Gut vorbereitet, ist die Teilprüfung keine Hexerei
Alte Aufgaben der Teilprüfung helfen beim Trainieren und können auf der Seite des VSSM runtergeladen werden. Bild: Nicole D’Orazio
Alte Aufgaben der Teilprüfung helfen beim Trainieren und können auf der Seite des VSSM runtergeladen werden. Bild: Nicole D’Orazio
Die Teilprüfung im dritten Lehrjahr ist die erste grosse Hürde auf dem Weg zur Schreinerin und zum Schreiner EFZ. Zwei Lernende und ein frisch Ausgelernter blicken auf ihre Prüfung zurück und verraten Tipps und Tricks.
«Rückblickend kann ich sagen, dass die Hälfte oder eher Drei Viertel des Troubles, der um die Teilprüfung gemacht wurde, unnötig war», sagt Rahel Lacher. Sie ist im vierten Lehrjahr bei der Sutter GmbH in Bülach ZH und erinnert sich noch gut an ihre Vorbereitungen und Trainings vor einem Jahr sowie die Prüfung selbst. «Ich habe an der Prüfung meines Erachtens Fragmente durchaus völlig versaut. Das musste ich allerdings total ignorieren, damit sich dies nicht weiter auf die Prüfung auswirkt.» Weiter erinnert sie sich, dass es schwierig gewesen sei, vor der Prüfung die Konzentration hochzuhalten, da es zuerst einen langen Informationsteil gab. «Ich habe zwar die Note, die ich mir vorgenommen hatte, nicht ganz erreicht und war zu Beginn sehr enttäuscht. Aber rückblickend bin ich durchaus zufrieden mit dem Resultat.»
Das Wichtigste in der Vorbereitung auf die Teilprüfung sei, viel zu üben, sagt Rahel Lacher. «Vor allem nicht nur einen Teil pro Übungstag machen, sondern auch mal drei bis fünf Stunden am Stück lernen. Man muss sich bewusst sein, dass es Abschnitte an der Teilprüfung gibt, bei welchen man ohne Pause drei Fragmente durcharbeiten muss.» Es braucht jedoch niemand Angst vor der Prüfung zu haben. «Mit genügend Training und dem nötigen Respekt kann man das Kind schaukeln und trotz Fehlern bestehen», sagt sie.
Die Teilprüfung ist im Qualifikationsverfahren (QV) der erste gros-se Brocken für Schreinerlernende, und viele haben dementsprechend Respekt davor. Sie macht 20 Prozent der Abschlussnote aus und ist eine Fallnote. Das heisst, man muss die Teilprüfung bestehen. Jeweils gegen Ende des sechsten Semesters müssen die Lernenden antreten, um die elf Aufgaben zu bewältigen. Pro Aufgabe gibt es eine Stunde Zeit. Der Reisstest findet meistens separat statt.
20 Prozent der Note machen das Vorbereiten und Planen aus. Zu 80 Prozent fliesst das Herstellen der Produkte in die Bewertung ein. Die Teilprüfung umfasst eine Auswahl von Leistungszielen der Lernorte «überbetriebliche Kurse» und «Betrieb» gemäss Bildungsplan. Geprüft wird das Bedienen aller Maschinen, die im Alltag einer Schreinerei gebraucht werden. Die Aufgaben entsprechen immer der gleichen Reihenfolge. Die Nummer drei ist zum Beispiel jeweils ein Rahmenfragment und die Nummer sieben eine Kreissägenarbeit. So können die Lernenden den Ablauf üben. Auf der Website des Verbands Schweizerischer Schreinermeister und Möbelfabrikanten (VSSM) sind zudem alle früheren Aufgaben abrufbar und können fürs Training eingesetzt werden, was vom Verband allen Lernenden empfohlen wird.
