Ins richtige Licht gerückt


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HInterleuchtete Materialien. Neben den Mineralwerkstoffen gibt es für Schreiner weitere interessante Materialien, die durch den Einsatz von Licht erst richtig zur Geltung kommen. Welche Vorteile und Tücken bringen diese mit? Ein Rundgang mit Anwendungsbeispielen.
Transparenz ist gefragt: in der Wirtschaft, in der Politik und auch bei der Raumgestaltung. Immer mehr Architekten und Designer setzen auf transluzente Materialien, die mit der passenden Hinterleuchtung zum attraktiven Blickfang werden. Von diesem Trend können auch Schreiner und holznahe Betriebe profitieren, wenn sie die Chance nutzen, bei ihren Kunden mit «einleuchtenden» Lösungen zu punkten.
Zu den bekanntesten hinterleuchtbaren Materialien gehören Mineralwerkstoffe wie beispielsweise Corian. Die transluzente Variante ist dabei abhängig von der Materialstärke und den gewünschten Farben. Corian & Co. eignen sich einerseits für Leuchten und Lichtinstallationen, andererseits sind Mineralwerkstoffe auch im Möbelbau gefragt. Vielfältige Anwendungsbereiche bieten sich im Ladenbau: Geschäftsfassaden, Verkaufstheken und Schilder erregen erst hinterleuchtet die gewünschte Aufmerksamkeit. Doch wer seinen Horizont in Sachen Materialien erweitern möchte, findet neben diesen bereits bekannten Werkstoffen weitere Möglichkeiten, mit Licht für Spannung zu sorgen.
Licht an für neue Möglichkeiten
Hinterleuchtbare Werkstoffe lassen sich gut mit Holz und anderen Materialien wie etwa Edelstahl oder Glas kombinieren. Auch Kanten können mit Licht ausgestattet werden und für spannende Effekte sorgen, wie sie beispielsweise die Firma Rehau produziert. Ob sich diese Form der Lichtgebung etabliert oder eher als witziger Effekt eingesetzt wird, bleibt offen.
Mit welchen spezifischen Herausforderungen sollten Schreiner rechnen, wenn sie auf transluzentes Material setzen? Die SchreinerZeitung präsentiert nachfolgend fünf Alternativen, mit denen Schreiner Licht ins Dunkel bringen können.
Für Schreiner, die auf Licht setzen und ihrem «Hauptmaterial» treu bleiben möchten, bietet sich der neuartige Werkstoff «Luminoso» an. Die Holzverbundplatte besteht aus dünnen Schichten, die «hochfest» miteinander verklebt sind. Zwischen den einzelnen Holzschichten sind Lichtleiterfasern eingebettet, welche das Licht transportieren. Verarbeitet werden alle gängigen Holzarten wie Ahorn, Eiche, Kirsch- und Nussbaum, Mahagoni Sipo, Teak und Wenge. «Luminoso» besitzt eine komplett geschlossene Oberfläche und lässt sich lackieren, beizen oder ölen.
Die Einsatzbereiche von «Luminoso» sind vielfältig: ob für Wand, Decke oder Boden, im Messebau, für Informations- und Orientierungssysteme oder für Ausbauten von Schiffen und Flugzeugen. Als Kunstlichtquellen können nahezu alle Sorten eingesetzt werden. Wer betreffend LED-Lichtlösung eine Empfehlung wünscht oder einen entsprechenden Partner sucht, kann sich vom Hersteller oder Lieferanten beraten lassen. Der Werkstoff funktioniert – im Gegensatz zu anderen hinterleuchtbaren Materialien – auch mit Sonnenlicht.
Hergestellt wird «Luminoso» von der Holzwerk Spezialitäten AG in Montlingen, Lieferant ist die Anliker AG Holzwerkstoffe. John Kneubühl, Ansprechpartner für die «Luminoso»-Produkte bei Anliker, weist auf zwei zu beachtende Punkte hin: «Luminoso› ist aufgrund des eingesetzten Klebstoffes nicht für den Aussenbereich und für Räume mit einem hohen Feuchtigkeitsgehalt geeignet. Da ‹Luminoso› in Handarbeit hergestellt wird, bewegt sich der Preis zudem im höheren Segment.» Positiv ist, dass «Luminoso» punkto Bearbeitung die gleichen Möglichkeiten bietet wie Holz. Das grösste Format beträgt 3 × 1,25 m. Ab einer Materialstärke von 10 mm lassen sich die Platten mit Nut und Kamm versehen und nahtlos aneinanderfügen, um grössere Flächen oder beispielsweise ganze Wände zu realisieren. Gemäss Kneubühl eignet sich «Luminoso» vor allem als edles und visuell ansprechendes Highlight bei der Raumgestaltung.
