Instruktion: Viele Wege führen zum Ziel

Betriebsführung. Instruktion ist ein wichtiger Bestandteil der betrieblichen Ausbildung. Will der Berufsbildner seinen Mitarbeitern Handlungswissen weitergeben, kann er dies auf verschiedene Weise tun. Die SchreinerZeitung zeigt die Vor- und Nachteile diverser Methoden.

 

Gezieltes Instruktionsverhalten von Kaderleuten und Vorgesetzten ist ein wichtiger Bestandteil der Betriebsführung. Die Lernenden können so auf einfache Weise an Fachkompetenzen herangeführt werden. Dazu braucht es ein bestimmtes Grundwissen. Die Bedeutung des Begriffs Instruktion kann zweigeteilt werden: 

- jemandem Anweisungen geben, dass
  er etwas tun soll oder wie er etwas tun soll.

- jemandem Informationen geben, die er für seine Tätigkeiten braucht.

Vormachen und nachmachen

Dies ist eine der ältesten Instruktionstechniken, die wir Menschen als Instinkt besitzen: Kleinkinder ahmen ihre Eltern nach. In der Werkstatt zeigt der Berufsbildner eine Tätigkeit, der Lernende (die Lernende) kopiert diese Tätigkeit. Gleichzeitig hat der Berufsbildner die Möglichkeit, auf Gefahren, oder mögliches Fehlverhalten des nachahmenden Lernenden hinzuweisen (zum Beispiel Sicherheitsvorkehrungen, Präzi­sion usw.)

Schritt für Schritt (Stufenmodell)

Bei neuen Auszubildenden ist die Schritt-für-Schritt-Instruktion ideal. Die Lernenden können sich auf jeden einzelnen Schritt konzentrieren und müssen noch nicht den ganzen Zusammenhang abspeichern. Je nach Ausbildungsstand dürfen die Schritte individuell gestaltet werden. Stolpert ein Lernender, sollten die Schritte entsprechend kleiner gestaltet werden. Je kleiner die Schritte sind, desto intensiver sollte die Begleitung sein.

Arbeit erklären

Arbeiten mit Worten erklären ist eine ab­strakte Form der Instruktion und eignet sich für einfache Arbeiten oder aber für fortgeschrittene Lernende. Die Gefahr besteht bei dieser Methode darin, dass der Berufsbildner Details übersieht, so dass der Lernende fehlerhaft arbeitet oder die Arbeit an einem Punkt nicht mehr ausführen kann. Bei diesem Verfahren erfolgt die Erklärung eines ganzen oder eines Teilauftrags. Der Umfang sollte der Komplexität der Arbeit und dem Lernfortschritt angemessen sein. Es besteht die gute Möglichkeit, dieses Verfahren mit den drei folgenden Techniken zu kombinieren.

Plan oder Skizze abgeben

Zusätzlich zur Erklärung der Arbeit ist die Abgabe eines Planes, einer Skizze oder ­einer Werkstattzeichnung vielfach von gros­sem Nutzen. Es kann auch nur eine Werkstattzeichnung, oder ein Plan eines Fragmentes abgegeben werden. Darauf sind die Instruktionen und Informationen zeichnerisch festgehalten. Der Berufsbildner entscheidet, ob er zusätzliche, mündliche Instruktionen abgeben will.

Zurückerklären

Bei der Technik «Zurückerklären» schildert der Berufsbildner zuerst die Arbeit oder die Arbeitsschritte. Anschliessend präsentiert der Lernende mit eigenen Worten, wie er vorgehen will. Sollte er einen Schritt auslassen, verwechseln oder abändern, interveniert der Berufsbildner, bis die Abläufe und Tätigkeiten klar sind. Auch eigene ­Instruktionsungenauigkeiten können auf diese Art zum Vorschein treten und korrigiert werden. Diese Methode eignet sich ausgezeichnet bei Menschen mit Sprachschwierigkeiten.

Tätigkeitsplan

Bei diesem Verfahren verfasst der Lernende einen Tätigkeitsplan über die bevorstehende Arbeit. Schritt für Schritt wird chronologisch aufgelistet. Der Berufsbildner hat die Möglichkeit, vor Arbeitsbeginn den Tätigkeitsplan mit dem Lernenden zu besprechen, auf mögliche Schwierigkeiten hinzuweisen und allenfalls zu korrigieren, Zeit zu schätzen und zu notieren. 

