Mit dem richtigen Rüstzeug für die Zukunft bereit
Laura Huber bedient in ihrem Lehrbetrieb die horizontale Plattensäge. Bild: PD
Laura Huber bedient in ihrem Lehrbetrieb die horizontale Plattensäge. Bild: PD
Viele Lernende dürfen in diesem Sommer ihren Lehrabschluss feiern. Doch wohin zieht es die jungen Schreinerinnen und Schreiner nach der Ausbildung? Zwei Frauen und drei Männer verraten, wie ihre Zukunftspläne aussehen.
Die letzten Prüfungen des Qualifikationsverfahrens sind abgelegt und die meisten Diplomfeiern sind bereits vorbei. Für etliche Lernende endet die vierjährige Schreinerlehre oder die zweijährige Ausbildung zur Schreinerpraktikerin und zum Schreinerpraktiker diesen Sommer. Doch wohin zieht es die jungen Frauen und Männer danach? Bleiben sie der Branche treu, gehen sie zur Armee oder zieht es sie in die Welt hinaus? Fünf Lehrabgängerinnen und -abgänger erzählen, was sie in Zukunft vorhaben, und schauen kurz auf ihre Ausbildung zurück.
Laura Huber weiss genau, was sie möchte. Jetzt, kurz nach dem Abschluss, tauscht sie die Arbeitskleider gegen das Tenue grün. «Wegen der Gleichberechtigung gehe ich in die Rekrutenschule», erzählt die 19-Jährige aus dem st. gallischen Nesslau. «Das ist eine besondere Herausforderung im Leben, die ich gerne annehme.» Sie rückt demnächst nach Burgdorf BE ein, wo sie die Ausbildung und die Prüfung als Lastwagenfahrerin machen wird. «Die Armee ermöglicht mir so die Chance, in eine völlig andere Berufswelt einzutauchen. Die Lkw waren meine erste Wahl.» Laura Huber freut sich sehr auf die RS. «Es ist etwas ganz anderes, als Schreinerin zu sein.» Dass sie bei den Lkw-Fahrern als Frau in der klaren Minderheit sein wird, ist ihr egal. «Wahrscheinlich bin ich sogar die einzige Frau. Das stört mich aber nicht. Ich arbeite gerne mit Männern zusammen und als Schreinerin kennt man diese Situation ja gut.»
Nach dem Militär geht die St. Gallerin zurück in ihren Lehrbetrieb, die Neue Creaform AG in Krummenau SG. Laura Huber findet den Betrieb super und hatte dort eine gute Ausbildungszeit, wie sie sagt. «Wir sind ein tolles Team und ich habe ein breites Spektrum an Arbeiten erledigen dürfen.» Am liebsten ist sie auf der Baustelle im Einsatz. «Es ist schön, das fertige Produkt zu sehen und auch mal mit der Kundschaft in Kontakt zu kommen.»
Ihre Berufswahl hat Laura Huber nie bereut. Ihr grosses Ziel ist nun, Schreinermeisterin zu werden. «An der Höheren Fachschule Bürgenstock kann man den Diplomlehrgang ab EFZ innerhalb von fünf Jahren absolvieren. Das nehme ich mir nun vor.»
Mitte August tritt Maurus Limacher seine neue Stelle bei Wohnkonzept by Roland Brändle in Zug an. «Mehr als die Hälfte meines Pensums werde ich dabei als Monteur unterwegs sein. Aber ich arbeite auch in der Produktion», erzählt der 19-Jährige aus Steinhausen ZG. Die Lehre hat er bei der Käslin Innenausbau AG in Steinhausen gemacht. «Meine Erwartungen an die vier Jahre wurden übertroffen. Es war eine super Grundausbildung, die mir viele Möglichkeiten für Neues offen lässt.» Im Betrieb war er einer von vier Lernenden und wurde vielseitig eingesetzt. Das Unternehmen produziert unter anderem Küchen, Türen und Möbel und ist allgemein im Innenausbau tätig. «Ich hätte bleiben können. Da ich aber nach der Lehre gerne einen neuen Betrieb kennenlernen möchte, habe ich mich dazu entschieden, auch nach anderen Möglichkeiten Ausschau zu halten. Mit diesem Stellenwechsel bietet sich mir die Chance, neue Wege für Problemlösungen zu finden und so den Horizont zu erweitern.» Als Erstanstellung passe es ihm auch, als Monteur zu arbeiten, da er in diesem Bereich noch Erfahrung sammeln möchte.
Im Winter wird er ins Militär nach Airolo TI gehen. «Ich werde Sanitäter und freue mich darauf. Das neue Wissen kann ich auch sonst brauchen», sagt Maurus Limacher. Während der RS bleibt er angestellt und kehrt dann in den Betrieb zurück. Dass beim neuen Arbeitgeber eine Stelle frei wird, hat der Lehrabgänger von Kollegen gehört. Es gab keine Ausschreibung und nach einem Vorstellungsgespräch entschied er sich schnell für die neue Herausforderung.
www.kaeslin.ag www.wohnkonzept.ch
Léonie Waeber aus Hofstetten SO kehrt der Werkstatt zwar den Rücken, nicht aber der Branche. Sie wechselt in die Einkaufs-Abteilung der Stöcklin Küchen AG in Aesch BL. «Organisieren liegt mir. Ich wollte deswegen gerne in die kaufmännische Richtung gehen und würde mich später auch gerne entsprechend weiterbilden», erzählt die 19-Jährige. Hinzu kam, dass sie als Bankschreinerin keine Anstellung gefunden hat. Auf Montage wollte sie nicht. «So hat das für mich gepasst. Ich freue mich sehr auf diese neue Herausforderung und den nächsten Schritt.» Einfach sei der Wechsel allerdings nicht gewesen, da die Unternehmen Personen mit Erfahrung bevorzugten. Sie hatte jedoch Glück und hat eine Stelle gefunden.