Kleinere Firmen, die an Messen ihren eigenen Stand aufbauen, kennen die Anforderungen an das verwendete Material. Es sollte funktional, stabil und leicht sein sowie bei den Besuchern gut ankommen.
Eine Option dafür sind die transluzenten Wabenpaneele «ViewPan PET». Die verwendeten Kunststoffdeckschichten sind aus PETG (Polyethylenterephthalat mit Glykol modifiziert) als Standardvariante in transparent. Da dieser Werkstoff schwer brennbar ist (Brandschutzzeugnis B1), kommt er insbesondere für Lichtdecken, Messe- und Ladenbau sowie öffentliche Einrichtungen infrage.
Für weitere Anwendungen wie Möbelbau, Trennwände und Displays ist auch «ViewPan PMMA» einsetzbar. Dieser Werkstoff ist solider als «ViewPan PET» und lässt sich gut weiterverarbeiten, bespielsweise um Kanten zu schliessen oder Beschläge direkt auf dem Material anzubringen. Diesen Werkstoff gibt es in vielen Farben und mit hochwertiger satinierter Oberfläche.
Beide Produkte haben den gleichen transparenten Wabenkern, anders ist jeweils die Deckschicht. Der Abstand von Lichtquelle und Material ist zwar abhängig von der Plattendicke und der Deckschicht, empfohlen wird jedoch ein Zwischenraum von 20 bis 30 cm. Einfallendes Sonnenlicht erzeugt einen diffuseren Effekt, wobei die Wabenstruktur dazu beiträgt, das Licht gleichmässig in den Raum zu streuen.
Für den Vertrieb der zwei Materialien in der Schweiz ist die Firma Kunststoffpark GmbH verantwortlich. Produziert und geliefert werden beide Produkte von der Wacosystems GmbH. Oliver Kehl teilt sich mit seinem Bruder Achim die Geschäftsführung. Er empfiehlt, ein Leuchtmittel zu wählen, das eher diffus strahlt oder das Paneel indirekt von einer weissen Rückwand ausleuchtet. Und wo haben die beiden Materialien ihre Grenzen? «‹ViewPan› kann nur flach hergestellt werden. Zudem ist es vorerst nur für den Innenbereich gedacht», erläutert Oliver Kehl. Während allfällige Kratzer bei «ViewPan PET» mit Hitze behandelt werden können, werden sie beim relativ harten «ViewPan PMMA» poliert.
Gutes Essen und persönliche Gespräche in einem grossräumigen Restaurant geniessen – erleichtert wird dies dank geschickt platzierten Trennwänden. Transluzente Materialien eignen sich dafür besonders, damit Räume hell und grosszügig wirken. Umso besser, wenn die Raumtrenner mit ihrer Gestaltung zusätzlich für Atmosphäre und sogar Licht sorgen. Eine Variante ist «Invision»: Zwischen zwei Paneelen aus PETG wird Dekomaterial eingebettet, beispielsweise Zweige, Metalle oder kunstvolle Textilien. «Invision» funktioniert in dieser Form auch mit Sonnenlicht. Auf Knopfdruck hell wird es mit «Lightpanel», einer Art Leuchtkasten, das mit einem homogenen LED-Flächenlicht «Invision» hinterleuchtet. Durch ihr wechselndes RGB-Farbenspiel können unterschiedliche Lichtstimmungen erzeugt werden.
Beide Produkte werden von Designpanel hergestellt und von der Studer Handels AG vertrieben. «Invision» respektive «Lightpanel» kann für Küchenrückwände, Wandverkleidungen, Möbelfronten und im Messebau eingesetzt werden, sei es als Raumbeleuchtung, Blickfang oder Werbeträger. Die Gestaltungsmöglichkeiten sind vielfältig, denn neben den angebotenen Inlays lässt sich «Invision» auch digital bedrucken. Zudem sind ganz individuelle Inhalte möglich, etwa Blüten aus dem eigenen Garten.
