«Mein Schaf heisst Ragout»


Angelo, Schreiner im zweiten Lehrjahr, macht sich auf den Weg zum Schafberg. Bild: Jasmin Mathis
Angelo, Schreiner im zweiten Lehrjahr, macht sich auf den Weg zum Schafberg. Bild: Jasmin Mathis
Schafhirte. Seit zehn Jahren betreut der Schreinerlernende Angelo Mooser 290 Schafe auf der Alp Schafberg am Jaunpass. Zwei Schutzhunde unterstützen ihn im Kampf gegen Raubtiere wie den Wolf oder Luchs. Falls einmal ein Tier erkrankt, weiss er, wie er den Tieren helfen kann.
«Schafe sind tolle Tiere. Ich mag es, sie zu streicheln und sie gehorchen mir auf das Wort». Angelo Mooser nimmt zwei Mal pro Woche den Weg zum 2230 Meter hoch gelegenen Schafberg in Kauf, um nach den rund 290 Schafen zu schauen. Rund 1200 Höhenmeter kann er teilweise mit der landwirtschaftlichen Maschine fahren, die restlichen 45 Minuten muss er zu Fuss zurücklegen. Das tut er gerne, schliesslich ist er gewissermassen mit den Schafen aufgewachsen und kennt sie in- und auswendig. «Der Vater meines Stiefvaters hatte Schafe. Als er vor zehn Jahren starb, übernahmen wir die Aufsicht der Tiere. Im Alter von sieben Jahren begann ich Schafe zu hüten», erklärt der 17-Jährige.
Die 290 Tiere gehören diversen Bauern, das 65 Hektar grosse Weideland gehört aber der Familie Buchs-Mooser. Diese hat 23 Milchschafe im Stall. Angelo hilft auch dort bei der Betreuung. Als Schafhirte auf dem Schafberg hat er einige Aufgaben zu erfüllen: Er muss die verschiedenen Krankheiten der Schafe wie Lippengrind, Klauen- fäule oder Gamsblindheit behandeln und sicherstellen, dass sich die Tiere auf dem richtigen Weideplatz befinden und es ihnen gut geht. Wenn beispielsweise ein Schaf ein gebrochenes Bein hat, muss Angelo den Vierbeiner zum Tierarzt bringen. Jedes Jahr steht ebenfalls die Wurmkur auf dem Programm. Alle Tiere erhalten eine Spritze. Diese Betreuung kostet den angehenden Schreiner rund zehn Stunden Einsatz in der Woche. Falls trotz aller Fürsorge ein Tier stirbt, gehört auch die Entfernung der Ohrenmarken zu Angelos Arbeit.
Angelo betreut die Herde nicht alleine, sondern mit drei weiteren Jungs sowie zwei Schutzhunden. Die Schutzhunde sind wichtig bei Gefahren durch den Wolf und den Luchs. «Der Wolf kommt manchmal in unsere Region. Dieses Jahr war er in der Kaiseregg und hat das erste Mal 16 und das zweite Mal 29 Schafe gerissen. Die Herde hatte keine Schutzhunde. Glücklicherweise hatten wir bisher keine Probleme und Verluste auf dem Schafberg durch dieses Raubtier.» Allerdings gibt es seit Jahren einen Wolf rund um den Jaunpass. Kürzlich wagte er sich sogar bis auf 50 m an das Haus der Familie Buchs-Mooser heran.
Angelo betreut die Herde jeweils von Mai bis Mitte September. Danach werden die Schafe am Schafscheid (Bettagsmontag) von den Bauern abgeholt. Anschliessend werden sie über den Winter in einem Stall untergebracht oder verkauft.
Sobald im Frühling der Schnee geschmolzen ist, es genügend Gras hat und alles eingezäunt ist, werden die Tiere wieder auf den Schafberg geführt. Seit einem Jahr laufen auch zwei Schafe von Angelo mit. Er hat eines zu seinem 16. Geburtstag geschenkt gekriegt, das nun Nachwuchs erhalten hat. «Das ist mein Lieblingsschaf und heisst Ragout, wie das Voressen», witzelt der junge Schafhirte. Nächstes Jahr hütet Angelo nochmals die Schafe, ein Jahr später wird er wegen der LAP pausieren. Was danach passiert, ist für ihn klar: «Das Schafhüten wird immer bleiben, darauf möchte ich niemals verzichten.»
Veröffentlichung: 03. Oktober 2013 / Ausgabe 40/2013
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