«Mein Möbel wird von vielen angeschaut werden»

Die vier Möbel mit viel Profil stehen hier noch in der Werkstatt. Zwei hat Marc Stüssi aus Ahorn- und zwei aus Arvenholz produziert. Bild: Tschudi Holz AG

Am Eidgenössischen Schwingfest 2025 im Glarnerland wird im Gabentempel ein Möbel stehen, das die Tschudi Holz AG in Ennenda produziert hat. Geplant und hergestellt hat es Marc Stüssi, der im dritten Lehrjahr ist. Auf was er besonders achten musste, erzählt der 18-Jährige im Monatsinterview.

Wie bist du zum Auftrag des Beistellmöbels mit Türchen und Schubladen gekommen?

Marc stüssi: Mein Chef hat mir den Auftrag gegeben. Ich sollte vier solche Möbel planen und produzieren. Er hat mir dafür ein Foto von einem ähnlichen Objekt gezeigt und liess mich machen.

Wie ist das gelaufen?

Zuerst habe ich Skizzen angefertigt. Diese waren umfangreich, da es viele Herstellungsschritte gab. Mein Chef hat mir konstruktives Feedback gegeben, und ich habe kleine Änderungen vorgenommen. Zum Beispiel habe ich die Breiten der Schubladen angepasst. Dann schrieb ich den Arbeitsablauf und die Holzliste.

Welches Holz hast du verwendet?

Zwei Möbel sind aus Arve, zwei aus Ahorn hergestellt. Die Schubladen sind jedoch alle aus Ahornmassivholz. Für das Innere des Möbels habe ich teilweise Spanplatten verwendet, aussen ist alles massiv. Wegen der zwei Holzarten musste ich beim Zuschnitt darauf achten, dass ich beim Arvenholz die Äste drinlasse und beim Ahorn hingegen die Äste rausschneide.

Gab es Herausforderungen?

Ich fand die Möbel anspruchsvoll, was mir aber Spass gemacht hat. Ich durfte erstmals an solchen Profilen arbeiten. Diese waren eine Herausforderung.

Worauf musstest du speziell achten?

Vorne an der Front habe ich zum Beispiel mit dem Stechbeitel die Ecken ausgestemmt, und die feinen Profile habe ich zusammengesetzt. Ich musste schauen, dass die Profile und Konterprofile schön übereinstimmen. Beim Sockelprofil habe ich die Ausschnitte mit der Stichsäge ausgeschnitten und bündig gefräst. Das meiste habe ich mit der Kehlmaschine bearbeitet. Zudem habe ich viel gedübelt, einen Teil Lamellos verwendet, ein Teil geschraubt und dann verdeckt.

Bist du mit den Möbeln zufrieden? Dein Chef auch?

Ja, ich finde, es ist sehr gut gelaufen, und ich bin stolz, dass ich diese Möbel produzieren durfte. Auch mein Chef ist zufrieden. Eines der Möbel soll nächstes Jahr beim Eidgenössischen Schwingfest hier bei uns im Glarnerland als Preis gestiftet werden. Das macht mich doppelt stolz. Viele Leute werden es im Gabentempel sehen.

Interessierst du dich für den Schwingsport?

Nein, eigentlich gar nicht. Aber vielleicht werde ich die Gelegenheit nutzen und mir den Wettkampf einmal anschauen und miterleben.

Darfst du im Alltag viele Aufträge selbstständig ausführen?

Ja, sehr oft. Aber dieser Auftrag war speziell. Denn ich war rund zwei Monate mit der Planung und der Produktion beschäftigt. Ich mache sonst oft Türen, Fensterbretter, andere kleinere Projekte oder helfe auf dem Bau.

Arbeitest du mehr in der Werkstatt oder draussen?

Mehrheitlich in der Werkstatt, was mir auch lieber ist. Ich bin zwar schon auch gerne auf einer Baustelle und sehe, wie Objekte montiert werden oder was ich das nächste Mal verbessern könnte. Das macht den Beruf auch so abwechslungsreich.

In welchen Bereichen ist dein Lehrbetrieb tätig?

Wir sind oft im Innenausbau tätig, zum Beispiel von Einfamilienhäusern. Wir stellen Türen oder Carports her. Ab und zu produzieren wir auch Küchen und bearbeiten kleinere Aufträge. Das Besondere ist, dass die Tschudi Holz AG eine Schreinerei und Zimmerei hat. So kommt es auch vor, dass ich mal auf dem Holzbau aushelfe.

War die Ausbildung zum Zimmermann für dich eine Alternative?

Nein, nein. Das wäre nichts für mich. Ich bevorzuge die kleinen und feinen Arbeiten. Schreiner ist schon das Richtige für mich. Zudem arbeite ich lieber drinnen, als bei jedem Wind und Wetter draussen auf der Baustelle im Einsatz zu sein.

Du bist im dritten Lehrjahr. Bereitest du dich bald auf die Teilprüfung vor?

Demnächst möchte ich mit den ersten Trainings anfangen. Ich werde dafür meinen Oberstift um einige Tipps bitten. Ich freue mich auf diese Herausforderung.

www.tschudi-holz.ch

 

Interview mit

Marc Stüssi aus Linthal im Kanton Glarus. Er ist 18 Jahre alt und im dritten Lehrjahr als Schreiner EFZ bei der Tschudi Holz AG in Ennenda GL. In die Berufsschule geht er nach Ziegelbrücke. In seiner Freizeit ist er im Turnverein aktiv und ist auch einmal im Monat für das Training von Kindern und Jugendlichen verantwortlich. Im Winter ist er oft auf seinen Ski oder dem Snowboard unterwegs oder geht langlaufen. Am liebsten in Braunwald GL. Er gehört einem Skiclub an. Zudem spielt er auch gerne Tennis.

 

«Bisher interessiert mich der Schwingsport nicht.
Eventuell schaue ich zu.
»

«Dieser Auftrag war speziell.
Ich war rund zwei Monate mit der Planung und
der Produktion beschäftigt.
»

 

Nicole D’Orazio

Veröffentlichung: 07. November 2024 / Ausgabe 45/2024

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