Holz in Schale

Das 6800 m2 grosse Dach des Elefantenhauses im Zoo Zürich wird sich als flache, freigeformte Holzschale in die Landschaft ducken. Bild: Zoo Zürich, Markus Schietsch Architekten

Ungewöhnlicher Holzbau.  Der Zoo Zürich baut derzeit ein neues Zuhause für seine Elefantengruppe. Das Dach der riesigen Innenanlage ist als freigeformte Holzschale konzipiert, aus der 271 Oblichter ausgeschnitten sind.

Voraussichtlich im Frühjahr 2014 wird die Elefantengruppe im Zoo Zürich ein neues Zuhause haben. Seit bald zwei Jahren ist der neue Elefantenpark «Kaeng Krachan» im Bau. Dabei handelt es sich um eine rund 5400 m2 grosse Innen- und eine ebenso grossflächige Aussenanlage. Der Entwurf stammt von Markus Schietsch Architekten und dem Landschaftsarchitekten Lorenz Eugster. Das charakteristische Element des neuen Elefantenhauses ist seine imposante Dachstruktur. Sie tritt nicht als geschlossener Baukörper, sondern in einer netzartig transparenten, und daher luftig wirkenden Struktur in Erscheinung. «Das Gebäude sollte nicht dominant sein», sagt Wolfram Kübler, verantwortlicher Ingenieur bei Walt + Galmarini AG.

Die 6800 m2 grosse, freigeformte Dachschale aus Holz überspannt die Landschaft des Innengeheges im Zentrum, um das sich sichelförmig der Besucherbereich legt. Zudem nimmt sie eine zweigeschossige Besucherlodge sowie die nicht einsehbaren Stallungen auf. Die ganze Halle hat einen Durchmesser von 80 m. Belichtet wird sie durch 271 in die Holzschale eingeschnittene Oblichter, die mit Luftkissen aus UV-durchlässiger ETFE-Folie eingedeckt sind.

Mit 500 000 Nägeln verbunden

Statisch funktioniert die Dachkonstruktion als ein zu Strahlen aufgelöstes Schalentragwerk, das am Rand auf lokalen Scheiben gelagert ist. Damit sich die Holzschale überhaupt erstellen liess, war die Errichtung eines Lehrgerüsts notwendig. Mit dieser Hilfskonstruktion wurden Holzspanten zu einer Negativform der Dachschale millimetergenau eingemessen.

Über die formgebenden Spanten wurde anschliessend das Primärtragwerk verlegt, das aus drei Lagen Dreischichtplatten besteht. Während die Holzbauer die erste Lage aus Stabilitätsgründen noch vollflächig montierten, waren bei der zweiten und dritten Lage die Oblichter bereits ausgeschnitten. Die zweite Lage Dreischichtplatten ist in einem Winkel von etwa 60° schräg zur ersten verlegt. Die drei Lagen sind aus insgesamt 600 einzelnen Dreischichtplatten zusammengefügt und mit einer halben Million Nägeln untereinander verbunden. Das Sekundärtragwerk als Basis der Luftkissen bildet eine Sandwichschicht, bestehend aus unterschiedlichen Holzwerkstoffen. Es integriert die Wärmedämmungs- und Leitungsebenen. Im Endausbau wird das Dach eine Stärke von rund 90 cm erreichen und etwa 1000 Tonnen schwer sein.

Ein Ringbalken in Stahlbeton

Da der Dachrand geschwungen ist, folgt ein Ringbalken in Stahlbeton seiner Linie und leitet die Kräfte in die Stützen ab. «Ein klassischer Zugring liess sich nicht realisieren», so Kübler. Nachdem die erste Lage Dreischichtplatten verlegt war, wurde die Schalung für den Ringbalken erstellt und anschliessend die Bewehrung eingebracht. Die Armierung des Ringbalkens wurde mit jener aus den Stützen verbunden und gespannt. Neun Vorspannkabel sind ebenfalls im Ringbalken verlegt. «Sie sind alle mit fast 2000 Tonnen gezogen», so Kübler.

Die Betonierung des Ringbalkens ist abgeschlossen. Nun ist das Dach selbsttragend, so dass das Lehrgerüst planmässig entlastet werden kann. Der Innenausbau der Halle wird gemäss Kübler im Juni beginnen.

www.zoo.chwww.brunnererben.chwww.markusschietsch.comwww.waltgalmarini.ch

Ausführende Unternehmen

Grosse Firmen für grosse Projekte?

Am letztjährigen Internationalen Holzbauforum in Garmisch legte Bernhard Specht, Bereichsleiter Holzbau der Ed. Züblin AG, ausführlich dar, warum das grosse deutsche Bauunternehmen Züblin sich im Holzbau engagiert, welche Strategie es dabei verfolgt und mit welchen Auswirkungen zu rechnen ist, wenn grosse Konzerne in die Branche einsteigen. Denn Züblin hat Ende 2011 zuerst Stephan Holzbau, Anfang 2012 dann Merk-Project und im März dieses Jahres Metsä Wood Merk in seinen eigenständigen Holzbaubereich integriert, der nun bereits 250 Mitarbeiter zählt. Gemäss Spechts Ausführungen handelt es sich dabei erst um den Anfang einer umfassenden Strategie von Züblin.

Der Einstieg grosser Konzerne tue dem Holzbau gut, war Specht überzeugt. Kapitalstärke sei die Grundlage für Forschung und Entwicklung. Ausserdem bestehe die Bereitschaft, den Holzbau systematisch weiterzuentwickeln. Es sei jedoch kein Trend erkennbar, dass grosse Bauunternehmen in die Holzbaubranche einstiegen. Eher handle es sich um Einzelerscheinugen, so Specht.

Auf solche Einzelerscheinungen trifft man auch in der Schweiz. Ed. Züblin gehört zum österreichischen Baukonzern Strabag. Dieser ist seit 1995 in der Schweiz aktiv und durch die Übernahme von Brunner Erben und Astrada 2011 laut eigenen Angaben zum drittgrössten Bauunternehmen im Land aufgestiegen. Brunner Erben ist eine Bauunternehmung mit regionalem Schwerpunkt in Zürich und der östlichen Schweiz, das unter anderem einen Bereich Holzbau unterhält. Dieser führte beispielsweise den Neubau der Parkgarage in Arosa aus. Gemeinsam mit der Implenia, die ebenfalls über hauseigene Kompetenzen in Sachen Holzbau verfügt, bildet Brunner Erben Holzbau die Arge Elefantenpark Holzbau, die der Zoo Zürich mit der Erstellung der Dachkonstruktion des neuen Elefantenhauses beauftragt hat.

RW, RW

Veröffentlichung: 25. April 2013 / Ausgabe 17/2013

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