Hölzige Akzente fest im Griff haben

Spätestens beim Namen ist klar, woher Designer Adam Laws die Inspiration für die Form seines Möbelknopfes «Wok» hat. Bild: Furnipart

Griffe.  Als Designelement hat ein Möbelgriff einen bedeutenden Einfluss auf das Erscheinungsbild eines Möbels. Dabei muss er nicht immer aus Metall sein. Denn des Schreiners liebster Werkstoff macht auch als Griff oder Knopf eine gute Figur.

Der Zweck eines Möbelgriffs ist in erster Linie funktionaler Natur, denn er soll das Handling der Tür oder der Schublade erleichtern und somit den Zugang zum Inneren des Möbels ermöglichen.

Darüber hinaus kann ein Griff als gestalterisches Element, aber auch das Gesamtbild eines Möbelstückes signifikant beeinflussen. So spiegelt sich im Design der Griffe häufig der Stil der jeweiligen Zeitepoche wider. Während die Möbelgriffe etwa in der Zeit des Barocks kunstvoll verziert und in der Epoche des Jugendstils oft mit floralen Ornamenten versehen waren, folgten mit der Industrialisierung schlichte und schnörkellose Formen. Auch der aktuelle Möbelbau ist geprägt durch klare Linien und einfache Formen. Gerade bei Küchen und Schränken ging der Trend zuletzt hin zu kubischen Formen ohne vorstehende Elemente. Statt eines Griffes ermöglichen dabei Push-to-open-Lösungen, Griffmulden oder Griffleisten das Öffnen der Fronten.

Materialvielfalt

Die klassischen, aufgeschraubten Möbelgriffe und -knöpfe haben deswegen aber noch lange nicht ausgedient. Im Gegenteil, die Auswahl an verschiedenen Materialien, Oberflächen und Formen ist so gross wie nie. Konzentriert man sich auf die Werkstoffe, kommt man insbesondere um die Metalle nicht herum. Kein Wunder, denn Möbelgriffe aus Edelstahl, Messing, Kupfer oder Aluminium sind stabil, langlebig und lassen sich leicht reinigen, was besonders in Bereichen, in denen Hygiene eine Rolle spielt, ein grosser Vorteil ist. Materialien wie Stein, Leder oder auch recycelte Kunststoffe entsprechen dafür dem aktuellen Zeitgeist mit dem Fokus auf Natürlichkeit und Nachhaltigkeit. Dem Schreiner wird aber wohl schnell noch ein weiteres Material einfallen, das diese beiden Aspekte perfekt vereint, arbeitet er doch tagtäglich mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz.

Back to the Roots

Zu Griffen wird das Holz in den Schreinereien dennoch selten verarbeitet. Das wird in erster Linie daran liegen, dass die Kosten dafür in den meisten Fällen in keinem Verhältnis zu den Einkaufspreisen eines Standardgriffes aus einer Massenproduktion stehen. Eigentlich schade, denn Holz war eines der ersten Materialien, die der Mensch für Werkzeug und Gegenstände nutzte. Dementsprechend ist davon auszugehen, dass bereits seit den Anfängen des Möbelbaus Griffe aus Holz verwendet wurden. Vielleicht hat der Holzgriff in der heutigen Zeit aber auch deswegen ein etwas verstaubtes Image. Damals wie heute eignet sich der nachwachsende Rohstoff aufgrund seiner angenehmen Haptik jedoch hervorragend als Griffmaterial. Die natürliche Optik kann den Möbeln zudem einen warmen Charakter verleihen. Insbesondere bei der reduzierten Formensprache der heutigen Möbel und der derzeit trendigen, matten Erdtöne kann ein Griff oder Knopf aus Holz für einen eindrucksvollen Akzent sorgen. Höchste Zeit also, den Staubwedel hervorzuholen und beim Öffnen der Fronten wieder auf griffige Lösungen aus dem nachwachsenden Rohstoff zu setzen.

