Holz als Basis
Die Welz AG hat die Küche im Landhausstil mit einer Abdeckung aus Braunkernesche ausgeführt. Bild: Michi Läuchli
Die Welz AG hat die Küche im Landhausstil mit einer Abdeckung aus Braunkernesche ausgeführt. Bild: Michi Läuchli
Massivholz. Stein, Keramik und Chromstahl werden häufig für Küchenabdeckungen eingesetzt. Sie sind praktisch in der Handhabung und Pflege. Werden gewisse Punkte beachtet, lassen sich jedoch auch mit Massivholz schöne Küchen realisieren, wie Beispiele aus der Praxis zeigen.
Massivholz ist schön. Mit seiner Natürlichkeit und der individuellen Holzmaserung gibt es dem Raum einen ganz eigenen Charakter. Verständlich wird es daher gerne im Möbel- und Innenausbau eingesetzt. So auch in der Küche, wo es meistens bei Schneidbrettern oder Schubladen respektive Einteilungen zum Einsatz kommt. Manchmal sind auch gestemmte Fronten gewünscht. Bei der Abdeckung ist der Griff zu Massivholz allerdings verhalten. Dies hat vor allem praktische Gründe. Die Küche als Dreh- und Angelpunkt der Wohnung hat viele Aufgaben zu erfüllen. Ein zentrales Element spielt dabei die Abdeckung. Auf ihr wird vorbereitet, gerüstet, gewaschen, abgepackt und intensiv mit vielen Materialien gearbeitet. Dabei entsteht Hitze, mancherorts spritzt Fett oder Wasser umher. Die Arbeitsfläche soll widerstandsfähig, praktisch und pflegeleicht sein.
Für Abdeckungen Werkstoffe wie Stein, Keramik oder Chromstahl zu wählen, ist sinnvoll. Sie sind pflegeleicht und praktisch in der Handhabung. Chromstahl- wie auch Keramikabdeckungen sind sehr hitzebeständig. Ein weiterer Vorteil der harten Materialien ist die gute Verträglichkeit von Putzmitteln. Auch stehendes Wasser, welches sich um das Waschbecken ansammelt, ist unbedenklich.
Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass Mineralwerkstoff- respektive Chromstahlabdeckungen wesentlich resistenter gegen äussere Einflüsse wie Kratzer, Hitze, Feuchtigkeit oder Putzmittel sind als Massivholzabdeckungen. Dennoch hat Holz gegenüber Stein auch Vorteile. Es nimmt die Wärme auf und gibt sie wieder ab, während Stein hart und kalt ist. Ausserdem kann dort das Runterfallen eines Gegenstandes einen Abplatzer verursachen, während im Holz höchstens Dellen entstehen. Holz als nachwachsender Rohstoff ist nachhaltig, die Herstellung einer Abdeckung daraus benötigt weniger Energie als eine aus Chromstahl.
Auf welches Material schlussendlich gesetzt wird, bleibt eine persönliche Entscheidung. Klar ist aber, dass eine Holzabdeckung regelmässig gepflegt und rücksichtsvoll behandelt werden muss. «Eine Massivholzabdeckung ist ein Produkt, das man wirklich will», sagt Reto Welz, Mitinhaber und Teil der Geschäftsführung der Welz AG. Für Mietwohnungen sei dies daher kein Thema. Die Schreinerei aus Trogen AR produziert etwa zwei Küchen im Jahr mit einer massiven Holzabdeckung.
