Wie immer beim Holz, fängt alles im Wald an. «Zu einem wirksamen Holzschutz gehört die Baumfällung im Winter und am besten bei geeigneter Mondphase», sagt Beat Lehmann, Geschäftsführer der Growe Holzschutz AG in Belp BE. Besonders gut liessen sich die Auswirkungen eines solchen Umgangs beim Bau von Blockhäusern beobachten. Werden die eingesetzten Stämme nicht richtig behandelt, können sie schnell Heimstätte für holzbesiedelnde Insekten werden. Wiederum funktioniere es bei den Holzbauern gut, die auf den richtigen Zeitpunkt bei der Holzernte achten, erklärt der Fachmann für Holzschutz.
Ganz grob zwei Gruppen
Das Holz eines Baumes dient den kleinen Krabblern in allen Phasen als Habitat. Vom stehenden Baum bis hin zum antiken Möbelstück können ihre Vertreter auftauchen und dann den Beteiligten zu schaffen machen. Es sind dabei stets die Larven, die im Holz fressen, um nach der Metamorphose aus dem Holz zu kommen und dabei ein charakteristisches Loch an der Oberfläche zu hinterlassen.
Die Welt der holzschädigenden Insekten ist nicht schwarz-weiss. Dennoch ist die einfachste und zielführende Einteilung der Holzschädlinge in Frischholzinsekten und Trockenholzsinsekten sinnvoll. Denn jede Art hat ihren optimalen Bereich, was die Holzfeuchte angeht, und nimmt nur dann ein Holz als Wohnraum an, wenn die Umgebungsfeuchte im Holz passt.
Es sind auch nicht nur die Käfer, die Schäden verursachen, sondern auch Angehörige anderer Gruppen wie der Weidenbohrer mit seinen riesigen Löchern als Schmetterling oder etwa die Holzwespen, die zu den Hautflüglern gehören. Diese sieht man ab und zu in Werkstätten, sofern Klotzbretter verarbeitet werden, die nicht technisch getrocknet wurden. Als Frischholzinsekten schlüpfen diese aus dem getrockneten Holz und verschwinden sodann. Eine weitere Besiedlung findet, anders als bei Trockenholzinsekten, dann nicht statt, da trockenes Holz für diese nicht geeignet ist. Man könnte auch sagen, sie haben es gerade noch geschafft, mit der Restfeuchte im Holz sich zu entwickeln. Viele kennen das Phänomen, wenn eines dieser Tierchen mit ansehnlicher Grösse durch die Werkstatt fliegt und alle nur sagen: «Was war das denn?»
Das Loch, das sie hinterlassen, hat einen dunklen Rand. Denn die Frischholzinsekten sind Pilzzüchter, weshalb sie auch das feuchte Holz benötigen. Mit der Eiablage ins Holz impfen sie diese gleichzeitig mit dem Pilz. Das gilt für viele Arten, weshalb dunkle Lochränder im Holz in der Regel auf einen ehemaligen oder zu Ende gehenden Befall eines Frischholzinsekts hinweisen und nicht auf einen, der im trockenen Holz für Gefahr sorgt. Doch Vorsicht ist beim ersten Blick geboten: Oft erscheint ein Loch dunkel, und nicht jedes Ausbohrloch eines im frischen Holz lebenden Bockkäfers ist dunkel.
Diese drei sollte man kennen
Ganz anders sieht es bei den drei Holzwürmern aus, wie sie im Volksmund oft benannt werden, ohne freilich vor Augen zu haben, dass es sich um verschiedene biologische Arten handelt.
Gemeinsam ist ihnen, dass sie trockenes Holz bewohnen und dabei beträchtlichen Schaden anrichten können. Der Gemeine oder Gewöhnliche Nagekäfer und der Hausbock sollen laut verschiedenen Literaturquellen wenigstens 10 % Holzfeuchte benötigen, damit sich die Larven entwickeln können. Der Braune Splintholzkäfer soll sogar mit nur 8 % zurechtkommen.
Die eindeutige Identifizierung eines Befalls mit der Bestimmung der Art ist etwas für Spezialisten. Unter dem Vergrösserungsglas werden dann die Frassspuren und die Kotpillen betrachtet, andere arttypische Spuren gesichert, und sofern ein Käfer erwischt wurde, sind schon die Anzahl und die Ausformung der gegliederten Fühler entscheidend für die Zuordnung. Die Familien der Nagekäfer, Splintholzkäfer und Bockkäfer sind gross. Den jeweiligen Typus kann man aber noch gut erkennen.