Die Eins-zu-Eins-Betreuung

In kleinen Montagegruppen, teilweise auch in der Werkstatt, ist eine Eins-zu-Eins-Betreuung möglich. Der Lernende und der Berufsbildner arbeiten eng an der gleichen Arbeit zusammen. Letzterer kann bei Fehlverhalten des Lernenden sofort intervenieren. Dabei sollte sich der Berufsbildner als Coach sehen und die Kritik konstruktiv vorbringen. Abwertende Äusserungen müssen unbedingt vermieden werden. Lob stärkt das Selbstvertrauen des Lernenden und motiviert ihn. Eine enge Zusammen­arbeit mit einem älteren Lernenden («Oberstift») kann oft sehr fruchtbar sein. Jugendliche lernen gerne und motiviert von (fast) Gleichaltrigen (Peer Education). Wenn zwei Lernende ohne Aufsicht in der Werkstatt oder auf der Baustelle tätig sind, dürfen die Unfallgefahren nicht ausser Acht gelassen werden – der Berufsbildner trägt die Verantwortung.

Modelllehrgang

Handfertigkeiten lassen sich anhand eines Modelllehrganges gut üben. Zu berücksichtigen ist, dass die Lernenden Betreuung und Rückmeldungen brauchen. Gerade bei längerem Arbeiten mit dem Modelllehrgang darf dies nicht vergessen gehen.

Dem Schreiner stehen auch einige technische Instruktionsmittel zur Verfügung. Diese können gut als Praxisbezug eingesetzt werden oder als Hilfsmittel, um einen allgemeinen Überblick über ein bestimmtes Thema zu erhalten.

Lerntexte 

Bei Lern- und Leittexten wird die Instruk­tion schriftlich abgegeben; grafische Unterstützung ist empfehlenswert (Fotos, Zeichnungen). Diese Methode eignet sich für wiederkehrende Arbeiten zu Beginn der Lehre und zur Unterstützung bei Maschinenin­struktionen. Bis die Texte erstellt sind, investiert der Ausbildner einige Zeit, die er aber anschliessend wieder einspart. Schritt für Schritt ist im Lerntext beschrieben. Fehlt ein Schritt oder ist ein Teil zu ungenau beschrieben, kann dies hinderlich für den Auszubildenden sein. 

Lernende mit Schwierigkeiten beim Textverständnis brauchen bei dieser Methode zusätzliche Unterstützung. Je verständlicher der Lerntext verfasst wurde, umso weniger Fragen brauchen die Lernenden während der Ausführung zu stellen.

Lerndokumentation 

Die Lerndokumentation ist keine eigentliche Instruktionstechnik. Wird eine Arbeit später noch einmal ausgeführt, kann die bestehende Lerndokumentation als schriftliche Instruktion oder als Gedankenstütze genutzt werden. Mit dem Erstellen der Dokumentation setzt sich der Lernende noch einmal mit dem Thema auseinander. Anschliessend bespricht der Berufsbildner die Lerndokumentation mit dem Auszubildenden. Fachbegriffe werden ergänzt und der Berufsbildner kann wichtige Inputs direkt weitergeben.

Lernen aus Fehlern

Viele Fehler machen die Menschen nur ­einmal. Aus eigenen Fehlern lernt man bekanntlich am meisten. Deshalb ist Lernen auch ohne Instruktion möglich. Die Unfallgefahren müssen dabei aber ernsthaft abgeschätzt werden. Um mögliche Gefahren einzukalkulieren, muss die Fachperson ihre Lernenden angemessen einschätzen können.

Ein letzter Instruktionsansatz ist die Projektversion (Lernen im Team). Bei dieser Methode arbeiten die Lernenden zusammen und übernehmen gemeinsam die Verantwortung. 

Für alle Instruktionsarten gilt: «Lobe die Lernenden und kritisiere konstruktiv und massvoll!» jh

www.schreinerzeitung.ch

(Zusatzinformationen)

 

Veröffentlichung: 12. Mai 2011 / Ausgabe 19/2011

Artikel zum Thema

25. April 2025

Die Berufslehre soll attraktiv bleiben

In Deutschland und Österreich beginnen immer weniger Jugendliche eine Berufsausbildung. Deren Regierungen wollen deswegen eingreifen. In der Schweiz sieht es hingegen aktuell noch besser aus.

mehr
24. April 2025

Ein Böögg für das eigene Sechseläuten

Wer Zuhause einen Böögg wie die Zürcherinnen und Zürcher verbrennen möchte, um den Winter zu vertreiben, kann sich eine kleine Version der Stiftung RgZ bestellen. 

mehr

weitere Artikel zum Thema:

News