Bei Familie Hutter aus Cham ZG steht eine solche Küche. «Inspiriert wurden wir dazu von einer Ferienwohnung, die mit einer alten Holzabdeckung ausgestattet war. Diese war schon richtig dunkel und gebraucht, was uns aber sehr gefiel. Eine Steinabdeckung wollten wir nicht, weil fast jede Küche einen Stein hat. Und Chromstahl war für uns zu industriell, zudem störten uns die Geräusche, die darauf entstehen», sagt Bettina Hutter. Entstanden ist nun in Zusammenarbeit mit der Schreinerei Welz AG eine Küche im Landhausstil. Die gestemmten Ahornfronten wurden lindengrün lackiert, die Abdeckung aus Esche mit Braunkern ausgeführt, die dann von der Schreinerei zweimal mit Hartöl behandelt wurde. «Unsere Massivholzabdeckungen ölen wir, zudem geben wir den Kunden ein Pflegeset und eine Gebrauchsanleitung mit», sagt Welz. Um das Holz im Bereich des Geschirrspülers gegen den austretenden Dampf zu schützen, wurde an der Unterseite der Platte eine Kunststoffabdeckung aufgeklebt. Die Stösse der drei Arbeitsplatten wurden lamelliert und vor Ort schliesslich miteinander verleimt. Das Glaskeramik-Kochfeld und das Waschbecken montierte die Schreinerei jeweils aufgesetzt. «Dadurch ist die Armatur nicht mit der Holzabdeckung, sondern mit dem Waschtisch verbunden, was den Wasserkontakt minimiert. Zudem hat ein vorstehendes Glaskeramik-Kochfeld den Vorteil, dass man eine heisse Pfanne auch mal über den Rand schieben kann, ohne dass das Holz darum sich gleich verfärbt oder gar verbrennt. So gesehen, erzielen wir damit einen konstruktiven Holzschutz», sagt Reto Welz.
Dass die Holzabdeckung sorgfältiger behandelt werden muss, ist sich Bettina Hutter bewusst: «Wir haben uns einfach von Anfang an gesagt, dass wir der Abdeckung Sorge tragen und diese nach Gebrauch jeweils mit einem Lappen abwischen müssen, sodass kein Wasser liegen bleibt.» So sieht die Abdeckung auch nach knapp zwei Jahren, abgesehen von minimalen Gebrauchsspuren, noch wie neu aus, eine Oberflächen-Nachbehandlung steht aber noch aus.
Auch die Aegerter Küchen AG aus Boltigen BE produziert Küchen mit Massivholzfronten. Dass die Abdeckungen aus Massivholz gefertigt werden, ist seltener. «Eine Küche mit weissen Kunstharzfronten und einer Steinabdeckung wirkt für mich manchmal etwas kühl. Deswegen kam ich auf die Idee mit der Holzabdeckung, die Wärme vermittelt und sofort etwas wohnlicher wirkt, ohne dass es eine reine Holzküche ist», sagt Geschäftsführer und Inhaber Etienne Aegerter. «Es gibt Kunden, die sich eine Massivholzabdeckung wünschen. Ihnen sagen wir, was sie alles beachten und wo sie sorgfältig sein müssen. Das funktioniert dann auch gut. Dann wiederum haben wir Kunden, denen eine Massivholzabdeckung einfach zu heikel ist», sagt Aegerter.
Heikel seien beispielsweise Konservendosen, die unten feucht sind und auf einem gerbsäurehaltigen Holz stehen. Diese hinterliessen schon nach ein paar Minuten schwarze Ringe, welche sich nur noch mit einem Schleifklotz entfernen liessen.
Aufgesetzte Waschbecken und Kochfelder setzt Aegerter bewusst nicht ein, sie seien für ihn einfach optisch wenig ansprechend. Für den Einbau des Kochfeldes wird Rücksicht auf das Arbeiten des Holzes genommen. «Wir rechnen von Anfang an 2 Millimeter mehr Luft pro Seite mit ein, sodass das Holz auch Luft zum Schwinden und Quellen hat und nicht womöglich das Glaskeramik-Kochfeld zerdrückt.»
Kochfelder können in eine Massivholzabdeckung eingebaut werden, ohne dass deren Garantie erlischt, wie die Anfragen an die drei Gerätehersteller V-Zug, Miele und Electrolux zeigen. Diese geben an, dass der Einbau in eine Massivholzabdeckung keinen Einfluss auf die Hersteller- respektive Werksgarantie hat, solange bauseitig alle Vorgaben zum Einbau (Lüftung, Anschlüsse, Abstände) eingehalten werden.
Für das Abfugen des Waschbeckens und des Kochfelds eignet sich unter anderem der weichmacherfreie und UV-beständige «Fugensil 75» von Gyso. Laut Hersteller ist die Silikon-Dichtungsmasse weichmacherfrei, pilzhemmend und besitzt eine hohe Kerbfestigkeit. Er ist speziell geeignet für das Verfugen von Parkett- und Laminatböden, aber auch von Natur- oder Kunststein.
Veröffentlichung: 21. März 2024 / Ausgabe 12/2024
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