«Einen solchen Tisch habe ich noch nie gemacht»


Der Tisch, den Oliver Fässler herstellen durfte, wird vom Kunden schon rege genutzt. Bild: R. Brunner AG
Der Tisch, den Oliver Fässler herstellen durfte, wird vom Kunden schon rege genutzt. Bild: R. Brunner AG
Als angehender Schreiner im dritten Lehrjahr durfte Oliver Fässler von der Schreinerei R. Brunner AG für einen Kundenauftrag einen Tisch produzieren. Wie sich das genau abgespielt hat, erzählt der 17-Jährige im Monatsinterview.
Wie bist du zum Auftrag des Tisches gekommen?
Oliver fässler: Mein Berufsbildner hat mich ausgewählt und gefragt, ob ich den Tisch machen möchte. Ich war natürlich gerne dabei.
Wie ist das Ganze abgelaufen?
Für seine Weiterbildung musste mein Berufsbildner einen Auftrag zusammen mit einem Lernenden oder einer Lernenden machen. Wir hatten dann gleichzeitig diesen Tisch als Kundenauftrag, wobei er meinte, das sei eine schöne und passende Möglichkeit, die ich übernehmen könnte. So habe ich dann den Tisch mit seiner Unterstützung gemacht.
Gibt es etwas Besonderes am Tisch?
Der Tisch wurde rundherum komplett gebürstet. Ich denke, das ist eher selten und finde, es sieht megaschön aus mit der Struktur, die es dadurch gibt. Wenn man mit der Hand darüber fährt, spürt man auch, dass es sich nicht einfach um eine glatte Fläche handelt.
Welche Materialien hast du verwendet?
Das Tischblatt und die Beine sind aus Eichenholz. Die Montageplatten, die die Beine mit dem Tisch verbinden, sind aus schwarz lackiertem Stahl.
Wie hast du den Tisch genau hergestellt?
Zuerst schnitt ich die Lamellen für das Tischblatt zu und schaute dann, wie sie vom Aufbau zusammenpassen. Anschliessend leimte ich sie zusammen. Die einzelnen Friese für die O-Tischbeine habe ich oben mit Clamex und unten mit Tenso verbunden und dann miteinander verleimt. Das machte das Verleimen nochmals einfacher und weniger stressig, weil die Teile so weniger verrutschten.
Was fandest du schwierig an diesem Auftrag?
Beim Verleimen der Beine musste ich schauen, dass alle Winkel perfekt und gleichzeitig die Gehrungen nicht offen sind. Weil die Tischplatte ziemlich breit ist, leimten wir erst drei Lamellen und dann vier Lamellen zusammen. Diese schliffen wir danach separat und fügten schliesslich alles zusammen. Das haben wir für den Fall gemacht, wenn etwas beim Verleimen schiefgelaufen wäre oder wir zu lange gebraucht hätten.
Gab es Unerwartetes während der Fertigung?
Weil es sehr rustikale Eiche ist, musste ich zuerst alle Astlöcher mit schwarzem 2K-Spachtel ausfüllen. Weil Eiche so offenporig ist, musste ich das umliegende Holz um jedes einzelne Astloch mit Klebstreifen abkleben, damit der Spachtel dort nicht in die Poren geht, da dieser nur noch schlecht zu entfernen ist.
Wie gross ist der Tisch?
Der Tisch misst 750 mm in der Tiefe, in der Länge misst er 1800 mm.
Wie lange hast du gebraucht, um den Tisch herzustellen?
Die Stunden habe ich regelmässig im Arbeitsjournal eingetragen. Zum Schluss bin ich dann auf 43 Stunden gekommen. Das ist also schon recht viel und auch mehr als ich eigentlich erwartet habe. Mehrere Faktoren haben dazu geführt, dass ich länger hatte als gedacht.
Hast du schon mal einen Tisch produziert?
Nein, einen solchen Tisch habe ich noch nie gemacht. Natürlich habe ich auch schon viel mit Massivholz gearbeitet, aber in dieser Form war es das erste Mal für mich.
Was machst du sonst so bei der Arbeit?
Das ist recht unterschiedlich, zum Beispiel Schränke oder Schubladen. Ab und zu bin ich auch auf der Baustelle am Montieren. Aktuell mache ich gerade wieder einen Tisch, bei dem ich auch den Plan selbst gezeichnet habe. Zudem bin ich in den Vorbereitungen für die Teilprüfung, weil die bald ansteht.
War der Schreinerberuf deine erste Wahl, oder hattest du noch andere Vorstellungen?
Ich hatte vor allem etwas Handwerkliches im Kopf, weil ich wusste, dass ich nie auf dem Bürostuhl sitzen möchte. Meine erste Schnupperlehre machte ich als Möbelschreiner, anschliessend noch eine als Metallbauer und Polymechaniker. Dann bekam ich aber die Lehrstelle bei der Schreinerei Brunner, und da wusste ich, dass ich das machen möchte.
«Der Tisch wurde komplett gebürstet. Ich finde, es sieht mega schön aus.»
«Weil es sich um rustikale Eiche handelt, musste ich zuerst alle Astlöcher mit 2k-Spachtel ausfüllen.»
Interview mit
Oliver Fässler (17) aus Zürich. Bei der Schreinerei R. Brunner AG, auch in Zürich, absolviert er gerade das dritte Lehrjahr als Schreiner EFZ. In seiner Freizeit fährt er am liebsten Ski. Daneben legt er gerne als DJ auf. Im Sommer verbringt Fässler viel Zeit im oder am Wasser, in das er gerne auch von Türmen oder Klippen springt. Sein Rekord liegt bei 20 Metern, den er bei einem Sprung von einem Felsen im Tessiner Maggiatal schaffte.
Veröffentlichung: 06. März 2025 / Ausgabe 10/2025
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