise von der Mega Gossau AG gibt. Sie stellen nicht nur die Präzision sicher, sondern ermöglichen auch ein speditives Arbeiten. Für die Befestigung des Schildes darf man nur die vom Hersteller mitgelieferten Schrauben verwenden. Denn mit diesen wurde die Garnitur geprüft, und für speziell dicke Türblätter bieten die Hersteller passende Schraubenverlängerungen an. Um hier ebenfalls etwaiges Spiel zu vermeiden, gilt es, die Schrauben satt festzuziehen. Die durchgehende Verschraubung des Schildes hat noch einen weiteren positiven Effekt: Sie stabilisiert das Türblatt im Schlossbereich. Dadurch kann ein Aufspalten oder Ausbrechen des Blattes verringert werden, zum Beispiel wenn mit Keilen versucht wird, die Tür aufzubrechen.
Ein wichtiges Detail, das in diesem Zusammenhang manchmal auch vergessen geht, ist das richtige Anbringen des Drückers. Das Lochteil mit dem Inbus muss bei einbruchhemmenden Türen immer auf der Innenseite angebracht sein. Der Inbus muss dabei gut festgezogen werden, sodass er den Stift mit dem charakteristischen Klicken eindrückt. Anderenfalls kann ein Angreifer einfach den Drücker demontieren und erhält so einen besseren Zugang zum Blatt und dem Schloss. Ein Austausch von Schliesszylindern und Schutzbeschlägen ohne gutachtliche Stellungnahme ist bei RC-geprüften Türelementen nur dann zulässig, wenn die Montageart und die Stütznockenlänge der Schutzbeschläge unverändert bleiben und die zu tauschenden Schliesszylinder und Schutzbeschläge mindestens dieselbe Klassifizierung wie die ursprünglichen Baubeschläge aufweisen. Auf den im Schliesszylinder integrierten Zieh- und Bohrschutz darf nur dann verzichtet werden, wenn dieser im Schutzbeschlag integriert ist.
Wie am Anfang erwähnt, macht ein Sicherheitsbeschlag aus einer schlechten Tür noch lange kein RC-geprüftes Element. Dafür müssen Komponenten wie Bänder, Bandsicherungen, Schloss, Blatt, Rahmen, Schwelle und Gläser aufeinander abgestimmt sein und in einem offiziellen Prüfstand als Element geprüft werden.
Das Nachrüsten von Sicherheitsbeschlägen kann aber durchaus eine abschreckende Wirkung erzielen, da Einbrecher die Beschläge kennen und wissen, welche einfach zu knacken sind. Wichtig dabei ist, den Kunden ehrlich und korrekt zu beraten und darüber aufzuklären, was einbruchhemmende Sicherheitsbeschläge können und was nicht.
Veröffentlichung: 23. November 2017 / Ausgabe 47/2017
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