Kamerateam begleitet Lernende bei einem Umbau

Mael Dysli wird beim Verschrauben der Einbauschränke gefilmt. Bild: Michi Läuchli

In der Sendung «Happy Day» des Schweizer Radio und Fernsehens (SRF) werden Menschen überrascht. Bei einem Umbauprojekt in Worben haben angehende Schreinerinnen und Schreiner mitgewirkt und wurden dabei in Szene gesetzt.

Man könnte meinen, an einem TV-Set herrsche viel Action, und der Boden sei übersät von einem Kabel-Wirrwarr. Doch das sind eher die Vorstellungen einer Hollywood-Produktion. Beim hiesigen Filmset in einem Einfamilienhaus in Worben im Kanton Bern ging es Ende Januar gemächlich zu und her. Keine grossen Filmteams, kein Kabelsalat am Boden. Eine Crew des Schweizer Radio und Fernsehens (SRF) begleitete dabei verschiedene Handwerker und Handwerkerinnen beim Umbauprojekt eines Hauses, bei dem das Bad und verschiedene Innenausbauten erneuert wurden. Das Ganze fand im Rahmen der Sendung «Happy Day» statt, die am 15. Februar 2025 auf SRF 1 ausgestrahlt wurde. Ins Projekt involviert waren auch angehende Schreinerinnen und Schreiner aus dem Kanton Bern.

Sendung gibt Einblicke

Doch wie kam es überhaupt zu dem Vorhaben? «Irgendwann im Herbst letzten Jahres kam das Thema auf, dass im Seeland ‹Happy Day› stattfindet. Es wäre doch schön, wenn sich da eine Schreinerei beteiligen würde», sagt Walter Hofer, Präsident der Berner Schreiner der Sektion Mittelland West (SKB) und Geschäftsleitungsmitglied der Schneider Innenausbau AG aus Dieterswil BE. So sei im Vorstand des SKB die Idee entwickelt worden, den «Traumjob Schreiner» zu bewerben. «Wir stellen als Verband ja schon seit Jahren die Lernendenförderung in den Fokus. So fanden wir das eine gute Idee und haben das aufgegriffen.» Danach sei es an mehrere Stellen weitergegangen, bis schliesslich das Okay zur Durchführung kam. «Es musste auch relativ schnell gehen, Firmen zu finden, die halfen, das ganze Projekt mitzutragen». Hier kamen die Schreinerei 3A und die Schneider Innenausbau AG ins Spiel. «Wir sind beides Betriebe, die sehr gerne ausbilden und mehrere Lernende in der Ausbildung haben. Deswegen hat es dann wunderbar gepasst», sagt Hofer.

Spezielles Badmöbel mit Rundung

Beim Besuch am Morgen auf der Baustelle war es ruhig und der Sanitär gerade dabei, ein neues WC zu installieren. «Hier ist es halt etwas eng, und wir müssen schauen, wie wir aneinander vorbeikommen», sagt Aline Perrot aus Ortschwaben BE. Sie ist im vierten Lehrjahr und arbeitet bei der Schneider Innenausbau AG. Dass sie Teil des Projektes sein durfte, freute sie sehr: «Ich wurde gefragt, ob ich Lust hätte, beim Umbauprojekt für ‹Happy Day› mitzumachen. Ich war sofort dabei, weil es mal etwas anderes ist und eine coole Chance bietet.» Etwas nervös sei sie dann aber schon gewesen, weil der Montagetermin halt fix war und dadurch etwas mehr Druck herrschte. Aline Perrot durfte das Badmöbel inklusive Spiegelschrank und Wandverkleidung herstellen. Durch die Verzögerungen vor Ort konnten sie und ihr Arbeitskollege Kuno Kocher, ausgelernter Schreiner, nicht gleich mit der Montage beginnen. Dafür erzählte sie Spannendes über die Herstellung der Möbel. Das Badezimmermöbel sei innen aus beschichteter Spanplatte, die Fronten mit Kunstharz belegt. Auch den Oberbau mit Spiegelfronten und Stromanschluss habe sie, abgesehen von gewissen Teilen, die an der CNC gefräst wurden, selbst hergestellt. «Der runde Teil am Badmöbel ist eigentlich wie eine separate Kiste. Dabei habe ich den Bogen mit der Seite, anschliessend mit Boden und Deckel verleimt. Dann wurden Boden und Deckel mit Kunstharz und schliesslich noch die Innenseite belegt.» Die Rundung aussen sei etwas, das sie noch nie gemacht und viel dabei gelernt hätte. «Die vor- dere Kante der Rundung leimte ich mit Weissleim an. Nachdem dieser ausgetrocknet war, konnte ich das Möbel abrollen und so die Rundung mittels Kontaktkleber einfach aufkleben», beschreibt die Lernende.

