Glaslackierung. Bunte oder getönte Gläser bringen Farbe in Küche und Badezimmer. Sie sorgen aber immer öfter auch für dekorative Elemente im Möbelbau. Dabei kann sich ein Schreiner mit gutem Oberflächenfachwissen durchaus an die Lackierung von Glas wagen.
Farbige Gläser finden heute im Fassadenbau, in Badezimmern, im Ladenbau, im Küchenbereich und im Möbelbau Verwendung – überall dort, wo Sichtschutz, Dekor oder Design als wichtiges Element der Gestaltung gilt. Dass Glas besonders in Form von Rückwänden und Abdeckungen in Nasszellen eingesetzt wird, kommt nicht von ungefähr. Schliesslich lässt sich der fugenlose Werkstoff gut sauber halten, sind doch Schmutz, Fett und Kalk leicht zu entfernen. Für den Einbau von bunten Gläsern bieten die grösseren Herstellerfirmen wie zum Beispiel Glas Trösch oder Schott verschiedene Typen von durchfärbten, maschinengewalzten Flachgläsern an. Diese finden meistens im grossflächigen Fassadenbau Verwendung. Für den Innenausbau eignen sich diese industriegefertigten Glastypen nur bedingt, da lediglich eine beschränkte Palette an Farbtönen angeboten wird und die Produkte vergleichsweise teuer sind. Stattdessen setzen Beschichtungsspezialisten auf Siebdruck, Folieneinsatz oder Einbrenn-Emaillierungen, bei Dekorelementen auf Ätzen oder Sandstrahlen. Die für den Schreiner günstigste und flexibelste Variante der Glasbeschichtung ist aber nach wie vor das Lackieren von Glas. Dieses Verfahren – ob buntes Glas, lasierend, deckend, satiniert oder mit anderen Effekten – lässt dem Lackierer praktisch sämtliche Gestaltungsoptionen offen. Zudem fallen meistens der Einsatz von teuren Folien oder für einmalige Aufträge angefertigte Schablonen oder Siebe weg.
«Es ist keine Hexerei»
«Das Lackieren von Glas ist auch für den Schreiner keine Hexerei», konstatiert Rolf Schmutz von der Lackfabrik Votteler AG. «Wenn die Vorarbeiten und der Spritzvorgang sorgfältig ausgeführt werden, ist auch durch den Holzspezialisten ein ausgezeichnetes Resultat zu erreichen.» Dies bestätigt Leo Baumgartner von der gleichnamigen Schreinerei in Zug. Der Lackauftrag auf der glatten Glasfläche ohne Wolkenbildung und Schmutzpartikel im Spritzbild sei zwar anspruchsvoll, «bei uns werden aber noch immer sämtliche Glasbeschichtungen für den eigenen Gebrauch in der Schreinerei ausgeführt». Bis vor wenigen Jahren hat die Schreinerei Baumgartner auch für andere Kunden Glaslackierungen ausgeführt. «Da Spritzwerke heute diese Arbeiten zu viel günstigeren Konditionen ausführen, haben wir diesen Zweig nicht weiter gefördert», erklärt Leo Baumgartner und konzentriert sich mit seinem Team weiterhin auf sein Kerngebiet, die Schreinerei.
Ohne Hemmungen an die Arbeit
Dem Werkstoff Glas kommt zugute, dass er frei von störenden Inhaltsstoffen und deshalb ein ideal zu beschichtender Träger ist. Das Werkstück wird vor der Lackierung mit Aceton, einem handelsüblichen Fensterreiniger oder einer Waschlösung von Staub, Öl und Fett gereinigt. Danach muss der Lack – je nach Herstellerempfehlung – als Zwei-Komponenten-Applikation oder als Einkomponenten-Version vorbereitet werden. Die meisten Lackfabrikanten bieten einen leicht ätzenden Glaszusatz an, welcher den normalen Spritzlacken als Haftungsvermittler beigemischt werden muss. Wird das Mischverhältnis richtig eingehalten, steht einer erfolgreichen Beschichtung im normalen Spritzverfahren nichts mehr im Wege. Von Vorteil ist dabei auch, dass meistens die Rückseite einer Glasfläche lackiert wird. Die chemische oder mechanische Beanspruchung der fertigen Oberfläche ist also gering. Je nach Einsatzort der behandelten Glasfläche und Empfehlung des Applikationsherstellers ist eine Endlackierung mit einem Klarlack nötig.
