Inseln der Ruhe
Besprechungsboxen schaffen in grossen Büros praktische Rückzugsorte. Bild: Erich Keller AG
Besprechungsboxen schaffen in grossen Büros praktische Rückzugsorte. Bild: Erich Keller AG
Grossraumbüro. In der heutigen Arbeitswelt sind Mitarbeitende immer wieder mit Telefonaten und Online-Meetings beschäftigt. Um in Grossraumbüros ungestört und konzentriert arbeiten zu können, ist es wichtig, einen ruhigen Rückzugsort zu haben. Da helfen Besprechungsboxen.
Die Arbeitswelt befindet sich im ständigen Wandel und mit ihr auch die klassischen Grossraumbüros, die schon mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts aufkamen. 1936 entwickelte der US-amerikanische Architekt Frank Lloyd Wright mit dem Johnson Wax Headquarters in Wisconsin (USA) das erste Grossraumbüro-Gebäude der Welt, worin sich rund 250 Angestellte einen Raum teilten. Die neue Zentrale sollte das Höchstmass an Effizienz, Produktivität und Zusammenarbeit mit sich bringen.
Solche Arbeitsbedingungen sind heutzutage glücklicherweise nicht mehr an der Tagesordnung, dennoch sind viele Unternehmen mit Grossraumbüros ausgestattet. Sie sollen die Kosten für die Bürogestaltung senken, bessere soziale Beziehungen zwischen den Mitarbeitenden schaffen, die Zusammenarbeit fördern und einen besseren Wissensaustausch ermöglichen.
Verschiedene neuere Studien widerlegen dies aber. Laut ihnen funktioniert das Konzept von Grossraumbüros prinzipiell nicht. Die laute Gesprächskulisse, die durch Telefonate oder Kollegengespräche verursacht wird, unterbrechen die Arbeit immer wieder. Zudem erzeugt mangelnde Konzentration und Zeitdruck Stress, der schliesslich krank machen kann.
Die gegenwärtigen, digitalen Technologien führen dazu, dass die Schreibtischarbeit nicht mehr zwangsläufig im Büro stattfinden muss, sondern auch flexibel an anderen Orten geschehen kann. Das hat auch die vergangene Pandemie gezeigt, wo viele Menschen plötzlich gezwungen wurden, die Arbeit von zu Hause aus zu erledigen. Das führte zu einem Boom alternativer Arbeitsmöglichkeiten wie Homeoffice, flexible Arbeitsplätze, Kombibüros oder Co-Working-Spaces. Durch diese Flexibilität sollen Mitarbeitende so Privates und Arbeit besser miteinander vereinen. Die Firmen können sich zudem Arbeitsplatzkosten sparen. Man könnte glauben, dies sei eine gute Entwicklung für beide Seiten. Jedoch stellte sich schon während der Pandemie heraus, dass durch das Arbeiten von zu Hause aus, der Informationsaustausch leidet. Die Mitarbeitenden sind relativ abgekapselt von der Firma und fühlen sich durch den fehlenden Kontakt zu Kolleginnen und Kollegen isoliert. Längst haben grosse Firmen wie Google oder IBM das Problem erkannt und rufen ihre Mitarbeiter wieder in die Zentrale zurück, wo sie aber ihre Arbeit überwiegend in Grossraumbüros erledigen.
Wie lassen sich vorhandene Grossraumbüros trotz ihrer Einschränkungen gestalten und einrichten, damit die Mitarbeiter einerseits motiviert sind, andererseits aber auch ruhig und effizient arbeiten können?
Der traditionelle Gedanke an den Arbeitsplatz war oft an einen festen Schreibtisch gebunden. Forschungen zeigten aber, dass damit irgendwann die Produktivität sinkt. Die Art, wann und wie man am produktivsten arbeitet, ist zwar eine sehr individuelle Geschichte, jedoch bringt auch Abwechslung und Flexibilität Schwung in die Sache.
Im besten Fall nimmt die Büroumgebung Rücksicht auf die verschiedenen Arbeitsstile und berücksichtigt die Mitarbeitenden wie auch die Organisationsstruktur. In der Regel sind die Arbeitsplätze in Grossraumbüros an den Fenstern entlang positioniert. In der Mitte bleibt dann ein freier Platz, die sogenannte Mittelzone. Wird die Arbeitsplatzumgebung ansprechend und flexibel gestaltet, wirkt sich das positiv auf die Motivation der Beschäftigten aus.
Ob in Grossraumbüros gut und gerne gearbeitet wird, hängt auch stark von der Akustik ab. Sicherlich helfen Akustiklösungen wie Trennwände, Deckensegel, Vorhänge oder Pflanzen, um eine angenehme Raumakustik zu schaffen. Zudem schaffen Hilfsmittel wie Akustiktrennwände eine gewisse Privatsphäre.