Besondere Lösungen aus Holz

Dass es sich für eine Schreinerei nicht lohnt, einen Standardgriff aus Holz selbst zu produzieren, muss nicht diskutiert werden. Bei exklusiven Arbeiten und besonderen Kundenwünschen sieht es hingegen anders aus. Hier kann der Schreiner sein Know-how und seine Kreativität ausspielen und einzigartige Grifflösungen kreieren. Die beiden Beispiele auf dieser Seite zeigen, dass es sich lohnen kann, auch mal um die Ecke zu denken. So wurde bei dem oberen Beispiel der Griff aus Nussbaumholz in die Schubladenfront integriert. Eingeklappt steht er gegenüber der Frontfläche nur gerade um die Tiefe der Fase vor und greift den Kontrast zwischen dem hellen Plattendekor und den dunklen Nussbaumkanten der Korpusseiten auf. Durch das Antippen auf das linke Drittel kann der Griff ausgeklappt werden. Als Achse dient eine 4 mm breite Messingstange, die in die Rückseite der Front eingefräst wurde. Eingebohrte Magnete halten den Griff jeweils in den beiden Endpositionen.

Auch bei dem Beispiel unten wurden zwei Magnete verbaut. Allerdings in einer stärkeren Ausführung, da der Griff rein magnetisch hält. Eine Haltekraft von jeweils 20 kg sorgt dafür, dass die auf Laufleisten geführte Schublade auch mit schwerem Inhalt bewegt werden kann. Auch wenn kein Möbelschloss verbaut wurde, kann die Schublade ohne den magnetischen Griff nicht geöffnet werden, da die Fronten in geschlossenem Zustand gegenüber dem Korpus zurückstehen. Bei der Gestaltung des Griffes wurde das Wabenmuster aus der Marketerie aufgegriffen.

Bequem bestellen

Hersteller und Händler bieten dem Schreiner unterdessen aber auch eine breite Auswahl an eindrucksvollen Grifflösungen aus oder mit Massivholz. Auch wenn der Holzgriff nicht der eigenen Werkstatt entstammt, bleibt dem Schreiner also dennoch genügend Gestaltungsspielraum, wie die folgende Auswahl zeigt.

 

Edle Griffe aus Dänemark

Wer in den letzten Jahren Holzgriffe in modernem Design suchte, kam um die Griffe von Vonsild kaum herum. Seit dem vergangenen Jahr gehört das dänische Unternehmen nun zur Furnipart A/S, die ihren Sitz ebenfalls in Dänemark hat. Unter «Vonsild by Furnipart» bieten die Unternehmen ein breites Angebot an Holzgriffen in Stilrichtungen von modern-minimalistisch bis hin zu klassischem Design.

In der Schweiz wird Furnipart durch die Beat Bucher AG vertreten. Auf der Plattform furnipart.ch finden Kunden Zugang zu den Möbelgriffen und -knöpfen des dänischen Herstellers. Schreiner können so ihren Kunden eine wesentlich breitere und individuellere Auswahl an Designs anbieten, ganz ohne die Einschränkungen durch physische Musterplatten, wie die Beat Bucher AG schreibt. Zudem haben die Endkunden die Freiheit, sich die Griffe in Ruhe und von zu Hause aus anzusehen.

Holzgriff mit einem Twist

Als besonderer Hingucker findet sich etwa der Möbelgriff «Twist» im Sortiment von Furnipart (im Bild rechts). Der Name ist bei dem Griff aus Eiche Programm, denn die Form entspricht einer um 180 Grad verdrehten Leiste. Der Griff ist sowohl lackiert als auch unbehandelt und mit den Lochabständen 224 und 320 mm erhältlich.

Ebenfalls ins Auge sticht die tropfenförmige Geometrie des Griffes «Drops» (siehe Illustration oben). Die runde Form geht dabei nahtlos in die Fläche des Griffbereichs über. «Drops» gibt es in drei verschiedenen Grössen in Eiche und Nussbaum Natur, lackiert, sowie in schwarz gebeizter Esche.

Bei den Schweizer Kunden beliebt ist der «Tuba handle». Auch dieser Griff ist in Nussbaum, Eiche und Esche erhältlich.

www.furnipart.ch

 