Effektlackierungen sind im Trend
«Die lackierten Glasflächen können ohne grossen Zusatzaufwand auch als Büro- oder Esstischplatten mit diversen Effektvariationen angeboten werden», weist Benno Zürcher von der Paint-Styling AG auf zusätzliche Einsatzorte dieser lackierten Gläser hin. Mit etwas Know-how und Eigeninitiative können so auch Marmor-, Perlstruktur-, Eisenglimmer-, Granit- oder Diamanteffekte in die Lackierung eingearbeitet werden. Während die Lackherstellerin Feyco AG ihre 2-K-Polyurethan-Glasbeschichtungslinie «Alpocryl» mit unterschiedlichen Acryllacktypen empfiehlt, erklärt Rolf Schmutz von Votteler: «Bisher haben sich bei der Glaslackierung die wässrigen Lacke gegenüber den Lösemittelprodukten noch nicht durchgesetzt. Die Reaktionen unserer Kundschaft und die Absatzzahlen verdeutlichen dies.» Mit dem Lackierungsprozess können alle RAL- und NCS-Farbtöne in kürzester Zeit auf Glas aufgetragen werden. Für die Spezialisten von Galvolux ist dies mit ein Argument, die mit hochwertigen und lichtechten Glaslacken beschichteten Glaswerkstücke genauso wie die Dienstleistung der Einbrenn-Emaillierung im Angebot zu führen.
Bemusterung zur Farbtonabstimmung
Eine Knacknuss bildet die richtig Farbtonfindung, insbesondere dann, wenn der Glasfarbton einer bestehenden Oberfläche mit anderem Trägermaterial angepasst werden muss. Da das Glas auf der Rückseite lackiert wird, beeinflussen Stärke, Struktur, Transparenzgrad und Eigenschaft des Glases den Farbton auf der Sichtseite. Besonders bei hellen Farbtönen und starken Glasscheiben kann es hier schnell zu einer Verfärbung des Farbtons kommen. In diesem Fall minimieren Extraweiss-Gläser die vom normalen Floatglas bekannte Grünfärbung. «Eine Bemusterung ist aber so oder so empfehlenswert», weiss Urs Kaufmann, Leiter der Abteilung Technik Glasbau bei der Glas Reinhard AG, zu berichten. Dabei muss dieser Vergleich zwingend bei Originallichteinfall erfolgen. Nur so ist man bei der Montage der Glaselemente vor bösen Überraschungen gefeit. PET
www.schreinerei-baumgartner.ch
Lackiertes Glas
Vorsicht bei der Montage
Mit der lackierten Glasoberfläche ist es jedoch für den Schreiner noch nicht getan. Ein Stolperstein wartet noch
bei der Montage auf ihn (dieses Thema wird in der SZ-Ausgabe Nr. 17 vom 28. April 2011 detailliert beleuchtet). Dabei ist zu beachten, dass die lackierte Glas-oberfläche gleichzeitig jene -Seite ist, die mittels Klebstoff mit dem Untergrund verbunden wird. Zu berücksichtigen sind zwei wesentliche Punkte:
- Das frisch beschichtete Glaswerkstück muss zwei bis drei Tage zur vollständigen Aushärtung ruhen, bevor der Klebstoff aufgetragen wird.
- Der Klebstoff und auch der allfällig eingesetzte Silikon dürfen den gehärteten Lack nicht angreifen oder zersetzen (Herstellerangaben beachten).
Veröffentlichung: 10. März 2011 / Ausgabe 10/2011
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