Der eine Bockkäfer
Der Hausbock (Hylotrupes bajulus) ist deutlich grösser als die beiden anderen wichtigen Vertreter der Trockenholzschädlinge. Zwar ist die Bandbreite gross, doch mit 12 bis 24 mm ist der Hausbock mehr als doppelt so gross wie die Nage- oder die Splintholzkäfer, die beide meist zwischen 5 und 7 mm Länge messen.
Typisch für Bockkäfer ist der von der Kopfpartie deutlich abgesetzte, kantige Rückenschild sowie die langen Fühler. Der Hausbock befällt nur Nadelhölzer und bleibt dabei im Splintholzbereich unter der Oberfläche. Bis auf die Ausbohrlöcher äusserlich unversehrt, dauert es manchmal lange, bis man einen Befall entdeckt. Ebenfalls Typsache ist die Form des Ausbohrloches. Bei Bockkäfern sind diese oval, so auch beim Hausbock. Bockkäfer gibt es viele, doch nur der Hausbock entwickelt sich im trockenen Nadelholz. Inzwischen hat sich ein Bockkäfer, der trockenes Laubholz annimmt, als südeuropäisches Gegenstück zum Hausbock ausgebreitet und ist auch im Tessin angekommen.
Viele Namen für einen Käfer
Schlicht als Holzwurm, aber auch Klopf- oder Pochkäfer und im Volksmund auch Totenuhr wird der Gemeine oder Gewöhnliche Nagekäfer (Anobium punctatum) bezeichnet. Die Schadbilder der verschiedenen Arten sind sich sehr ähnlich, weshalb eine exakte Bestimmung oft schwierig ist. Auch die Durchmesser der Bohrlöcher geben keinen Hinweis. Der Käfer nimmt Laub- und Nadelholz sowie pilzfreies und pilzbefallenes Holz gleichermassen. Er bevorzugt eher etwas feuchteres, leicht modriges Holz. Schwerpunkt des Befalls sind oft Kellerräume, Treppenstufen und andere Bereiche, die öfter feucht gewischt werden, sowie auch Rückwände von Möbeln an der Wand in nicht ständig beheizten Räumen.
Der Käfer verhält sich ortstreu. Nach dem Ausbohren und der Paarung legt das Weibchen die Eier wiederum im Bereich des Befalls ab. Dadurch können Hölzer bis zur völligen Zerstörung befallen werden.
Auch trockenes Holz willkommen
Der Braune Splintholzkäfer (Lyctus brunneus) kann als erfolgreicher Emigrant bezeichnet werden. Seine Hartnäckigkeit gründet auf seiner Vorliebe für recht trockenes Holz, was unseren heutigen Heizgewohnheiten entspricht. Immer wieder werden ähnliche Arten der Gattung eingeschleppt und teilweise eingebürgert. Die Frassgänge sind mit Bohrmehl fest verstopft und meist in Faserrichtung angelegt. So lässt er sich recht gut bestimmen. Die Lochdurchmesser sind ähnlich wie beim Nagekäfer, aber stets hell und mit gleicher verheerender Wirkung, wenn man den Befall nicht stoppt.
Kenne deinen Gegner
Wenn der selbstständige Holzschutzexperte François Baer wegen eines möglichen Befalls gerufen wird, geht es zunächst um die Identifizierung des Schädlings. Es gilt: Wer seinen Feind bekämpfen will, muss ihn kennen, und dazu gehört natürlich auch die Biologie des Insekts. Entwicklungszeiten sind wichtig, die oft viele Jahre betragen können. Nächster und wichtiger Schritt ist es, zu erkennen, ob der Befall aktiv ist. «Wenn das Holzmehl hell ist, dann ist der Befall akut. Wenn es eher gelblich ist, dann ist es schon älter», erklärt Beat Lehmann.
Eine Methode für die Prüfung eines möglichen Befalls ist das ganzflächige Bekleben der Teile mit Papier. Die im Frühjahr schlüpfenden Käfer hinterlassen je ein Loch durchs Ausbohren, und so kann man den Befallsdruck einschätzen. Oder man kittet die vorhandenen Löcher einfach zu und beobachtet, ob neue Löcher hinzukommen. Dazu braucht es Zeit, generell ein nicht zu unterschätzender Faktor bei der zielführenden Bekämpfung. «Absolut sicher kann man sich nie sein damit, ob man es mit einem aktiven Befall zu tun hat, weshalb bei frei zugänglichen Teilen das Beobachten oder auch der Tausch eines Balkens ein probates Mittel sein kann, das dem Begiften vorzuziehen ist», sagt Baer.
