Kleben ja, aber richtig!

Kleben. Direkt an die Wand geklebte Glasrückwände oder Spiegel lassen sich relativ einfach und schnell montieren. Allerdings gilt es, dabei einige Grundsätze zu beachten, um eine dauerhafte und sichere Verklebung sicherzustellen.

 

Glas hat im Innenausbau Hochkonjunktur – in Küche und Bad werden Spiegel und Glasrückwände oft direkt auf den Untergrund geklebt. Bei falscher Anwendung kann es aber trotz moderner Beschichtungen nach wie vor zu Schäden kommen: Der Spiegel wird nach ein paar Jahren an einigen Stellen blind, oder farbig beschichtete Gläser weisen unschöne Verfärbungen auf. Ursache Nummer eins dafür sind nach wie vor Anwendungsfehler. «Man sieht leider immer noch, dass Monteure den Klebstoff falsch auftragen», bestätigt Ludwig Jenal, zuständig für den Bereich Chemie bei der SFS Unimarket AG. Der Kleber oder das Klebeband muss immer in vertikalen Streifen aufgetragen werden keine horizontalen Streifen, Punkte, Kreise oder sonstige geschlossenen Formen. Nur so wird sichergestellt, dass die Luft hinter dem Glas zirkulieren und sich keine Feuchtigkeit ansammeln kann. Aus demselben Grund darf man nach der Montage die Fugen auch nicht rundherum abdichten. Beim Auftragen des Klebematerials sollte der Anwender zudem darauf achten, die Glasbeschichtung nicht zu beschädigen. 

Klebeband oder Klebstoff?

Aber welches ist überhaupt das richtige Befestigungsmittel? Reicht gewöhnliches Spiegelklebeband oder benötigt es zusätzlich Klebstoff? «Tests haben gezeigt, dass unser Spiegelklebeband mindestens zehn Jahre hält», sagt Christian Léger, Anwendungstechniker bei der Tesa Tape Schweiz AG. Für eine dauerhafte und sichere Befestigung ist aber auch hier eine saubere Vorbereitung und Verarbeitung nötig. Wie bei allen Verklebungen müssen die Untergründe sauber, trocken, staub- und fettfrei sein. Die Feuchtigkeit kann insbesondere bei frisch gegipsten Wänden ein Problem darstellen. 

Will man den Spiegel oder das Glas nur mit Klebeband befestigen, muss man besonders auf Unebenheiten des Untergrundes achten. «Als Faustregel gilt, dass die Differenzen nicht grösser sein dürfen als die halbe Stärke des Klebebandes», weiss Christian Léger. Spiegelklebeband ist je nach Produkt etwa 1,2 mm dick. Die Unebenheiten dürfen in diesem Fall also nicht mehr als 0,6 mm betragen. Ausserdem sollte das Klebeband immer zuerst auf den raueren Untergrund aufgebracht werden, damit es sich besser anpassen kann. Um eine gute Verbindung zu erhalten, sollte das Glas dann für etwa eine Minute gleichmässig angedrückt werden. Zudem darf das Spiegelklebeband keiner UV-Strahlung ausgesetzt sein. Ansonsten wird es spröde und verliert an Festigkeit. Für gewöhnlich stellt dies aber im Innenausbau kaum ein Problem dar.

Bei grossen Unebenheiten kommt man jedoch um den Einsatz von Klebstoff nicht herum. Dabei kann das Klebeband noch als Montagehilfsmittel dienen, um das Glas zu fixieren, bis der Kleber abgebunden hat. Zum Einsatz dürfen dabei nur für Spiegel geeignete Klebstoffe kommen, welche die Spiegelbeschichtung nicht angreifen. Ebenfalls Vorsicht geboten ist bei Spiegeln mit einer Kunststofffolie als Splitterschutz auf der Rückseite. Die Lieferanten geben hierfür spezielle Klebstoffempfehlungen ab.

Egal welche Befestigungsart der Monteur wählt, er muss darauf achten, den Spiegel durch das Andrücken nicht zu verziehen. Sonst entsteht ein verzerrtes Spiegelbild. 

Qualität auch beim Untergrund

Wie viel Klebstoff für die Befestigung nötig ist, hängt stark vom Gewicht des Spiegels oder des Glases ab. Ludwig Jenal empfiehlt pro Quadratmeter Spiegelfläche mindestens vier Klebstoffbahnen aufzutragen. Bei sehr grossen, dicken und somit auch schweren Gläsern sowie Spiegeln empfiehlt sich aber eine Absprache mit dem Klebstofflieferanten. Er hat dafür Erfahrungswerte und Berechnungsmodelle.

Fast genauso wichtig wie der Klebstoff oder das Klebeband selber ist die Qualität des Untergrundes. «Häufig hält der Klebstoff oder das Klebeband, und es löst sich beispielsweise gleich der Gips von der Wand.» Ähnliches gilt auch für lackierte Glasrückwände, wenn die Verbindung zwischen Glas und Lack ungenügend ist. Bei grossen Projekten oder ungewöhnlichen Untergründen empfiehlt es sich immer eine Probeverklebung vorzunehmen. «Um ganz sicherzugehen, können wir in sehr speziellen Fällen auch Proben in unserem Labor untersuchen», ergänzt Christian Léger.

Material akklimatisieren

Nicht zu unterschätzen sind auch die äusseren Einflüsse. Insbesondere im Winter wird diesem Punkt manchmal zu wenig Beachtung geschenkt. «Glas und Klebstoff sollten vor der Montage akklimatisiert werden», gibt Christian Léger zu bedenken. Am besten richtet sich der Monteur eine separate Kiste für das Montagefahrzeug ein. Darin bewahrt er alle Utensilien auf, die für das Kleben und Abdichten von Fugen vonnöten sind. Im Winter bewahrt man diese Kiste über Nacht jeweils in der Werkstatt auf.

Muss der Schreiner dennoch eine geklebte Glasrückwand oder einen Spiegel möglichst schadenfrei entfernen, bleibt nur das Hinterschneiden mit einem dünnen Draht. Notfalls kann man dafür auch einen alten Rollmeter verwenden. Laut Christian Léger hilft dabei der Einsatz von Lösungsmittel eher wenig. «Es vermag das Klebeband kaum und den Klebstoff gar nicht anzulösen, da die Flüssigkeit einfach hinunterläuft. Im schlimmsten Fall können dabei sogar noch Schäden an darunter liegenden Bauteilen entstehen.» ph

www.sfsunimarket.biz

www.tesa.ch

www.galvolux.ch

Veröffentlichung: 07. April 2011 / Ausgabe 14/2011

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