Freude am Projekt

Auch Mael Dysli ist einer der Lernenden, welcher am Umbauprojekt für die Fernsehsendung teilnahm. Der 19-Jährige aus Diesbach BE ist ebenfalls im vierten Lehrjahr und arbeitet bei der 3A Schreinerei AG. Er schnupperte in verschiedenen Betrieben, bevor er bei dieser Schreinerei anfing. Die Firma sei nahe von seinem Zuhause, und er finde es ein cooles Team. Er möge es, dass der Betrieb nicht nur Fenster und Türen produziert, sondern eigentlich alles, was zum Innenausbau gehört. «Ich fand es toll, dass wir dieses Projekt selbst ausführen durften und das Ganze noch in der Fernsehsendung ausgestrahlt wird. Früher schaute ich ‹Happy Day› jeweils noch selbst im Fernsehen.»

Einbau(-schränke) auf Mass

Am Projekt war Dysli nicht allein beteiligt. «Für das Umbauprojekt durften mein Mitstift Levin Aeberhard und ich jeweils eine Schrankanlage in der Werkstatt herstellen. Dabei konnten wir auch selbst gewisse Teile an der CNC bearbeiten», erzählt er. Die Korpusse wurden im Betrieb fertig zusammengebaut und dann vor Ort auf dem Sockel positioniert. Das war allerdings nicht ganz so einfach, wie sich herausstellte. Durch die raumhohen Einbauschränke und die engen Platzverhältnisse vor Ort gestaltete sich der Transport zwischen dem Fahrzeug und der finalen Position als herausfordernd. Jedoch half man sich gegenseitig beim sorgfältigen Transport der einzelnen Schrankkorpusse, sodass am Ende sämtliche Schränke unbeschadet ihren vorgesehenen Standort fanden.

Levin Aeberhard aus Studen BE zeigte sich ebenso begeistert von der Aufgabe. «Unsere Chefs fanden es ein gutes Lernendenprojekt. So waren Mael und ich als Viert-Lehrjahr-Lernende diejenigen, welche das Projekt übernehmen durften. Ich finde es cool und mal etwas anderes, wenn noch ein Kamerateam dabei ist. Das bringt etwas Abwechslung rein und macht Spass.»

Aeberhard gefällt es, wenn er ein Projekt von Anfang bis zum Ende selbst machen kann, obwohl das eher selten sei. Am Schluss müsse man sich dann entscheiden, ob man in der Werkstatt ist oder lieber auf der Baustelle arbeitet. «Gerade das gefällt mir. Dass wir die Dinge in der Werkstatt selbst produzieren und dann gleich montieren können.» Hier sieht er den ganzen Ablauf und auch, ob alles funktioniert und passt. «Ich habe auch schon ein, zwei Projekte in der Firma selbst zeichnen und ausführen dürfen», sagt Aeberhard.

Als Sponsoringpartner beteiligt

Das Umbauprojekt wird im Auftrag vom SRF von verschiedenen Betrieben umgesetzt. Dabei ist der Schreinermeisterverband Kanton Bern Sponsoringpartner. Sowohl die beiden beteiligten Schreinereien wie auch der Schreinermeisterverband der Sektion Aargau unterstützten dieses Engagement mit finanziellen Beiträgen. 

www.srf.chwww.bernerschreiner.chwww.schneiderag.ch3aschreinerei.chtraumjob-schreiner.ch

Michi Läuchli

Veröffentlichung: 06. Februar 2025 / Ausgabe 6/2025

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