Kasse voll – Maschine kaufen?


investitionen. Der tiefe Euro ermöglicht preiswerte Importe von Maschinen. Die Schreiner haben diesen Effekt bisher nur zum Teil ausgenutzt und zögern trotz gutem Geschäftsgang auch jetzt noch. Wann lohnt sich eine Beschaffung und welche Faktoren wirken sich ungünstig aus?
Wer gegenwärtig Waren ausführen will, hat es schwer. Der gegenüber dem Franken tiefe Euro- und Dollarwechselkurs hat Exporte massiv verteuert, entsprechend tief fällt der Erlös aus. Wer dagegen Waren in die Schweiz einführen will, jubelt: Schlagartig sind 2011 die Preise wechselkursbedingt gepurzelt – jedenfalls dort, wo die Gewinne auch weitergegeben werden. Die Stärke des Schweizer Frankens hat für Schreiner unterschiedliche Auswirkungen. Sie werden sehr direkt durch importierte Fertigprodukte konkurrenziert, dafür sind aber Importe im Bereich Fertig- oder Halbfertigprodukte attraktiv, auch wenn dies die Produktion im Inland direkt gefährdet.
Ein für die Schreiner sehr erfreulicher Aspekt geht aber ob dem Wehklagen vieler fast vergessen: Die Preise für Anlagen und Maschinen haben ebenfalls stark nachgegeben. Und dies nicht nur für Importe, sondern konkurrenzbedingt auch für die wenigen am Markt erhältlichen Schweizer Produkte. Die Maschinenhändler sind dabei sehr flexibel, was die Preisgestaltung und vor allem die Währungsfrage betrifft. «Wir lassen es unseren Kunden offen, ob sie einen Festpreis wahlweise in Euro oder Franken oder zu einem Tageskurs bezahlen wollen», sagt Armin Schürmann von der SCM Group Etienne AG in Horw. Bei einem Tageskurs wird für jede fällige Vergütungstranche dann der aktuelle Wechselkurs herangezogen. «Unsere Preisliste ist sowieso nur noch in Euro gehalten, weil der Wechselkurs bei praktisch jeder Maschinenbestellung ein Thema ist», meint Schürmann.
Die Bestellungen hätten aber diesen Sommer schon leicht zugenommen, als der Euro kurzfristig fast die Frankenparität erreichte, meint Schürmann: «Dieses Zeitfenster war aber relativ kurz, so dass wohl nicht sehr viele Schreiner voll davon profitiert haben», meint Schürmann. Er ortet denn auch nur wenige währungsbedingte Bestellungen. «Es gab aber einige Beschaffungen, die aufgrund der investitionsfreundlichen Situation vorgezogen wurden», ist Schürmann überzeugt.
Auch wenn der schwache Euro sicher nicht der einzige Grund war zu investieren, dürften die Umsatzzahlen der Maschinenhändler für 2011 auf hohem Niveau landen. «Ja, wir spüren die gute Konjunktur im Baugewerbe», sagt Freddy Dormann von der Weinig Holz-Her Schweiz AG. Dass die Schreiner vermehrt aufgrund der Währungssituation bestellt haben, glaubt auch er nicht. «Wir haben aber einige Bestellungen notiert, die bei einer realistischen Bewertung des Frankens kaum gekommen wären», erklärt Dormann.
Schweizer Schreiner haben also trotz tiefem Euro nicht so viel eingekauft, wie es zu erwarten wäre. Dies erstaunt umso mehr, wenn man an die gute Auftragslage in Schweizer Schreinereien denkt. Bei den Maschinenhändlern hat aber auch der Bestellungseingang zum Jahresende nicht so stark zugenommen, wie in den letzten Jahren jeweils üblich. Der Kauf von Maschinen war bisher immer eine günstige Möglichkeit, die zu hohe Liquidität vor dem Ende des Rechnungsjahres abzubauen und damit die steuerliche Belastung zu optimieren.
Doch dieses Jahr scheint alles anders. Das Weihnachtsgeschäft harzt und anstelle anziehender Bestelleingänge vermelden die Händler eher rückläufige Eingänge. Woran das liegt? «An der viel diskutierten Unternehmenssteuerreform liegt es jedenfalls nicht», meint Steuerexpertin Monique Luchsinger von der Firma Ruepp und Partner AG. Diese brächten den Unternehmern kaum neue Möglichkeiten, überschüssige Liquidität steueroptimiert in Anlagen und Maschinen zu investieren. Im Fokus stünden eher andere Faktoren. Maschinenspezialist Giovanni de Lorenzo, ebenfalls von Ruepp und Partner, erkennt eher Zeichen einer zunehmenden Sättigung des Marktes: «Dank günstigem Eurokurs haben die Firmen bereits das ganze Jahr über sehr viel eingekauft und warten darum nicht den sonst üblichen Jahresabschluss ab.» Sich zu Weihnachten ein CNC-Zentrum unter den Baum zu legen, scheint also für die Unternehmer nicht mehr prioritär zu sein.