Handwerk aus dem Rheintal

In der Drechslerei Moser in Rebstein SG gibt es keine CNC. Jedes Produkt läuft durch die Hände von Albert Moser, der seit rund 40 Jahren an der Drehbank steht und den Familienbetrieb in dritter Generation führt. Auch wenn in der Werkstatt in Rebstein keine automatisierten Maschinen stehen, bietet das Ein-Mann-Unternehmen ein breites Sortiment an Möbelknöpfen an. So können etwa Knöpfe mit einem Vier-Kant-Dorn für ein Espagnolette-Schloss in verschiedenen Formen und Holzarten bestellt werden. Im Webshop des Unternehmens finden sich aber auch Möbelknöpfe mit und ohne Rampamuffen für die Befestigung mit einer M-Schraube beziehungsweise einer herkömmlichen Holzschraube. Die Knöpfe werden fertig geschliffen und unbehandelt geliefert. Auch wenn man immer eine gewisse Anzahl Knöpfe an Lager habe, könne es dennoch auch mal zu Lieferengpässen kommen, wie das Unternehmen schreibt. Auf Wunsch können Kunden das Holz für die Möbelknöpfe auch liefern und somit die Struktur oder Farbnuancen der Knöpfe mitbestimmen.

www.drechslerei-moser.ch

 

Hölzige Griffmulden

Mit «Limbo 1» und «Limbo 2» hat die Ostermann Schweiz AG zwei Griffmuldenprofile in Massivholz im Sortiment. Diese sind in europäischer Eiche und amerikanischem Nussbaum verfügbar – die Oberfläche ist jeweils unbehandelt. Je nach Einbausituation verwendet man «Limbo 1» (L-Profil) oder «Limbo 2» (C-Profil). Für beide Profile gibt es passende Endkappen in den beiden Holzarten sowie Montagesets mit Montageklötzen aus Buchenholz. Die Massivholzgriffmulden haben eine Länge von 2400 mm. Bei den Griffmulden «Polka 1 Deco» und «Polka 2 Deco» dient ein Aluminiumprofil als Träger für ein Echtfurnier. Die rohe Oberfläche in Eiche oder Nussbaum kann durch den Schreiner weiterbehandelt werden. Wie bei den Griffmulden in Massivholz stehen hier mit L und C zwei Profile zur Verfügung («Polka 1» bzw. «Polka 2»). Für beide Varianten gibt es farblich passende Endkappen sowie Innen- und Aussenecken aus Kunststoff; die Befestigungs- und Eckwinkel sind aus Stahl. Die Aluminiumgriffmulden mit Furnieroberfläche werden als Stangenware mit einer Länge von 5000 mm versendet. Alternativ können sie auch auf Mass bestellt werden.

Die Griffmulden «Limbo» und «Polka» sowie drei Massivholz-Griffleisten in Eiche finden sich auf der Ostermann-Website unter dem Suchbegriff «Holzgriff».

www.ostermann.eu/de_CH

 

Holz und Metall im Zusammenspiel

Rund ein Dutzend Holzarten lassen sich bei den Möbelgriffen «Art» und «Ana» der Beschläge U.S.W. AG individuell mit verschiedenen Metalloberflächen konfigurieren. Darunter sind etwa einheimische Arten wie Eiche und Nussbaum, aber auch exotische Hölzer wie Ebenholz, Zebrano oder Grenadill. Wenn bei einem Innenausbau aber ein bestimmtes Hartholz verwendet wurde, könne dieses auch angeliefert werden, wie das Unternehmen aus dem zürcherischen Thalwil schreibt. Bei den Metallteilen kann zwischen den Grundmaterialien Edelstahl und Messing gewählt werden. Beide Metalle sind in der Ausführung «geschliffen» oder «poliert» erhältlich. Edelstahl bietet zudem die Grundlage für eine PVD-Hartbeschichtung in verschiedenen Farbtönen. Das Messing wird im naturbelassenen Zustand mit der Zeit eine gewisse Patina ansetzen – es kann aber auch vernickelt, verchromt oder brüniert werden. Die Möbelgriffe «Art» und «Ana» haben einen Lochabstand von 128 mm.

Einen klassischeren Look bietet der Griff «Diva», dessen Design sich an den 20er- und 30er-Jahren orientiert. «Diva» ist in drei Lochdistanzen erhältlich (96 mm, 128 mm, 160 mm) und in den Oberflächen Silberglanz vernickelt, matt vernickelt oder Messing naturbelassen poliert. Das Griffstück ist aus Ebenholz.

Im Sortiment der Beschläge U.S.W. AG finden sich auch diverse Möbelknöpfe. Ein besonderer Hingucker sind dabei die Knöpfe in Tierform, die von Hand aus Ahorn hergestellt und bemalt werden. Rund 13 verschiedene Tierarten sind sowohl links als auch rechts schauend erhältlich.

www.usw.ch

Sven Bürki, SB

Veröffentlichung: 05. Dezember 2024 / Ausgabe 49/2024

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