Im Auftrag ihres Berufes


In Gruppen üben sich die Lernenden in Auftrittskompetenz: Marc Studerus ist an der Reihe. Bild: Nicole D'Orazio
In Gruppen üben sich die Lernenden in Auftrittskompetenz: Marc Studerus ist an der Reihe. Bild: Nicole D'Orazio
Workshop. 14 Lernende haben in Winterthur die eintägige Jobcaster-Ausbildung besucht. Die vier jungen Frauen und zehn Männer haben gelernt, wie sie auf Leute zugehen und mit ihnen in Kontakt kommen können. Sie werden nun als Schreiner-Botschafter eingesetzt.
Wie gehe ich am besten auf fremde Personen zu, und wie komme ich mit ihnen ins Gespräch? Wie soll ich mich dabei verhalten, und was sage ich? Solche Fragen haben sich die angehenden Jobcaster, die Botschafter für den Schreinerberuf, bestimmt gestellt. Mitte Januar haben vier junge Frauen und zehn Männer die eintägige Ausbildung in Winterthur ZH absolviert. Die zweite Gruppe in Olten SO folgte Anfang Februar. Die Lernenden, sie sind im zweiten oder dritten Jahr, werden nun zur Nachwuchsgewinnung an Firmen- oder Gewerbeanlässen sowie Berufsmessen eingesetzt. Dabei sollen sie bei Oberstufenschülerinnen und -schülern sowie deren Eltern Werbung für den Beruf des Schreiners machen.
Das Rüstzeug für einen Einsatz, zum Beispiel an einem Tag der offenen Tür eines Betriebs, haben die Jugendlichen und jungen Erwachsenen in einem Workshop erhalten, der vom Verband Schweizerischer Schreinermeister und Möbelfabrikanten (VSSM) organisiert wurde.
Alexa Eicher-Stöcklin leitet den Kurs, Armin Schmid und Pius Duss von den Luzerner Schreinern unterstützen sie dabei. Nach dem Kennenlernen geht es ums Thema Motivation. «Was gefällt euch am Schreiner- beruf und an eurem Lehrbetrieb? Und wie könnt ihr andere motivieren?», fragt die Kursleiterin zum Beispiel. In Gruppen besprechen die Lernenden das Thema. Bei der Diskussion im Plenum geben sich die Teilnehmer gegenseitiges Feedback. Und das nach Regeln: Sie achten darauf, dass sie nicht einfach an den anderen rummotzen, sondern positive Dinge betonen, nur Veränderbares kommentieren, in einem kollegialen Ton miteinander sprechen und, wenn möglich, Verbesserungsvorschläge anbringen. Das klappt gut.
Dann geht es an die Aufgaben als Jobcaster. Bei ihren Einsätzen können sie mit einer Toolbox mit verschiedenen Handouts sowie einem neuen Tablet, das ihnen der VSSM zur Verfügung stellt, arbeiten. Auf dem Tablet befindet sich eine App mit Dokumentationen und Fotos. Die Jobcaster lernen alle wichtigen Informationen über den Schrei-nerberuf. Das sind die Anforderungen für die Lehre, der Aufbau der Ausbildung, Zahlen und Fakten wie der Lohn sowie die Perspektiven und Weiterbildungsmöglichkeiten.
Alexa Eicher-Stöcklin erklärt dann den Teilnehmern, wie sie am besten auf andere zugehen, diese ansprechen und dabei positiv und sympathisch wirken. Für alle ein wichtiger Punkt. Sie hat dafür eine Flirtanleitung erstellt (siehe Kasten).
Dann heisst es üben, üben, üben. In Gruppen simulieren die Teilnehmer einen Einsatz an einer Messe oder in einer Schulklasse. Joëlle Gattolin, Pam Wetter und Lea Cabernard sind ein Team. Jede referiert vor den anderen. Die einen sind schon selbstsicherer, die anderen noch etwas schüchtern. Dann gibts Feedbacks. «Ich habe heute viel gelernt. Vor allem für mich selber, wie ich selbstbewusst auftrete zum Beispiel», sagt Joëlle Gattolin.
In einer anderen Gruppe steht gerade Marc Studerus vor den anderen und schätzt seinen Auftritt zuerst selber ein. Er habe etwas schnell gesprochen, meint danach ein Zuhörer, «sonst hast du es sehr gut gemacht. Du bist sehr sympathisch rübergekommen und hast Blickkontakt gesucht.»
In einer weiteren Übung müssen die Teilnehmer eine Minute lang über einen zugeteilten Begriff sprechen. Marco Lenherr unterhält die anderen. Alle lachen. «Ich habe mich hier vorne nicht unwohl gefühlt», resümiert er. «Aber es ist noch schwierig, in so kurzer Zeit das Wichtigste den anderen weiterzugeben.» Man müsse sich viel merken, um so lange zu sprechen, sagt ein anderer Jobcaster. «Gut fand ich den Tipp, dass man sich die ersten zwei Sätze des Einstiegs merken soll. Das gab mir Sicherheit.» Mit einem guten Gefühl werden die Lernenden in ihre Aufgabe entlassen. Sie können für Einsätze gebucht werden.
Veröffentlichung: 06. Februar 2020 / Ausgabe 6/2020
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