Frankenstärke und deutsche Pelletsberge

Pelletspresse bei der Tschopp Holzindustrie, die mit insgesamt 90 000 Tonnen Produk-tionskapazität im Pelletsbereich Marktführer in der Schweiz ist. Bild: Tschopp Holzindustrie AG

Pelletmarkt.  Die Schweizer Pelletsproduzenten kämpfen gegen starke Konkurrenz durch Importware. In Düdingen ging letzten Winter das erste Waldholzpelletwerk in Betrieb. Scheinbar kann sich diese Produktionstechnik im Anlagebereich bis 10 000 Tonnen Kapazität einen Platz sichern.

Die Pelletspreise in der Schweiz bewegen sich seitwärts: Im September 2012 kostete eine Tonne durchschnittlich 375 Franken, rund 3% weniger als im September 2011. Heizöl war Ende August rund 38% teurer als Pellets. Doch aufgrund des tiefen Euros und der hohen Produktion in Deutschland weht den Schweizer Produzenten ein ziemlich eisiger Wind entgegen.Die Schweizer Pelletsproduzenten müssen sich einem starken Auslandsmarkt stellen: In Deutschland rechnet der Deutsche Energieholz- und Pellet-Verband (DEPV) 2012 mit einer Produktion von zwei Millionen Tonnen Pellets bei einer Produktionskapazität von drei Millionen Tonnen. Der Verbrauch beträgt rund 1,6 Millionen Tonnen. Die Rechnung ist einfach: Es bleiben rund 400 000 Tonnen, die für den Export bereit stehen. Das entspricht etwa der dreifachen Schweizer Pelletsproduktionskapazität.Kesselfieber in ÖsterreichIn Österreich ist die Pelletsproduktion aufgrund der Schliessung von zwei Werken und einer rückläufigen Rohstoffversorgung gemäss pro Pellets Austria leicht rückläufig: Im Vorjahresvergleich wird mit einem Produktionsrückgang von 940 000 auf rund 874 000 Tonnen gerechnet. Die Produktions-kapazität beträgt derweil 1,245 Millionen Tonnen. Aber dieser Tage geht ein neues 100 000 Tonnen-Werk in Betrieb. Christian Schlagitweit von pro Pellets Austria: «Für diesen Winter erwarten wir, dass ein Teil der Versorgung über zunehmende Aussenhandelsaktivitäten abgedeckt wird. Eine Rücknahme beim Export zugunsten des heimischen Marktes haben die Produzenten ebenfalls schon angekündigt.» Die Nachfrage nach Pelletszentralheizungskesseln und Pelletskaminöfen ist unterdessen höher als jemals zuvor. «Viele Installationsbetriebe sind bereits bis in den Winter ausgebucht.»Aufgrund der geringeren Kosten von rund 55% gegenüber Heizöl und 46% gegenüber Gas können bei einem Gebäude mit einem Heizölverbrauch von 20 000 Litern beim Umstieg auf Pellets in der diesjährigen Heizsaison mehr als 10 000 Euro eingespart werden. «Da amortisiert sich ein Umstieg in kürzester Zeit», erklärt Christian Rakos, Geschäftsführer von pro Pellets Austria.Und die Schweiz?«Die Pelletsindustrie ist immer noch recht jung, daher müssen wir in Kauf nehmen, dass der Markt starke Aufwärts- und Abwärtstrends verzeichnet», berichtet Daniel Tschopp, Mitglied der Geschäftsleitung bei der Tschopp Holzindustrie AG in Buttisholz. Das Unternehmen ist führend in der industriellen Holzverarbeitung sowie einziger Hersteller und Marktleader von Schalungsplatten in der Schweizer Baubranche. Mit insgesamt 90 000 Tonnen Produktionskapazität ist es zudem im Pelletsbereich Marktführer in der Schweiz. «Wir produzieren jährlich rund 45 000 Tonnen.» Dank einer neuen Trocknungsanlage sollen es mittelfristig jährlich 50 000 und ab dem Jahr 2014 60 000 Tonnen sein. «Auch wenn aufgrund des hohen Schweizerfrankens die Importware eine starke Konkurrenz ist, glauben wir an den Brennstoff Pellets», ist Daniel