Leidenschaft für Holz und Hotels

Urs Kasper (39) mit seinem Fiat Dino Coupé. Der gelernte Schreiner entwickelt heute mit viel Herzblut Hotelkonzepte. Bild: Caroline Mohnke

Mit fünf Jahren wusste Urs Kasper, dass er Schreiner lernen will. Das steht in einem Eishockey-Büchlein, das er heute noch hat: «Darin mussten wir unsere Wunsch-Rückennummer aufschreiben, unser Lieblingsessen und unseren Traumberuf», sagt er. Der 39-jährige Vater von sechsjährigen Zwillingsbuben blickt von seinem Büro in Meggen LU auf den Vierwaldstättersee und die Alpen. Bald ist Weihnachten. «Dazu gehört Schnee.» Die ganze Familie feiert das Fest daher in Arosa, wo er aufgewachsen ist. Er erinnert sich gerne an seine Kindheit: «Berge, Schnee und Winter, das ist einfach etwas Schönes.» Obwohl die Lehrer sagten, er hätte das nötige Rüstzeug für das Gymnasium, interessierte ihn das Handwerk mehr: «Ich wollte mit den Händen arbeiten», erinnert er sich. Seine Eltern rieten ihm, mindestens drei Schnupperlehren zu machen. «Ich nahm auch den Landschaftsgärtner und den Zimmermann genauer unter die Lupe.» Doch er entschied sich für den Schreinerberuf. An die Lehre in Arosa erinnert er sich gerne: «Ich konnte viel selbst machen, kam an schöne Orte und arbeitete mit guten Leuten zusammen.» Schreibtischarbeit sei nie seines gewesen. So habe er die Schule vernachlässigt, was daheim nicht so gerne gesehen wurde. «Es gab einige Taucher, und ich musste Prüfungen unterschreiben lassen.» Trotzdem schloss er die Lehre mit einer Ehrenmeldung ab, was auch seine Eltern sehr freute.

Der Liebe wegen zog es Urs Kasper nach zehn Monaten Militär nach Luzern. Seinen Lebensunterhalt habe er sich in Rothenburg als Möbelschreiner verdient. «Wir fertigten filigrane Displays für die Uhren und Schmuckindustrie.» Auch im Bundeshaus hätten sie Aufträge ausgeführt. Schliesslich liebäugelte er doch noch mit einer Weiterbildung und schlug einen betriebswirtschaftlichen Weg ein. Nach dem Technischen Kaufmann machte er ein Nachdiplom in Betriebswirtschaft Fachrichtung «Strategische Unternehmensführung». «Um mein Studium zu finanzieren, arbeitete ich als selbstständiger Schreiner in einer Schreinerei.» Sein Vater, ein Unternehmer, der viel mit Immobilien und Hotels in Arosa und im Tessin zu tun hatte, ermöglichte ihm einen Einblick ins Geschäftsleben: «Er nahm mich mit an Verwaltungsratssitzungen, aber alles immer ohne Druck.» Nach dem Studium war Kasper bei der Karl Bucher AG in Goldau für Kalkulation und Einkauf verantwortlich: «Da kamen neue Dimensionen auf mich zu», erzählt er und fügt an: «Wir realisierten nicht nur Projekte in der Schweiz, auch in Dubai und New York waren wir tätig.» Als Mitglied der Geschäftsleitung seien das seine prägendsten Jahre gewesen. Vor rund acht Jahren sei er schliesslich ganz ins Geschäft des Vaters eingestiegen. Unter dem Namen Kasper & Sohn verfolgen sie beide ihre eigenen Projekte. «Das Entwickeln von Hotelkonzepten ist heute meine Leidenschaft. Mein handwerklicher Hintergrund kommt mir da zugute», sagt er.

Sein neustes Projekt ist das «BelArosa Chalet», ein Hotelneubau in Arosa mit viel traditioneller Bündner Baukunst. Da stecke sein Herzblut drin. «Ich bin ein Perfektionist und nicht zufrieden, bis die letzte Kerze am richtigen Ort steht», sagt er mit einem Lachen. Sei man in einer der zehn Suiten, wähne man sich in einem Chalet. Eine weitere Leidenschaft von Kasper sind seine beiden Oldtimer, ein Fiat Dino Coupé und ein 600 Multipla. Mit dem kleineren gehe er sehr gerne mit der ganzen Familie an den Markt nach Luzern.

Die Wochenenden hält er für seine Familie frei. «Wir fahren gerne Ski in Arosa, verbringen gemeinsame Zeit im Maiensäss oder auf dem Boot auf dem Vierwaldstättersee.»

«Ich bin ein Perfektionist und nicht zufrieden, bis die letzte Kerze am richtigen Ort steht.»

Caroline Mohnke

Veröffentlichung: 19. Dezember 2024 / Ausgabe 51-52/2024

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