Schreiner schneiden die Platten jeweils selber zu, Spezialwerkzeug ist dazu nicht nötig. Das Material lässt sich wie Acrylglas verarbeiten: Bruchstellen sind verleimbar, allerdings mit sichtbaren Fugen. Und wie sieht es punkto Wärmeentwicklung aus? René Studer, Geschäftsführer der Studer Handels AG, sagt dazu: «Beim ‹Lightpanel› ist die abgesonderte Wärme aufgrund der eingesetzten LED minim. Bei geschlossenen Objekten empfehle ich, für Belüftungslöcher zu sorgen.»
Poster und Gemälde verleihen einem Raum Charakter und setzen farbliche Akzente. Wer ein Bild aber in einen echten Hingucker verwandeln will, setzt auf Licht. Möglich ist dies mit dem «LED-Designpanel» der Ackutech AG. Das Motiv ist frei wählbar, ebenso die Lichtfarbe. Das Lichtpaneel eignet sich für homogene und flächig leuchtende Fronten aus Glas oder Plexiglas. Es besteht aus drei hintereinander befestigten Teilen: Vorne ein Objektträger mit dem Motiv, hinten eine Reflektorscheibe. Dazwischen ist eine lichtstreuende Platte platziert. Hier wird das Licht eingespeist anhand der im Rahmen befestigten LED.
Zum Einsatz kommt das Lichtpaneel insbesondere bei Küchenrückwänden und Wandbildern. Weitere Anwendungsbereiche finden sich im Möbel- und Ladenbau sowie für Museen, Kunst und im Objektbereich. Gemäss Ackutech-Geschäftsführer Raimund F. Müller eignet sich das «LED-Designpanel» im Prinzip auch für den Messebau. «Bei diesen eher kurzen Einsätzen dürfte jedoch der Preis ein Thema sein», so Müller.
Die in der Schweiz produzierten Lichtpaneele mit 20 oder 28 mm Bautiefe sind in zwei Ausführungsvarianten erhältlich: mit und ohne sichtbaren Rahmen. Letztere Variante integriert sich in das Schüco-Paneelsystem für Wandverkleidungen. Beide Ausführungen bieten eine gute Wärmeabfuhr und werden maximal handwarm. Das «LED-Designpanel» wird steckerfertig geliefert, für Schreiner bleiben als einzige Arbeit die Platzierung des Lichtpanels und das Einfugen der Kanten mit Silikon. Bei Beschädigungen empfiehlt Raimund F. Müller, die Elemente im Werk zerlegen zu lassen, um den Rahmen, die Glasfront oder die LED auszuwechseln.
www.ackutech.chManche Materialien entfalten erst in der Nacht ihre volle Wirkung: Leuchtende Fassaden und lichtdurchlässige, farbig akzentuierte Decken kreieren beinahe magische Stimmungen. Der Zauber hat einen Namen: «Scobaglas-Faserglasplatten (IFG)». Das von der Scobalit AG entwickelte Material besteht aus glasfaserverstärkten Polyesterharzen und ist sowohl für den Innen- wie auch für den Aussenbereich verwendbar. Die leuchtenden Platten sind hauptsächlich gefragt für Balkongeländer und vorgehängte Fassaden. Häufig verwendet wird das Material aber auch für Trennwände, Möbel und Innendekoration. Für Böden ist das Material weniger geeignet.
Der Werkstoff ist langlebig, durchbruchsicher, schlagfest sowie durch eine UV-Schutzfolie vor dem Vergilben geschützt. Erhältlich sind die Platten in diversen Farben, Dicken und Ausführungen, zum Beispiel auch schwer entflammbar, ohne abfallenden Teile. Nachteilig ist, dass das Material kratzempfindlich ist und es sich, je nach Abstand zur Befestigung, verziehen kann. Kleinere Kratzer sind ohne Probleme auspolierbar, grössere Schäden muss man stückweise ersetzen.
Für die Hinterleuchtung sind grundsätzlich alle elektrischen Lichtquellen einsetzbar. «Ob und wie gross der Abstand vom Material zur Lichtquelle ist, hängt vom Objekt ab sowie von der Anzahl und der Stärke der Leuchtmittel», erklärt Patrick Marcolin. Schreiner können die Platte bereits zugeschnitten bestellen oder das Grundformat selber bearbeiten. Benötigt wird jedoch Werkzeug mit Hartmetall- oder Diamant-schneiden.
www.scobalit.chVeröffentlichung: 12. Januar 2012 / Ausgabe 2/2012
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