Ein Problem bleibt dennoch bestehen: Die Wände schlucken zwar den Gesprächsschall, unterbinden ihn aber nicht komplett und bieten keine wirkliche Privatsphäre bei Telefonaten.
Wird ein einzelner grosser Raum mit Trennwänden in viele kleine Büros unterteilt, entsteht mehr Privatsphäre. Das ist aber mit hohen Kosten verbunden, zudem fehlt dadurch eine gewisse Flexibilität bei der Nutzung dieser Räume, was sie unwirtschaftlich macht.
Die Lösung findet sich bei kompakten Raum- in-Raum-Konzepten wie Besprechungsboxen, Meeting-Pods oder Akustikkabinen. Diese Boxen sind so gestaltet, dass sie sich nahtlos in bestehende Bürolandschaften integrieren lassen. Ihre modulare Bauweise und vielfältigen Designoptionen ermöglichen es, sie an unterschiedliche Raumkonzepte und Stilrichtungen anzupassen. Durch ihre kompakte Grösse und Mobilität können sie leicht in vorhandene Arbeitsbereiche integriert werden. Sie fördern aktives Arbeiten, indem sie flexible und modulare Räume für konzentriertes Arbeiten, spontane Meetings oder Telefonate bieten. Durch ihre Anpassungsfähigkeit lassen sie sich gut umstellen, was ideal für dynamische und sich verändernde Arbeitsumgebungen ist.
Die Besprechungsboxen unterscheiden sich einerseits in der Grösse, Form, Machart und den Materialien. Andererseits aber auch durch ihre technische Ausstattung wie die Beleuchtung, das Belüftungssystem und die Elektroanschlüsse, welche individuell konfigurierbar sind. Nachfolgend werden unterschiedliche Besprechungsboxen vorgestellt, die von Schweizer Schreinereien produziert werden.
Die «SpaceBox 71» ist ein Raum-in-Raum-System für Grossraumbüros, die sich individuell an die Platz- wie auch Kundenbedürfnisse anpassen lässt. Ob als ruhiger Rückzugsort für private Telefonate konzentrierte Einzelarbeit oder als Sitzungsraum – die Besprechungsboxen der Firma Schwab AG aus Bern sind dazu in verschiedenen Grössen und Formen erhältlich. Durch die modulare Pfosten-Riegel-Konstruktion wird laut Hersteller ein effizienter Raumausbau und eine schnelle Montage ermöglicht. Die maximale Boxenhöhe beträgt 3500 mm, die Tiefe 5000 mm, in der Länge sind die Boxen theoretisch endlos lang herstellbar.
Die Wände sind standardmässig in Fichte, Esche und Eiche sowie farbig lackiert erhältlich, dazu sind sie als ein- wie auch zweischalige Variante möglich. Der Anteil der Glas- und Vollwände ist frei wählbar. Unterschiedliche Glaswände wie farbiges oder mit Folien beklebtes Glas und verschiedene Vorhangsysteme, die sich in die Box integrieren lassen, geben Kunden ausserdem genügend Gestaltungsmöglichkeiten.Die Türen mit doppelter Absenkdichtung öffnen nach innen oder aussen und können mit Isolierglas oder als Volltüren bezogen werden. Ausgestattet mit einer integrierten Lüftung schafft diese einen Luftaustausch von bis zu 312 m³/h, möglich ist aber auch der externe Lüftungsanschluss. Dafür ist ein Mindestabstand zwischen Box und Raumdecke von 200 mm nötig. Die «SpaceBox 71» weist einen Schalldämmwert von 43 dB auf und wird von der Firma selbst montiert.
Eigens für einen Bürokomplex produzierte die Schreinerei Kellenberger AG aus Oberentfelden AG eine Besprechungsbox aus Seekiefer-Sperrholz. Sie ist 1850 mm breit, 2180 mm hoch, 1360 mm tief und wiegt rund 500 kg. Die 96 mm Elementstärke von Boden, Wände, Seiten und Deckel wurden mit vier Lagen 24 mm dicken Sperrholzplatten erreicht, wobei die mittleren zwei Lagen nur im äusseren Randbereich ausgestaltet sind. Der gewichtssparende Hohlraum dient auch der Schallreduktion. Die einzelnen Elemente wurden unsichtbar miteinander verschraubt.
Entstanden ist die Besprechungsbox in Zusammenarbeit mit dem Architekten Martin Gartner aus Aarau. Er legte das Design fest und definierte die zu verwendenden Materialien. Die zusammengeschraubte Box verkleidete eine Polsterin aussen und innen mit 6 mm dickem, grünen Akustikvlies. «Leider mussten wir feststellen, dass der selbstklebende Filz auf den harzhaltigen Seekiefer-Platten nicht richtig hält, so musste die Polsterin diesen zusätzlich noch aufschiessen. Mit einer Drahtbürste raute sie den Filz danach wieder etwas auf, um die Nägel zu kaschieren», sagt Projektleiter Stefan Wilk von der Kellenberger AG.
