Grosse Fenster mit wenig Platzbedarf
Von aussen ist eine Parallelschiebetür oft nur geöffnet als solche erkennbar. Bild: Gretsch-Unitas
Von aussen ist eine Parallelschiebetür oft nur geöffnet als solche erkennbar. Bild: Gretsch-Unitas
Parallelschiebetüren. Sie lassen sich zur Seite schieben, sind nur halb so teuer wie Hebeschiebetüren und absolut bediensicher. Unauffällig verrichten Parallelschiebetüren selbst in Hochhäusern ihren Dienst. Gute Eigenschaften sind der Grund dafür.
Ganz besonders bei durchgehenden Glasfassaden ist es wichtig, dass alle Fenster gleich aussehen, egal welche Funktion sie haben und in welche Richtung sie bewegt werden. Denn sonst entstehen Niveau- und Dimensionsunterschiede, die kein ruhiges und gleichförmiges Erscheinungsbild zulassen. Das bedeutet, dass die sichtbaren Friesbreiten bei Rahmen und Flügel durchgängig gleich sind – im Idealfall sind sie identisch, auch in der Profilierung.
Dreh- oder Drehkippflügel unterscheiden sich durch deren Beschlag. Die Rahmen- und Flügelprofile sind identisch. Gerade bei etwas breiteren Elementen ist der Platzbedarf beim Öffnen im Raum aber oft zu gross. Auch wird mit zunehmender Ausladung des Flügels die Belastung der Bänder grösser. Die Schwerkraft fordert ihren Tribut, die Flügel kippen mit der Zeit etwas von der Bandseite weg und schliessen nicht mehr sauber.
Abhilfe schaffen da nur Schiebefenster. Sie verfügen über Tragrollen in beiden unteren Elementecken. Das Element bewegt sich innerhalb des Raumes und vor dem benachbarten Fenster, was sogar hinter zugezogenen Vorhängen möglich ist. Der Wohninnenraum wird somit erst gar nicht beeinträchtigt und auch für die Möblierung muss man keinen Freiraum für den Schwenkbereich von Fensterflügeln berücksichtigen.
Bei Schiebefenstern denkt man schnell an die beliebten Hebeschiebetüren bei grossen Glaselementen. Sie stehen auf einem Schienensystem, das parallel zur Fensterfront verläuft. Zum Verschieben werden sie über eine Mechanik so angehoben, dass sie auf ihren Laufrollen stehen. Verriegelt werden die Türen dann beim Schliessen durch das Absenken des Elementes und durch Fanghaken in Schliessblechen im Anschlagpfosten. Die Fertigung sowie der Zusammenbau unterscheiden sich deutlich von anderen Fensterarten, was eine eigene Produktion erfordert.
Parallelschiebetüren sind hingegen wie Fensterflügel. Die Rahmenprofile sind meistens identisch, was die Produktion massiv vereinfacht. Die Beschläge werden in der gleichen Nut montiert wie bei Dreh- oder Drehkippflügeln und können auch in deren Fertigungsbereichen gesetzt werden. Zusätzlich sichtbar sind eine Tragschiene unten und eine Führungsschiene oben sowie die Abdeckung der beiden klobigen Laufwagenbefestigungen auf dem unteren Flügelquerfries – ein Detail, welches diesen Bereich etwas plump wirken lässt. Die geschlossene Position entspricht jener eines Drehflügels, wodurch die Frontflächen aussen auf einem Niveau liegen. Der grösste Nachteil besteht darin, dass ein schwellenlos ebener Durchgang nicht realisierbar ist.
Durch ihre produktionstechnischen Vorteile gegenüber den Hebeschiebetüren können Parallelschiebetüren einiges günstiger hergestellt werden. Sie punkten aber noch in ganz anderen Bereichen:
Die Bedienung einer Parallelschiebetür gehört neben dem Preis zu den wirklich positiven Eigenschaften dieser Systeme. Sie erfolgt, wie bei Dreh- oder Drehkippflügeln, über die Griffposition. Und ja, solche Elemente kann man kippen. Da es Beschläge für Schiebeelemente von rund 2000 Millimetern Breite und bis zu 200 Kilogramm Gewicht gibt, wurden integrierte Kraftspeicher sowie Dämpfer geschaffen, welche die Bewegungen unterstützen. Das bedeutet, dass das Element beim Kippen weder zum Bediener fällt, noch dass man es beim Schliessen mit Kraft gegen den Rahmen pressen muss.
Die Funktionen sind heute derart einfach und ausgefeilt, dass solche Schiebesysteme, im Gegensatz zu vielen Hebeschiebetüren, überall dort zum Einsatz kommen, wo sie von unterschiedlichen Menschen bedient werden – also in Mietwohnungen, Hotels, öffentlichen Bauten und dergleichen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass eine problemlose Handhabung intuitiv möglich ist und Fehlmanipulationen weitgehend ausgeschlossen sind. Durch die gleiche Schliessung und die gleichen Dichtungsebenen wie bei Dreh- oder Drehkippflügeln sind die Türen zudem auch bei starkem Wind genauso dicht, wie dies beispielsweise in Hochhäusern vorausgesetzt wird.
Mit «Patio Inowa» hat Roto ein Modell zwischen den beiden Schiebetürsystemen geschaffen. Das Schiebeelement läuft und bleibt auf einer Schiene neben der Fensterfront, wird aber beim Schliessen gegen den Rahmen auf die Dichtung gepresst. Rundherum greifen zudem Schliesszapfen ein – analog einer normalen Parallelschiebetür. Es bleibt eine versetzte Optik wie bei Hebeschiebetüren sowie eine geringere Schwellenhöhe. Das System ist beispielsweise gut für Balkontüren in Hochhäusern oder auch als Schiebefenster mit Brüstungswand. Im Gegensatz zu normal einschlagenden Parallelschiebetüren kann damit allerdings keine durchgehend ebene Glasfassade geschaffen werden.
www.g-u.comwww.maco.atwww.roto.chVeröffentlichung: 11. Juli 2019 / Ausgabe 28-29/2019
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