Rahel Lacher hat Anfang des Jahres mit dem Training auf ihre Teilprüfung begonnen, also im Januar 2023. «Mit ein paar Klassenkameradinnen und -kameraden. So machte es mehr Spass als alleine, und wir haben uns gegenseitig motiviert», erzählt die 19-Jährige aus Embrach ZH. Die Gruppe traf sich jeden zweiten Samstag und löste jeweils zwei bis vier alte Aufgaben. «So kam auch etwas Wettbewerbsstimmung auf. Zudem ist es immer von Vorteil, wenn man sein Fragment jemandem zeigen kann. Nicht, dass man es sich noch falsch einprägt.» Die angehende Schreinerin profitierte zusätzlich von zwei Trainingstagen, die vom Lehrbetriebsverbund Schreinermacher, bei dem sie angestellt ist, angeboten wurden. «Dort haben wir eine halbe Prüfung simuliert. Das fand ich wertvoll und wichtig. Denn das Zeitmanagement sollte man gut trainieren. Eine Stunde ist schnell vorbei.»
Ratschläge hat sie noch weitere:
«Als ich die letzte Aufgabe durch hatte, fiel mir ein Stein vom Herzen», erzählt Aron Neiger aus Hasliberg BE. Er hat im vergangenen Sommer den Berufsabschluss gemacht und arbeitet heute in seinem Lehrbetrieb (Rufibach und Schläppi Schreinerei in Guttannen BE) als Maschinist am CNC-Bearbeitungscenter. An die Teilprüfung kann sich der 19-Jährige aber noch bestens erinnern. «Ich war schon etwas nervös, aber ich wusste, dass ich gut vorbereitet war.» Da der erste Prüfungstag positiv verlaufen war, konnte er ruhiger in den zweiten starten. «Ich hatte am Schluss sogar so ein gutes Gefühl, dass ich von der Note fast etwas enttäuscht war. Aber mit einem 5,5 jammere ich da auf einem hohen Niveau», sagt er und lacht.
Zwei Monate vor der Teilprüfung hat der Berner Oberländer begonnen, fast jeden Samstag zu üben. «Ich weiss, dass einige viel früher loslegen, aber für mich stimmte das so. Wenn man zu früh anfängt, vergisst man einige Dinge wieder.»
Neiger hat allerdings nicht mit anderen Lernenden trainiert, sondern mit seinem Vater, der auch Schreiner ist. «Ich habe zwei Testläufe durchgespielt. Das ist wichtig, damit man ein Gefühl fürs Zeitmanagement bekommt.» Das Gute sei, dass man mit den alten Prüfungsaufgaben arbeiten könne. Die echten seien dann ähnlich. In seiner Klasse sei eine Person durchgefallen, erinnert sich der Jungschreiner. «Diese war meiner Meinung nach aber selbst schuld, weil sie sich kaum vorbereitet hatte.»
«Die Teilprüfung lief für mich gut», berichtet Matteo Bussinger, der im vierten Lehrjahr bei der Schreinerei Fehlmann in Müllheim TG ist. «Einzig das Fragment an der Kehlmaschine hatte ich nicht fertig.» Er sei zu Beginn nervös gewesen, konnte das Gefühl mit der Zeit aber ablegen. «Ich war gut vorbereitet und konnte mich darauf verlassen. Es gibt immer Details, die einem nicht ganz klar sind. Dann soll man ruhig überlegen und das machen, was man weiss. Der Rest kommt von selbst.» Die zwei Prüfungstage waren bei ihm in etwa gleich verlaufen. «Man sollte sich auf sich fokussieren und nicht schauen, was die anderen machen», rät der 19-jährige Frauenfelder. «Man weiss ja nicht, ob sie es richtig machen.»
Mit dem Training hat Bussinger Anfang Jahr begonnen. «Meistens habe ich mit meiner Mitstiftin geübt. Der Lehrbetrieb hat uns dafür Zeit gegeben. Aber wir waren auch in der Freizeit daran und haben alte Aufgaben gelöst. Unser Berufsbildner hat einen ganzen Ordner. Das ist eine gute Sache», sagt der Schreinerlernende. Ideal sei, wenn man ein paar Aufgaben nacheinander löse, um die Prüfungssituation zu simulieren.
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Nicole D'Orazio
Veröffentlichung: 01. Februar 2024 / Ausgabe 5/2024
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