«Ich habe mir meine Wunsch-Gitarre gebaut»
Ras O'Tool hat sich immer eine eigene E-Gitarre gewünscht und sich diesen Wunsch im Rahmen eines Lernenden-Wettbewerbs erfüllt. Bild: Ras O'Tool
Ras O'Tool hat sich immer eine eigene E-Gitarre gewünscht und sich diesen Wunsch im Rahmen eines Lernenden-Wettbewerbs erfüllt. Bild: Ras O'Tool
Interview. Ras O'Tool hat lange überlegt, was für ein Objekt er für die «Schreiner Chance», den Thurgauer Lernendenwettbewerb, zum Motto «Klein aber fein» einreichen möchte. Schliesslich hat er sich dafür entschieden, eine E-Gitarre herzustellen. Diese ist speziell bei der Kunden-Jury gut angekommen.
Ras O'Tool: Ich war mir lange nicht sicher, was für ein Wettbewerbsobjekt ich für die «Schreiner Chance 2021» einreichen soll. Ein Arbeitskollege hat mir schliesslich den Hinweis gegeben, da ich selber gerne Ukulele und Gitarre spiele. Also habe ich mich dazu entschieden, obwohl es keine typische Schreinerarbeit ist.
Ich bin mit meiner Idee zu einem Gitarrenbauer, das war Bernasconi Guitars in Wil SG, und habe diese mit dem Experten grob besprochen. Bei Fragen durfte ich ihn später immer anrufen. Das war super. Mir war bewusst, dass ich sehr genau arbeiten muss und ich zuerst schauen musste, ob ich überhaupt das richtige Werkzeug hatte.
Ja, ich war überrascht, wie reibungslos die Produktion verlaufen ist. Die Pläne habe ich im Internet gefunden. Allerdings habe ich immer wieder improvisieren müssen. Aber ich habe alles konventionell hergestellt. Das heisst, den Körper der E-Gitarre habe ich an der Bandsäge ausgeschnitten und dann das Deckblatt draufgeleimt und alles mit der Oberfräse bündig gefräst. Den Hals habe ich bestellt, den Kopf jedoch selbstgemacht. Für die Produktion musste ich sehr viele Schablonen selbst herstellen, um Fräsungen zu machen. Die Oberflächen von Hals und Körper sind zudem schwarz lackiert. Das Deckblatt ist blau gefärbt und mit Hochglanz ablackiert.
Ja, sie entspricht einer Les Paul, einem Modell der Marke Gibson. Ich wollte schon immer so eine haben, und es ist toll, dass ich sie nun selbst gebaut habe. An einem Original durfte ich die Masse nehmen.
Ehrlich gesagt hatte ich noch keine Zeit, um die Elektronik anzuschliessen. Aber die Saiten stimmen, sie funktioniert. Darauf bin ich sehr stolz.
Der Körper ist aus Sipo, das wir im Betrieb an Lager hatten. Das Deckblatt ist aus Ahorn Wimmerwuchs, Kopf und Hals sind aus Mahagoni.
Von der Kunden-Jury wurde ich mit dem zweiten Rang ausgezeichnet. Das hat mich gefreut.
Ich habe gerade meine IPA fertiggestellt. Es ist ein Fernsehmöbel für mein Zimmer. Ich wollte früh damit anfangen, damit ich nicht in einen Stress komme. Das ist aufgegangen und ich bin mit meiner Arbeit zufrieden. Nun bin ich daran, die Dokumentation fertig zu schreiben. Dann folgen die Präsentation und natürlich die Abschlussprüfung.
Am Anfang dachte ich, dass sich die vier Lehrjahre lange hinziehen. Nun sind sie aber schnell vorbeigegangen, und es ist fast etwas schade. Wir sind eine gute Klasse mit einem tollen Zusammenhalt. Es war in der Berufsschule und den ÜKs immer lustig. Das werde ich sicher vermissen.
Ich würde gerne in meinem Lehrbetrieb, der M + E Schreinerei in Münchwilen, bleiben. Wir haben ein gutes Team von rund 30 Mitarbeitenden. Als Ausgelernter wäre ich gerne hauptsächlich auf dem Bau tätig. Das fände ich toll. Denn im ersten Lehrjahr war ich mehrheitlich auf der Baustelle eingeteilt, was mir sehr gefallen hat. Es ist schön, das Endprodukt zu sehen. Im Gegensatz zu vielen Gleichaltrigen muss ich nicht in die Rekrutenschule, da ich die US-Staatsbürgerschaft besitze. Wenn ich etwas Arbeitserfahrungen gesammelt habe, könnte ich es mir vorstellen, zu reisen oder im Ausland zu arbeiten.
Ras O'Tool, 19 Jahre, aus Münchwilen TG. Er ist bei der M + E Schreinerei AG in Münchwilen angestellt und ist im vierten Lehrjahr. Zu seinen Hobbys gehören Gitarre- und Ukulele-Spielen, Skateboarden und Snowboarden. Zudem steht er im Winter gerne auf dem Eis und spielt Eishockey. Da er in den USA geboren ist, hat er die US-Staatsbürgerschaft. 2007 ist er mit seiner Mutter in die Schweiz gezogen.
Nicole D'Orazio
Veröffentlichung: 07. April 2022 / Ausgabe 14/2022
Wer bezahlt die persönliche Schutzausrüstung? Übernimmt der Lehrbetrieb die Kosten für die überbetrieblichen Kurse? Was passiert bei einem Schaden? Ein Überblick über die Rechte und Pflichten von Lernenden.
mehr«Aufladestation – Energie tanken für Kreative» lautete das Motto des Lernendenwettbewerbs der Sektionen beider Basel. Der Schreibtisch von David Zaimeche und das Fahrrad von Lucy Lu Flück erhielten die Bestnoten.
mehrIn der Sektion Thur-Linth sind die Sektionsmeisterschaften erfolgreich über die Bühne gegangen. Den Sieg hat sich Florian Länzlinger gesichert. Der Toggenburger hat zudem in der Disziplin Powerschreinern gewonnen.
mehr