Lackiertechnik mit Roboter und Halogen

Der Fensterbauer Reitz konnte mit den neuen Anlagen den Lackverbrauch senken. Bild: Range + Heine

PaidPost. Mit einer neuen Lackieranlage ist die Fensterfirma Reitz flexibler in den Losgrössen und kann die Qualität weiter verbessern. Auf die Halogentrocknung schwört der Fensterbauer Döpfner. Range + Heine plante und installierte beide Anlagen.

Michael Reitz ist begeistert: «Mit unserer neuen Lackieranlage konnten wir die Qualität unserer Fenster weiter verbessern, denn die Oberflächen sind jetzt noch hochwertiger.» Eine deutliche Senkung des Lackverbrauchs führt der Geschäftsführer der Firma Reitz als weiteren Vorteil an, wenn man ihn auf die neue Anlage anspricht.

Zwei separate Flut-Förderstränge

Die Anlage ist seit Januar 2019 in Betrieb und besteht aus zwei voneinander getrennten Kreisläufen, einem Spritz- und einem Flutkreislauf. «Wir haben im Flutkreislauf eine Besonderheit», erläutert Claudia Max-Heine. Sie ist Geschäftsführerin des Anlagenbauers Range + Heine, der die neue Anlage bei Reitz projektiert und installiert hat. «Wir haben die zwei Flutanlagen nicht auf einem Verschiebewagen angeordnet, sondern haben zwei separate Förderstränge gebaut. Jeder Förderstrang verfügt über eine eigene Flutanlage und eine jeweils eigene Abtropffläche. Damit entfällt das Säubern der Abtropffläche beim Wechsel von Weiss auf Lasurtöne.» Auf der Flowcomat P wird Weiss geflutet, die Flowcomat P+ wird für Lasuren eingesetzt.

Der Abtropfbereich hinter den Flutanlagen ist mit einer Hochdruckbefeuchtung ausgestattet; der anschliessende Trocknerbereich verfügt über insgesamt acht Axialventilatoren. Die im Flutkreislauf anfallenden Abwässer werden in einer Spülwasserkoagulieranlage R+H Waco 200 gesammelt und aufbereitet. Das gereinigte Abwasser kann, nach Rücksprache mit dem Wasseramt, in die Kanalisation eingeleitet werden.

Lackierroboter auf Verschiebewagen

Das Herzstück des Lackierkreislaufs ist ein Lackierroboter von CMA mit 2D-Schräglagen- und Tiefenerkennung. Er ist mit drei Farbpumpen für den automatischen Farbwechsel sowie einer Spülpumpe für die schnelle Reinigung ausgestattet. Der Lackierroboter ist in der Mitte der Spritzkabine auf einem Verschiebewagen montiert. «Wir haben hier eine Sonderkabine, in der die Traverse mit den zu lackierenden Teilen von einer auf die andere Kabinenseite verfährt. Der Roboter lackiert erst die eine Seite, dreht sich dann, wenn die Traverse vorbeifährt, und lackiert anschliessend die zweite Seite», erklärt Claudia Max-Heine den Ablauf. «Gleich- zeitig fährt im Rücken des Roboters bereits die neue Traverse ein.»

Teile bis 6 Meter lang

In der neuen Anlage können Teile bis zu einer Länge von 6 Metern lackiert werden. «Ausserdem gibt uns der Lackierroboter deutlich mehr Flexibilität bei den Losgrössen als unsere alte Automatik-Spritzkabine», betont Michael Reitz und ergänzt, die Firma sei immer mit dabei, wenn es um die Anwendung neuer Technologien gehe.

Ausgestattet ist der neue Spritzstand mit zwei Spritzwänden, die über Trockenfilterabscheidesysteme verfügen. Dem Spritzstand nachgeschaltet ist der Abdunstbereich mit einer Hochdruckbefeuchtung. Im Trocknerbereich sorgen Axialventilatoren für eine gleichmässige Luftbewegung.

Mit dem Anlagenbauer Range + Heine bei Stuttgart verbindet die Firma Reitz eine langjährige Beziehung. «Die Vorgängeranlage hat vor 25 Jahren auch Range + Heine gebaut und wir waren damit sehr zufrieden», sagt Michael Reitz. «Da war es für uns selbstverständlich, dass Range + Heine auch die neue Anlage plant und ausführt.»

Vorteile mit neuer Trocknungstechnik

«Die Qualität der Halogentrocknung überzeugte mich schon in den ersten Tagen. Sie ist deutlich besser und schonender als unsere bisherige Trocknung. Durch die Halogentrocknung richten sich die Fasern der Holzteile viel weniger auf, die Werkstücke sind deutlich glatter, und dadurch haben wir einen viel geringeren Schleifaufwand.»