Die Verfahren zur Bekämpfung
Muss ein befallener Dachstuhl oder eine Holzkonstruktion eines Gebäudes wegen eines akuten Befalls behandelt werden, geschieht dies in der Regel mit einem flüssigen Holzschutzmittel. Dazu wird zunächst das zerstörte Holz entfernt. Dies kann mechanisch oder mittels Druckluft geschehen. Dann kommt die Injektionsmethode zum Einsatz. Dabei wird das Holzschutzmittel mit jeder Bohrung eines Hohlbohrers ins Holz gedrückt. Als Mittel kommen dabei wässrige, lösemittelhaltige oder sogar biozidfreie Präparate zum Einsatz. Diese müssen in der Schweiz zugelassen sein.
Die Holzschutzmittel wirken vorbeugend und bekämpfend. «Wir geben zehn Jahre Garantie bei einer Behandlung mit der Injektionsmethode», erklärt Lehmann. Nach dem Impfen mit dem Hohlbohrer wird die Oberfläche als vorbeugender Holzschutz entweder eingestrichen oder besprüht.
Eine Bekämpfung mittels Hitze oder Begasung wird in der Schweiz nur selten durchgeführt. Beide sind sehr aufwendig und eignen sich besser für die Kammeranwendung, etwa für Möbel, als für einen Dachstuhl. «Wir haben uns die Hitzebehandlung angesehen, aber der Aufwand und die Energie, die es dafür auf der Baustelle braucht, sind enorm», sagt Lehmann. Bedingung für den Erfolg der Heissluftbehandlung ist die Erwärmung des Holzes auf 55 °C für die Dauer von 70 Minuten. Dann kann man sicher sein, dass alle Larven im Holz abgetötet wurden. Ein Schutz des Holzes vor wiederkehrendem Befall lässt sich anschliessend durch den Auftrag einer Borsalzlösung bewerkstelligen. Das Salz gilt als ökologische Variante des vorbeugenden Holzschutzes gegen Pilz- und Insektenbefall. In manchen Ländern findet das Verfahren seine regelmässige Anwendung.
Neben Hitze ist auch Kälte über einen längeren Zeitraum ein wirksames Mittel gegen die Holzschädlinge. Beide Wege sind prinzipiell auch für Möbel geeignet, sofern Klebstoffe nicht angegriffen werden und die Einstellung der relativen Luftfeuchte in der Kammer möglich ist.
Wo die Risiken mit Hitze und Kälte zu gross sind, kommt die Begasung in der Kammer, etwa bei Kultur- und Kunstgegenständen, zum Einsatz. Manche Museen behandeln standardmässig ihre Exponate mit giftigen Gasen.
Im Baubereich ist die Bekämpfung mit Mikrowellen eine weitere Variante. Wie jedes Verfahren hat auch dieses seine Tücken, gerade wenn Metall wie Verbinder oder Kabel im Holz stecken, und auch den Brandschutz muss man bei dem Verfahren im Auge behalten.
www.growe.chwww.baerholzschutz.chwww.hortus.ch
Leben aus dem Brennholz
Ob in der Schreinerei oder aus dem Holz fürs Cheminée daheim: «Wir bekommen immer wieder Anfragen wegen Käfer, die plötzlich vermehrt aus dem Brennholz auftauchen. Die Leute haben dann Sorge, dass diese die Einrichtung befallen könnten», erklärt Beat Lehmann von der Growe Holzschutz AG. Dann kann der Fachmann beruhigen, denn die geschlüpften Käfer wollen eigentlich nur eines, nämlich raus.
Es handelt sich dabei um verschiedene Bockkäfer, die lebendes Holz besiedeln. Viele der Arten haben einige Jahre Entwicklungszeit, und so kommt es, dass sie lange unentdeckt im Schnitt- oder Brennholz leben und sich dann irgendwann ausbohren.
Fenster auf und gut
Ähnliches gilt auch für die verschiedenen Holzwespen. Auch sie können aus dem gelagerten und zwischenzeitlich trockenen Holz ausfliegen und sorgen dann für einen Hingucker in der Werkstatt, schon wegen ihrer stattlichen Grösse.
Ein Befall dieser Insekten von trockenem, verbautem Holz kann ausgeschlossen werden. Im Zweifel hilft nur, einen Käfer zu fangen und zu bestimmen.
Christian Härtel, CH