Goldgräberstimmung in der Höhle
Josh Ernst (l.) und sein Strahlerkollege steigen zur «Fellilücke» auf. Bild: PD
Josh Ernst (l.) und sein Strahlerkollege steigen zur «Fellilücke» auf. Bild: PD
Wenn er alleine, auf dem Bauch, in einer engen, dunklen Höhle liegt, hat er keine Angst. Im Gegenteil: Für Josua «Josh» Ernst gehört das zu seinem grossen Hobby. Er ist Strahler. Er sucht in Höhlen und Klüften nach Kristallen und Mineralien. «Vor etwa zehn Jahren habe ich damit angefangen», erzählt der 39-jährige Krienser. «Ich liebe die Berge und das Klettern. In einer SAC-Hütte habe ich erste Kontakte mit Strahlern geknüpft und bin mal mitgegangen.» Seitdem habe ihn die Suche nach Kristallen nicht mehr losgelassen. Mit einem Kollegen, ab und zu mit seiner Frau, aber meistens alleine, macht er sich im Hochsommer auf zu seiner Höhle. Diese liegt irgendwo versteckt im Fellital im Kanton Uri. «Den genauen Standort verrate ich natürlich nicht», sagt der Schreiner und lacht. «Die ist geheim.»
Zum Strahlen hat er in Uri ein Patent gekauft. Es unterliege dem Ehrenkodex, dass man nicht in eine markierte Kluft oder Höhle eines anderen einsteigt, erzählt er. Das Werkzeug, Material und auch sein Biwak haben er und sein Kollege in der Höhle platziert und lassen es auch über den Winter dort. «In die Höhle rein kann man eigentlich nur im Hochsommer während rund dreier Monate, wenn es wirklich schneefrei ist», erzählt Ernst. Sonst sei es zu gefährlich. Vor allem wegen Steinschlags. Passiert ist ihm zum Glück aber noch nie etwas.
Ein Strahler ist stets auf der Suche nach dem grossen Fund. «Zuerst muss man eine Höhle suchen. Das ist schwierig, und man muss nach Anzeichen im Gestein suchen», beschreibt er. Dann öffnet man sie und richtet sie ein. «Dafür muss man halt alles Material auf den Berg schleppen. Nur schon das ist sehr anstrengend.» Das Schürfen mit Hammer und Meissel fordere einem alles ab, weil man meistens liege. «Man hofft, dabei einen Hohlraum mit einem Quarzband zu finden, in dem es verschiedene Kristalle und Mineralien gibt.»
Gefunden hat Josh Ernst schon einiges: Bergkristalle, Rauchquarz, Pyrit, Hämatit und selten einen Fluorit. Bergkristalle kämen häufig vor. Von fast jeder Tour nehme er welche nach Hause. «Mein Traum wäre es, einen rosa Fluorit zu finden. Die sind in den Alpen selten, und man kann sie mit dem Fund von Gold vergleichen.» Er sei allerdings kein besonders erfolgreicher Strahler, sagt er und lacht. «Frust und Misserfolge gibt es oft, wie bei den Goldgräbern auch.»
Die schönsten Funde kommen in die Sammlung des Kriensers. «Der Rest in eine Kiste oder die drittklassigen in den Sandkasten», sagt er. «Andere verkaufen ihre Steine an Messen, doch so erfolgreich bin ich nicht.» Dafür fehlt ihm auch die Zeit. Seit letztem Jahr ist er Mitinhaber der Schreinerei Schmid & Ernst GmbH in Kriens, bei der er vorhin viele Jahre lang angestellt war. Zudem haben er und seine Frau zwei Kinder. «Ich bin noch etwa zehn Tage im Jahr beim Strahlen. Früher waren es zwischen 20 und 30. «Ich freue mich schon jetzt, meine zwei Söhne mal mit auf den Berg und in die Höhle zu nehmen.» Jetzt, mit eins und drei Jahren, seien sie natürlich noch zu klein. «Hoffentlich gefällt es ihnen genauso wie mir. Denn in Gesellschaft macht es einfach mehr Spass, nach den Steinen zu suchen. Auch wenn man dann die Funde teilen muss.»
«Beim Strahlen sind Frust und Misserfolg ein ständiger Begleiter. Doch wenn ich einen Kristall finde, ist das ein tolles Gefühl.»
Veröffentlichung: 09. Januar 2020 / Ausgabe 1-2/2020
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