Tschopp überzeugt.Bei der Keller Pellets sieht man sich ebenfalls harter Konkurrenz ausgesetzt: «Wir sind stolz darauf, dass unsere Stammkunden Wert darauf legen, mit Schweizer Pellets aus der Region zu heizen. Der Preisdruck aufgrund des Imports zwingt uns, unsere Produktion laufend zu optimieren, trotzdem stehen unsere Chancen bei diesem tiefen Eurokurs schlecht. Eine erstklassige Kundenbetreuung und Pelletsqualität sind unsere einzigen Waffen, um gegen diesen Preisnachteil anzukämpfen», erläutert Gisela Keller von Keller Pellets aus Unterstammheim. Keller Pellets ist eine Abteilung der Sägerei Hobel- und Leimwerk Konrad Keller AG. Die Pelletsproduktionskapazität beträgt 8000 Tonnen, die Jahresproduktion beträgt zurzeit 6000 Tonnen.WaldholzpelletsNach Verzögerungen aufgrund der Baubewilligungen ging schliesslich vergangenen Winter in Düdingen das erste Werk für Waldholzpellets gemäss dem «Best Pellet»-Verfahren in Betrieb. Nachdem Waldpelletswerke in Schöftland und Ilanz Schiffbruch erlitten, scheint sich dieses neue Verfahren durchzusetzen: In Düdingen wird Waldholz, sei es Hart- oder Fichtenholz, samt Rinde und Ästen zu Schnitzeln geschreddert und getrocknet. Das Holz muss aber nicht wie bei herkömmlichen Anlagen nach Sorten getrennt werden. Nach der Trocknung wird das Holz gemahlen und pelletiert. Dabei wird für die Pelletierung weder Getreidekleber noch Wasser oder Dampf zugeführt, was die Produktionskosten senkt.Betreiber der Anlage ist die Bestpellet Wärme AG, deren Hauptaktionäre vier Landwirte aus der Region sind. Gleich neben der Anlage steht eine Biogasanlage, die Wär- me zum Trocknen des Holzes liefert. Die Groupe E Greenwatt AG, die grüne Tochtergesellschaft der Groupe E und Betreiberin der Biogasanlage, ist als Minderheitsaktionärin an der Bestpellet Wärme AG beteiligt. Die Pelletieranlage wurde vom Anlagebauer ZM-Technik aus Mühledorf entsprechend dem «BestPellet»-Verfahren gebaut, mit dem auch ein Lizenznehmer im Wallis pelletiert. Im Jura produziert die Pellet du Jura in Vendlincourt auf einer Anlage von ZM-Technik nach dem «BestPellet»-Verfahren, im argauischen Bremgarten tut dies die Braunschweiler Pellet AG. Es scheint, dass sich diese Produktionstechnik im Anlagebereich bis 10 000 Tonnen Kapazität einen Platz sichern kann.AnlagegrösseViele Schweizer Produzenten verfügen mit ihren Anlagen über Produktionskapazitäten, die von einigen 1000 bis zu 10 000 Tonnen reichen. Nur die AEK Pellet AG mit einer Kapazität von 60 000 Tonnen und die Tschopp Holzindustrie AG mit 90 000 Tonnen liegen weit darüber. Die durchschnittliche Produktionskapazität beträgt folglich in der Schweiz schätzungsweise deutlich unter 20 000 Tonnen. In Österreich sind es durchschnittlich 37 000 Jahrestonnen, in Deutschland sogar 63 000 Tonnen.Dennoch haben Pellets made in Switzerland durchaus eine Zukunft. Gerade Unternehmen der Holzindustrie können sich damit ein zweites Standbein aufbauen. Und die Anlagen von ZM-Technik ermöglichen es auch Waldbesitzern, in die Pelletsproduktion einzusteigen. Eine Abschwächung des Frankens und/oder hohe Treibstoffkosten können die Marktbedingungen zudem schnell wieder zugunsten der Schweizer Produktion ändern. Steigende Strompreise könnten ausserdem dem Hauptkonkurrenten der Pelletskessel in der Schweiz, den Wärmepumpen, zusetzen.AN→ www.pelletpreis.ch

Veröffentlichung: 11. Oktober 2012 / Ausgabe 41/2012

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