Dies sagt Mario Döpfner, Geschäftsführer des Fensterbauunternehmens Döpfner in Gerolzhofen. Er ist von der neuen Trocknungstechnik begeistert.

Seit Ende Januar habe er zwei Halogentrockner in seiner Fertigung stehen, die nicht nur bessere Qualität liefern, sondern auch noch einen angenehmen Nebeneffekt hätten, wie er erzählt. «Die grossen Ventilatoren der alten Trocknung haben sehr viel Lärm gemacht und Staub aufgewirbelt. Mit der Halogentrocknung ist es jetzt in unserer Fertigung viel leiser geworden und auch die Staubbelastung hat enorm nachgelassen. Das ist eine deutlich bessere Umgebung für unsere Mitarbeiter.»

Halogen reduziert Trocknungszeit

Die Halogenbestrahlung ermöglicht eine forcierte Trocknung des Lackfilms auf dem Werkstück. Der Trocknungsvorgang dauert zwischen 30 und maximal 50 Minuten. In dieser Zeit werden die Lackschichten in der Tiefe vollkommen ausgehärtet, selbst bei schwierigen Teilegeometrien. Die von den Lampen abgegebene Strahlung dringt tief in den Werkstoff ein und trocknet ihn von innen nach aussen. Auch sehr dicke Lackschichten werden weniger erwärmt, Holzfeuchteänderungen können daher nahezu ausgeschlossen werden.

«Die im Vergleich zu anderen Verfahren deutlich reduzierte Trocknungszeit ermöglicht einen schnelleren Durchsatz und steigert somit die Effizienz der Anlage», bestätigt Claudia Max-Heine die Erfahrungen von Mario Döpfner. Ein weiterer Vorteil der Halogentrocknung ist, dass aufgrund der schnellen Trocknungszeit weniger Platz für die Zwischenlagerung benötigt wird. Die Halogentrocknung eignet sich optimal für wasserbasierende Lacke und für die Trocknung horizontaler Einzelteile. «Es ist ein verlässliches Trocknungsverfahren, das wir bei unseren Kunden vermehrt einsetzen», so Claudia Max-Heine. «Vor allem dort, wo es um hohe Kapazitäten geht.» Bei Fensterbau Döpfner stehen gleich zwei Halogentrockner. Einer trocknet die Werkstücke nach dem Aufbringen der Grundierung in einer der drei Flutanlagen, die bei Döpfner stehen, den anderen durchlaufen die Teile nach der Flut-Zwischenbeschichtung.

Döpfner modernisiert weiter

Zusammen mit dem Einbau der neuen Halogentrockner baute Range + Heine den Flutkreislauf innerhalb von knapp zwei Wochen komplett um und installierte in diesem Zuge auch eine neue Fördertechnik mit automatischer Traversenschrägstellung hinter den Flutanlagen. Auch dies ein innovatives Element, wie der schwäbische Anlagenbauer betont, da die Teile weit früher als in den bestehenden Systemen schräg gestellt werden und somit das Ablaufverhalten positiv beeinflusst wird. Der Umbau des Flutkreislaufs und die Installation der innovativen Förder- und Trockentechnik ist der Anfang einer kompletten Erneuerung der gesamten Anlage, die Range +Heine im Jahr 2004 bei dem Gerolzhofener Fensterbauunternehmen einbaute.

«So umfangreich war das gar nicht geplant», sagt Mario Döpfner, «aber dann kam eines zum anderen. Wenn schon, dachten wir, könnten wir auch die anderen Teile unserer Anlage modernisieren. Den Flut- und Lackierkreislauf zu einem zusammenschliessen und die Fördertechnik so organisieren, dass wir die Teile nicht mehr abhängen müssen, sondern am hängenden Teil schleifen können.» Ein Lackierplatz für übergrosse Teile steht in einem nächsten Schritt an, danach sollen die Handspritzstände durch Stände mit Lackierrobotern ersetzt werden. Diese umfangreiche Modernisierung ist, so Döpfner, allein der Technologie und Effizienz geschuldet.

Range+Heine GmbHLise-Meitner-Strasse 3

D-71364 Winnenden

Telefon +49 71 959 77 25 40
Fax +49 71 959 77 25 477
info[at]range-heine[dot]de

www.range-heine.de

Veröffentlichung: 23. Juli 2019 / Ausgabe 28-29/2019

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