Auch Tisch und Bänke sind aus Seekiefer, die Bänke wurden gepolstert. Für den Arbeitstisch und die Rückwand verwendete man MDF, auf die Tafellack gespritzt wurde, um darauf zu schreiben. Um einen reibungslosen Anschluss der elektrischen Komponenten wie Licht und Steckdosen zu gewähren, wurden schon in der Werkstatt Leerrohre im Inneren der Box verlegt.
Ob für Meetings, Videocalls oder als Ruhenische – «Talky» deckt unterschiedliche Bedürfnisse ab. Durch einen akustischen Dämmwert von 36,5 dB bieten die Besprechungsboxen der Firma Erich Keller AG in Sulgen TG einen angenehmen Rückzugsort. Dank vier unterschiedlicher Grössen sind sie gut in bestehende Räume integrierbar. Angefangen bei der kleinsten, der «Talky S 75», mit einer Grösse von 1110 × 900 × 2270 mm, bis hin zur grössten, der «Talky L 75», die 2600 × 2400 × 2270 mm (B × T × H) misst. Auch Spezialmasse sind auf Wunsch möglich. Die Kabinen sind in sieben unterschiedlichen Farben erhältlich, ebenso die Stoffe für die Seitenwände und Deckeninnenseite. Die an den Aussenseiten angebrachten Elemente wie Pinboard, Whiteboard, Regale oder Garderoben bieten einen praktischen Zusatznutzen. Multifunktional ist auch die Möblierung im Innern, die sich austauschen und je nach Bedarf ändern lässt.
Die Besprechungsboxen sind mit Steckdose und USB-Anschluss ausgerüstet, lassen sich allerdings nicht an ein externes Lüftungssystem anschliessen. Die integrierte Lüftung erzeugt einen Luftdurchsatz von 480 m³/h, der sich mittels Touchscreen im Innern einstellen lässt. Beim Verlassen der Box wird die Luft binnen fünf Minuten dreimal automatisch ausgetauscht. Auch die Beleuchtung lässt sich bequem über das Display steuern: So kann der Benutzer eine Lichtfarbe zwischen 2700 und 6500 Kelvin und der Helligkeit wählen. Die steckerfertigen Besprechungsboxen aus lackierter MDF sind zu 45 % aus recyceltem Material und werden in Baugruppen vorgefertigt. Sie werden vom Hersteller montiert, sind nach einer Schulung aber auch vom Schreiner selbst montierbar.
Im industriellen Look präsentieren sich die Besprechungsboxen, welche die Schreinerei Schöb AG in Gams SG für die Büros auf dem neuen Hilti-Campus in Liechtenstein produzierten. Die Boxen werden für Meetings, aber auch als Co-Working-Arbeitsplätze für externe Teamkollegen verwendet. Die 6 m langen und über 2 m tiefen beziehungsweise hohen Boxen bestehen aus einem äusseren transparent pulverbeschichteten Stahlrohrrahmen, der das Konstrukt zusammenhält und stabilisiert. Die Ecken sind einseitig mit Metalllaschen versehen, wodurch sich die anschliessenden Rohre annieten liessen. «Das löste die Thematik einer herkömmlichen Eckverbindung, zudem konnten die Elektrokabel gleich in den hohlen Stahlrohren verlegt werden», sagt Philipp Bühler, Projektleiter der Schöb AG.
Das Material wurde in Einzelteilen angeliefert und die äussere Verkleidung, bestehend aus Seekiefer-Sperrholz, mit sämtlichen Positionslöchern vorgebohrt. Damit war die richtige Plattenposition eindeutig. Als Erstes schraubten die Monteure den Rohrrahmen zusammen, dann wurden die Bodenplatten mit den Stellfüssen eingelegt und schliesslich die Aussenwände montiert. Die Innenwände kleidete die Schreinerei mit Akustikpaneelen von Echo Jazz aus, die zuvor noch mit Stoff überzogen wurden. Die Tische sind von leuchtstarken LED-Spots erhellt. «Zuerst war nicht klar, ob sich die Spots in den Akustikpaneelen wegen ihrer Hitzeentwicklung verbauen lassen, da die Platten von Echo Jazz aus recyceltem PET bestehen und vielleicht schmelzen könnten. Weitere Abklärungen ergaben jedoch, dass der Einsatz unproblematisch ist», berichtet Bühler. Die Rückwände der Boxen sind aussen mit magnethaftendem Kunstharz belegt, innen jeweils mit Bildschirm und Steckdosen bestückt.
Veröffentlichung: 29. August 2024 / Ausgabe 35/2024
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