Holzbau Schweiz baut ein Tiny House

Das Projekt «Porch» wird an der Messe Holz realisiert und später in Bazenheid SG als Wohnraum genutzt. Bild: Berner Fachhochschule

Tiny House.  Neue Wohnformen mit geringerem Platzbedarf, verdichtetes Bauen, Aufstockungen und die Nutzung von kleinen Grundstücken sind allgegenwärtige Themen. Holzbau Schweiz greift diese an der Messe auf und baut ein Tiny House – live vor dem Messepublikum.

«Tiny House – Big Living» heisst eine Doku-Reihe, die seit 2014 im Fernsehen ausgestrahlt wird. Das macht deutlich, wie sehr die Idee vom Eigenheim im Miniaturformat im Trend liegt. Doch so neu ist die Idee vom optimierten Wohnen auf kleinstem Raum nicht. «Das Haus, das mir gefiele, wäre ein grosser Raum, wo man in einer Ecke mit seinen Freunden reden, in der anderen essen und in dieser schlafen und in der anderen arbeiten könnte», beschrieb schon der englische Architekt William Morris (1834–1896) seinen Traum vom Wohnen.

Bau vor Messepublikum

Holzbau Schweiz greift die Idee vom reduzierten Wohnraum an der Messe Holz in Basel auf und baut ein Tiny House – in den Messehallen live vor Publikum. Mit dem Bau des Tiny House werden alle Tätigkeiten, Prozesse, Materialverwendungen und Aspekte der Energieeffizienz, der Behaglich- und der Nachhaltigkeit abgebildet – wie bei einem Wohnhaus in Element- oder Modulbauweise. Die Schweizer Holzbauunternehmen stellen sich diesen Herausforderungen und können sie auch bewältigen. Mit der Messeaktion soll vor allem auch eine hohe Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit generiert werden, um die Leistungs- und Konkurrenzfähigkeit der Schweizer Holzbauunternehmen aufzuzeigen.

Resultat eines Studienwettbewerbs

Im Sinne der Nachhaltigkeit ist es selbstverständlich, dass das Tiny House nicht nur zu Messezwecken gebaut wird, sondern nach der Messe zur Wohnnutzung weiterverwendet wird. Ebenso war von Beginn an klar, dass Holzbau Schweiz das Projekt nicht alleine stemmen wird, sondern in Kooperation mit der Messe Basel, dem Holzbaubetrieb S. Müller Holzbau AG und der Berner Fachhochschule (BFH). Von Schreinerseite sind die beiden Betriebe Gawo Gasser AG und Fust AG aktiv am Projekt beteiligt. Gawo liefert die Fenster, Fust ist für die Küche und die Regale zuständig.

Architekturstudierende der BFH befassten sich in einem Studienwettbewerb mit der Entwicklung des Tiny House. Sie wurden dabei durch Petra Sauter (wissenschaftliche Mitarbeiterin) und die Dozenten Ulrich Baierlipp und Hansjürg Etter gecoacht. In acht Teams entwarfen sie ein modulares und flexibles Kleinsthaus für einen Zwei-Personen-Haushalt. Als Nutzfläche waren 50 bis maximal 60 Quadratmeter vorgesehen. Das Gebäude in Holzbauweise soll den aktuellen Standard bezüglich Gestaltung, Konstruktion und Technik abbilden.

Bezug zum späteren Standort

Bei ihren Entwürfen mussten sich die Studierenden auch mit dem späteren Standort befassen und auf die Topografie, die Ausrichtung und die Ausblicke eingehen. Die Aufgabe war auf die konstruktive und entwerferische Ausarbeitung fokussiert. Dabei wurden neben Fragen zur Atmosphäre und zum architektonischen Ausdruck insbesondere die Themen Tragwerk, Elementierung und Transport mit dem Schwerpunkt der Auf- und Abbauplanung ausgearbeitet.

Vor dem Einstieg ins Entwurfsatelier besuchten die Studierenden zunächst die Module «Entwurfstheorie» und «Konstruktives Entwerfen in Holz» und wurden intern von den Dozierenden mit wöchentlichen Coachings und Inputs begleitet. Extern erhielten sie unter anderem von der Firma S. Müller Holzbau AG Unterstützung.

Überzeugende Projekte

In einer Zwischenpräsentation wurden die erarbeiteten Ergebnisse dem Coachingteam sowie einem Vertreter von Holzbau Schweiz und dem beteiligten Holzbauunternehmen vorgestellt. Mit den Erkenntnissen und den Rückmeldungen der Zwischenpräsentation konnten die Entwürfe verfeinert und der Detaillierungsgrad vertieft werden. Nach zwölf intensiven Arbeitswochen wurden die Ergebnisse dann in der Schlusspräsentation im Plenum vorgetragen. Neben Grundrissen und Schnitten waren auch massstäbliche Modelle (1:20 und 1:33) sowie ein Moodboard (innen und aussen) mit Mate- rialmuster, Montageablauf und Terminplan gefordert.

Am meisten überzeugt hat das Projekt «Turn 9» von Jannik Beyeler und Mathias Bürki, das mit einem Geldpreis honoriert wurde. Ebenfalls mit einem Geldpreis geehrt wurden die Plätze zwei («Porch» von Antonella Carfi und Sela Farner) und drei («Kate» von Eric Furer und Christoph Ritler).

Aufrichte und Zimmermannsklatsch

Aufgrund von Zeitkapazität, Kosten und der Bewilligungsfähigkeit auf dem Endnutzungsstandort entschied man sich für die Umsetzung des zweitplatzierten Projekts «Porch». Nun wird dieses an der Messe Holz am Stand von Holzbau Schweiz gebaut. Der Fortschritt kann während der Messe von Dienstag bis Freitag 1:1 verfolgt werden.

Die Fertigstellung und die Aufrichte werden am Abend des Messefreitags gefeiert. Dazu gibt es – wie es sich für einen Holzbau gehört – feierliche Ansprachen, Projekterläuterungen, Richtsprüche und einen Zimmermannsklatsch.

Am Samstag, dem letzten Messetag, ist das frisch errichtete Tiny House für Messebesucher geöffnet und in seiner vollen Grösse erleb- und begehbar. Zur endgültigen Nutzung wird das Tiny House nach der Messe vorerst abgebaut, in die Ostschweiz transportiert und dort seiner definitiven Nutzung als kleines Wohnhaus für zwei Personen zugeführt.

Holzbau SchweizHalle 1.1, Stand Z40–Z44

www.holzbau-schweiz.ch

Tiny House

Organisation des Projekts

Trägerschaft: Holzbau Schweiz, Berner Fachhochschule Biel (BFH), Messe Basel (Holz).

Projektteam: Holzbau Schweiz, Berner Fachhochschule Biel (BFH), S. Müller Holzbau AG.

Projektpartner: Gawo Gasser AG, Pius Schuler AG, Hartwag AG, Eternit (Schweiz) AG, Flumroc AG, Borm-Informatik AG.

 

PS/MT/DB

Veröffentlichung: 26. September 2019 / Ausgabe 39/2019

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