Auf ihre Lehre schaut Léonie Waeber positiv zurück. «Schreinerin ist ein super Beruf. In der Werkstatt herrscht allerdings manchmal ein rauer Umgang und ich hatte Mühe mit dem Heben. Ich spüre den Rücken regelmässig und habe leider auch schon Knieprobleme.» Deswegen komme ihr der Wechsel ebenfalls gerade recht. Sie sei diesbezüglich froh, dass die Ausbildung nun zu Ende ist. Ihre Lehre hat sie bei der Schreinerei Wenger in Reinach BL absolviert. Sie war dort eine von fünf Lernenden. «Als einzige Frau war ich zuerst schüchtern. Nach einem Jahr habe ich mich aber zurechtgefunden», erzählt sie. Nicht so behagt hatte ihr, dass sie als Frau auf den Baustellen immer aufgefallen und angeschaut worden sei. «Das müsste nicht sein.»
www.schreinerei-wenger.ch www.stoecklin-kuechen.ch
«Es waren vier gute, aber auch anstrengende Jahre mit all den Aufgaben und Pflichten in Schule und Lehrbetrieb», sagt Luca Arnold aus Müllheim TG. «Für die Teilprüfung hatte ich sehr viel geübt. Ich bin dann auch gut durchgekommen.» Er sei nun froh, dass er seine Abschlussprüfungen durch habe. Seinen Lehrbetrieb, die Herzog Küchen AG in Unterhörstetten TG, findet er super. Da er erst in einem Jahr ins Militär gehen wird, arbeitet er sicher bis dahin im Unternehmen weiter. «Ich erhalte einen unbefristeten Vertrag und habe schon vor, auch längerfristig zu bleiben», erzählt der 19-Jährige. «Der Schreinerberuf ist an und für sich nicht schlecht. Ich finde einfach das Lohnniveau etwas zu tief. Nur mit einem Schreinerlohn kommt man nicht weiter.» Der Thurgauer plant deswegen, bald die entsprechenden Weiterbildungen zum Fertigungsspezialisten und dann zum Projektleiter anzugehen. «Während der Studienzeit hat man dann allerdings auch wieder weniger Geld zur Verfügung, weil man neben der Weiterbildung nur Teilzeit arbeitet.» Er möchte jedoch weiterkommen und fände es schade, die Schreinerbranche zu verlassen.
Bei der Herzog Küchen AG wird er als Lehrabgänger künftig vermehrt in der Werkstatt beschäftigt werden. «Der Bau ist nicht so mein Ding», begründet Luca Arnold. «In den letzten vier Jahren habe ich viel furniert und allgemeine Bankarbeiten erledigt. Neu werde ich das CNC-Bearbeitungszentrum bedienen, was ich bisher selten gemacht habe.» Das findet er interessant. «Ich werde einen Kurs besuchen und freue mich auf die neue Aufgabe.»
Gerade hat Robin Senn aus Aarau AG sein eidgenössisches Fähigkeitszeugnis erhalten und ist stolz darauf. Sein Lehrvertrag bei der Schmidli AG in Buchs AG läuft noch bis Anfang August. «Dann mache ich mit meiner Freundin einen Monat unbezahlte Ferien in Italien. Das haben wir uns verdient», sagt der 19-Jährige und lacht. Danach kehrt er zur Schmidli AG zurück und wird als Monteur angestellt. «Ich freue mich sehr darüber. Mir gefällt die Arbeit auf den Baustellen.» Er mag den Kontakt zu den Kunden und montiert allgemein lieber, als zu produzieren. Sein Lehrbetrieb stelle alles Mögliche her: Fenster, Türen und Küchen. «Auf Montage sehe ich den Fortschritt der Arbeit. Und es ist schön zu sehen, wie das fertige Produkt aussieht.»
Die Lehre als Schreiner war für den Aargauer die richtige Wahl. «Ich habe nur in diesem Beruf geschnuppert und wusste, dass ich das machen möchte», erzählt Senn. «Es waren vier sehr gute Jahre. Ich habe noch nie so viel gelernt wie in dieser Lehre.» Nicht nur schulisch und beruflich, sondern auch sehr viel zwischenmenschlich. «Wir haben ein lässiges Team.» Er war auch nicht der einzige Lernende, sondern hatte noch zwei jüngere Kollegen. Ein Wechsel von der Schreinerbranche weg ist derzeit für Robin Senn kein Thema. «Ich will sicher zwei bis drei Jahre arbeiten und Erfahrungen sammeln.» Er könnte sich zwar vorstellen, später noch in die Polizeischule zu gehen, doch eine Weiterbildung in der Schreinerbranche sei für ihn ebenfalls denkbar. «Ich mag es, wenn ich nicht weiss, was mich am nächsten Tag bei den Kunden erwartet.»
Veröffentlichung: 07. Juli 2022 / Ausgabe 27-28/2022
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