Markus Etienne, Präsident des Verbandes Schweizer Maschinen und Werkzeughändler, ortet ein Abflauen der Importe wegen der verkaufsstarken Holz 2011. Die Messe habe sehr viele Abschlüsse gebracht und diese seien nun praktisch alle ausgeliefert. «Die Baubranche läuft aber nach wie vor sehr gut, so dass wir vom Maschinenhändlerverband sehr positiv auf die kommenden Monate schauen», meint Etienne. Ob es der Branche tatsächlich so gut geht, wird sich zeigen. Verschiedene Faktoren könnten diese Zuversicht relativieren. Urs Wüthrich, Kenner der ganzen Holzkette und Inhaber der Wüsba GmbH, ortet in der ganzen Branche sinkende Umsätze und eine Erosion bei den Margen: «Die Liquidität ist in vielen Betrieben nicht sehr komfortabel, auch die sinkenden Einkaufspreise aufgrund des tieferen Eurokurses haben da nicht viel Entspannung gebracht.»
Auch die angespannte Wirtschaftslage in anderen Bereichen bereite vielen Unternehmern Kopfzerbrechen, auch wenn sie nicht direkt betroffen seien. «Man spürt eine gewisse Zurückhaltung. Die Unternehmer warten erst einmal ab und beobachten den Markt», sagt Wüthrich. Man leistet sich also nicht mehr alles zu jedem Preis, die Risiken werden so tief wie möglich gehalten.
Gespannt darf man auf die Kursentwicklung des Euros sein. Bereits werden Stimmen laut, die ein weiteres Eingreifen der Nationalbank fordern, um den Franken gegenüber dem Euro auf etwa 1.30 zu heben. «Kommt diese Korrektur nicht bald, werden viele Arbeitsplätze ins Ausland ausgelagert, auch Holz verarbeitende», sagt Urs Wüthrich. Er betreut Kunden auch aus der Holzbranche, die vor solchen Entscheiden stehen und sie bald fällen müssen, denn die Zeit dränge.
Wann und ob die Verantwortlichen der Nationalbank entscheiden, steht noch in den Sternen. Bevor die wichtigsten Instrumente zur Bewältigung der europäischen Schulden- und Strukturkrise nicht zuverlässig greifen, wird aber kaum etwas passieren. Trotzdem erwarten die Schweizer Maschinenhändler eine Normalisierung an den Devisenmärkten, und zwar auf deutlich höherem Niveau. So rechnet etwa die Kündig AG mit Eurowechselkursen von 1.34 Franken für das kommende Jahr. Ob Hansruedi Kündigs Wunsch in Erfüllung geht, hängt wohl also von Merkel, Sarkozy & Co. ab.
Wer heute auf der Suche nach einer neuen Anlage oder Maschine ist, fragt sich zu Recht, wann der richtige Zeitpunkt zum Handeln da ist. Das kann und will natürlich niemand sagen. Eine alte Börsenweisheit besagt, nur der Kurs von gestern sei sicher vorhersehbar. Nur den aktuellen Wechselkurs als Anlass für eine Maschinenbeschaffung zu machen, ist nicht sehr vorausschauend. Günstige Gelegenheiten können eine seriöse Bedarfsabklärung und ein umfassendes Pflichtenheft nie ersetzen. «Der Preis einer neuen Anlage ist denn auch eher sekundär. Viel wichtiger sind die Leistung und die Auslegung über die gesamte Investitionsdauer», sagt Armin Schürmann von der SCM Group Etienne AG.
Nach wie vor kaufen viele Unternehmen ihre Maschinen dann, wenn sie einen Teil der Investition über einen anstehenden Auftrag amortisieren können. Nicht wenige Unternehmer machen aber den Fehler, bereits mit den Preisen zu rechnen, welche durch die neue Maschine dank tieferen Produktionskosten möglich sind. Damit geht ein Teil der anvisierten Amortisation bereits verloren. Trotzdem nehmen viele Unternehmen die Risiken solcher Beschaffungen auf sich und evaluieren unter höchstem Zeitdruck eine Anlage. Klappt etwas mit der technischen Ausrüstung oder mit dem Liefertermin nicht, handeln sie sich damit grosse Probleme ein. Nicht umsonst führen Maschinenhändler Lager mit Standardmaschinen – um im Falle eines schnellen Bedarfs überhaupt liefern zu können. Vorteile haben Händler, die auf ein zuverlässiges Partnernetz zugreifen können und so einfacher auf anderweitig verfügbare Maschinen zurückgreifen können.
Steuerpflichtige Unternehmen, die regelmässig Waren, Anlagen oder Dienstleistungen mit einer Fremdwährung einkaufen, eröffnen mit Vorteil ein Konto in der jeweiligen Währung. Dieses kann man dann alimentieren, wenn es kursbedingt vorteilhaft scheint. Die im Betrieb verwendete Buchhaltungssoftware muss die Führung eines Fremdwährungskontos zulassen. Verbucht wird in der Fremdwährung, die Umrechnung besorgt das Programm bei der Erfassung anhand eines von der Eidgenössischen Steuerverwaltung vorgegebenen Monatsmittelkurses. Dieser weicht üblicherweise vom tagesaktuellen Kurs oder vom realisierten Einkaufskurs leicht ab. Zum Abschluss des Steuerjahres wird die entstandene Differenz ermittelt und ausgewiesen. Es kann ohne weiteres sein, dass buchhalterisch mehr ausgegeben wurde als effektiv. Gewinne oder Verluste aus diesen Buchungsdifferenzen werden direkt in die Erfolgsrechnung integriert. Wer also regelmässig mit Fremdwährungen Handel betreibt, muss seine Buchhaltung entsprechend einrichten und führen. Den etwas grösseren Verwaltungsaufwand muss man in Kauf nehmen.
www.estv.admin.chVeröffentlichung: 08. Dezember 2011 / Ausgabe 49/2011
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