Licht zum Greifen nah

Bild: Se-Lightmanagement AG Alpine Lodge in Pontresina: Licht aus dem Handlauf, eingesetzt als Akzent- und Funktionsbeleuchtung.

Handlauf.  Licht aus dem Handlauf blendet nicht oder dient als Sicherheitsbeleuchtung für Treppen. Heute setzt man dafür oftmals LED ein. Die Technologie erfordert jedoch viel Fachwissen. Deshalb werden Handlaufleuchten häufig von verschiedenen Firmen gemeinsam entwickelt.

«Für uns ist ein Handlauf mit integrierter Beleuchtung im Grunde genommen jedesmal eine neue Leuchte», erzählt Hermann Wehrli von der Se-Lightmanagement AG in Spreitenbach. Entsprechend aufwendig und individuell wird diese entwickelt, zumal eine Handlaufleuchte ja zusätzlich statischen Belastungen standhalten muss. Der Leuchtenproduzent arbeitet deshalb stets mit externen Architekten und Lichtdesignern zusammen. Im Fall der «Alpine Lodge» in Pontresina beispielsweise habe man einen beleuchteten Handlauf sogar in Holz ausgeführt.

Lichthandlauf vom Profi

Das ist nicht die Regel. Bei Handläufen mit integriertem Licht wird heute nämlich vielfach LED eingesetzt. Damit die moderne Technologie gut funktioniert, ist die Wärmeabfuhr von Bedeutung. Nur bei optimaler Betriebstemperatur ist die auf den Leuchtmitteln angegebene Lebensdauer nämlich auch gewährleistet. Dass diese bei einem Wärmestau rasch abnehmen kann, zeigen Untersuchungen des LED-Spezialisten Vossloh-Schwabe. Bei einem Leuchtmittel wurde die Temperatur an der LED-Platine von 80 °C auf 60 °C reduziert. Diese Massnahme erhöhte die erwartete Lebensdauer des LED-Chips um sagenhafte 19 000 Stunden sowie die Helligkeit um 6%. Das Beispiel zeigt nur ansatzweise die Anforderungen, welche an ein Leuchtendesign gestellt werden.

Sicherheit auf der Treppe

Die Messergebnisse sind wohl als Grund dafür zu nennen, dass beleuchtete Handläufe kaum in Holz angeboten werden. «Holz ist ein schlechter Wärmeleiter», sagt Stefan Gisler von der L & G Inventron AG in Alpnach. «Handläufe aus Chromnickelstahl dagegen funktionieren zugleich als Kühlkörper und sind besser geeignet», ergänzt er. «Sie führen die entstandene Wärme ab.»

Ein Handlauf aus Metall erlaube es den Konstrukteuren aus diesem Grund, leistungs-fähigere LED-Produkte einzusetzen. Solche werden bei Sicherheitsbeleuchtungen benötigt. Als Richtwert für eine ausreichende Treppenbeleuchtung nennt Stefan Gisler 300 Lux. Die geforderte Lichtmenge unterscheide sich aber selbstverständlich von Projekt zu Projekt.

Akzentlicht gefällt und leitet

Andere Voraussetzungen bestehen, wenn lediglich Akzentlicht gefordert ist. «Hier kann der Schreiner mit handelsüblichen Produkten vielfach mitmischen», sagt Mike Kroll von den KMD Industrievertretungen. Für diesen Fall empfiehlt er den Einsatz von vorkonfektionierten, steckerfertigen LED-Leuchtmitteln, welche als Möbelleuchte geprüft sind. Doch sei es bei einem Handlauf nicht sinnvoll, eine in sich geschlossene Lösung anzubieten. Vielmehr müsse die Beleuchtung des Handlaufs in die Hausinstallation eingebettet sein, meint auch Walti Beeler von der Schreinerei Beeler AG, die auf Treppen spezialisiert ist. Der Grund: Man will das Licht ja auch ein- und ausschalten können. Deshalb zieht Beeler immer einen Elektriker zu Rate, sobald die Beleuchtung eines Handlaufs zum Thema wird. Dieser hilft auch bei der Verkabelung, denn der Personenschutz geht am Ende über alles. Beleuchtete Handläufe hat die Schreinerei Beeler AG im privaten Bereich zwar auch schon eingesetzt, das seien aber Ausnahmen, erzählt Walti Beeler.

Bei der Wahl des geeigneten Leuchtmittels nennt Gennaro Simeoli von der Karch AG die Zeitdauer als wichtigen Faktor, während der ein Licht täglich eingeschaltet ist. Ebenso sei das unterschiedliche Verhalten der eingesetzten Materialien bei Temperaturschwankungen zu beachten. Allenfalls müsse man die Leuchte mit nicht brenn- baren Baustoffen ummanteln.

Ein praktisches Beispiel

Im Fall der Handlaufleuchte in der Alpine Lodge in Pontresina hat ein Lichtplaner die benötigte Lichtmenge ermittelt, die sich aus direktem und indirektem Licht zusammensetzt. «Das war nötig, denn es gab im Treppenhaus keine andere Beleuchtung als diejenige aus dem Handlauf», erzählt Hermann Wehrli. Die eingesetzte Handlaufleuchte «H22 tief» verlangte im hölzernen Handlauf nach einer Nut von 22 mm Breite sowie derselben Tiefe. Diese Dimensionen hätten den Handlauf stark geschwächt, was konstruktiv wieder mit Verstärkungen aufgefangen werden musste, lässt Wehrli in Details einblicken.

In vorgegebenen Abständen setzte man Einschraubmuffen am Nutgrund, die wiederum zur Befestigung von Montageklammern dienten, die schliesslich das Leuchtprofil aufnahmen. Die Einspeisung geschah über den Handlaufbügel. «Bei der Stromführung mussten wir wegen des Spannungsabfalls darauf achten, dass die Zuleitungen nicht zu lange waren», so Wehrli weiter. Man habe die Verteilkästen entsprechend im Gebäude positionieren müssen.

www.se-ag.chwww.inventron.chwww.beeler-schreinerei.chwww.bkarch.ch

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Was ist ein guter Handlauf?

Ein guter Handlauf muss laut SIA-Norm in einem Abstand von 85 bis 90 cm über der Vorderkante der Auftritte liegen. Denselben Abstand gilt es gegenüber Bodenflächen einzuhalten. Die Enden eines Handlaufs sollten den Treppenlauf um mindestens 30 cm überragen. Bei Änderung der Laufrichtung darf ein Handlauf nicht unterbrochen sein. Er muss nahtlos um die Ecke laufen. Damit das Griffprofil optimal in der Hand liegt, gilt ein Durchmesser von 30 bis 45 mm als Richtwert. Der Abstand zur Wand muss mindestens 50 mm betragen. Staketen sind so von unten heranzuführen, dass die Hand das Profil vollumfänglich umgreifen kann. Die Enden des Handlaufs kröpft man am besten gegen die Wand hin ab, so dass niemand mit den Kleidern hängen bleiben kann. Am Ein- sowie am Austritt der Treppe werden mit Vorteil die Stockwerkbezeichnungen eingraviert. Fühlbare Elemente erleichtern hier auch sehschwachen Menschen den Zugang in eine andere Etage. Ein Handlauf muss vor allem aber auch kontrastreich gestaltet sein, um sich sichtbar von der Wand abzuheben.

MW

Veröffentlichung: 08. November 2013 / Ausgabe 45/2013

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