Flächen ohne Hindernisse
Bild: Baumann AG Der Küchenmacher
Bild: Baumann AG Der Küchenmacher
Grifflose Fronten. Die Küche ist Werkstatt, Treffpunkt, Mittelpunkt des Zusammenlebens. Sie fügt sich nahtlos in den Wohnbereich ein und prägt den individuellen Einrichtungsstil. Die grifflosen Fronten liegen mit ihrer schlichten Eleganz weiterhin im Trend.
Wer erinnert sich nicht an eine Kindheit, in welcher die Küche in einem eigenen Raum untergebracht war, möglichst funktionell zu sein hatte und punkto Optik ein eher stiefmütterliches Dasein fristete?
Gäste wurden im repräsentativen Esszimmer bewirtet, während die Verbindungstür zur Küche geschlossen blieb. Ein Bild, das der Vergangenheit angehört. Die Küche ist längst ins Zentrum des Wohnbereichs gerückt. Sie hat sich als offene Wohnküche zum Dreh- und Angelpunkt des gesellschaftlichen Lebens entwickelt und erfüllt eine wichtige gestalterische Funktion.
«Die Küche ist nicht mehr nur Funktions-, sondern auch Lifestyle-Element», bringt es Fabian Baumann, er ist Geschäftsführer des gleichnamigen Küchenbauunternehmens in St. Gallen, auf den Punkt. Mit dieser Entwicklung sind die Anforderungen an den Küchenbauer gestiegen. Die Küche soll praktisch sein, leicht zu reinigen, viel Stauraum und Ablageflächen bieten und gleichzeitig einem hohen ästhetischen Anspruch gerecht werden.
In Bezug auf den ästhetischen Anspruch sind die grifflosen Fronten nicht mehr aus der Küche wegzudenken. Die klare und geradlinige Formensprache, die sich vor einigen Jahren als Trend entwickelt hat, wird heute nicht mehr als reine Modeerscheinung betrachtet und hat sich fest im Sortiment des Küchenbauers etabliert. Es gibt kaum eine Ausstellung, die nicht mindestens eine grifflose Küche zeigt.
Doch grifflos ist nicht gleich grifflos: Die Bezeichnung umfasst einerseits Küchen, die über mechanische oder elektrische Öffnungssysteme verfügen und damit tatsächlich ohne Griffe auskommen, andererseits aber auch jene, bei welchen die aufgesetzten Griffe oder Knöpfe durch eine flächenbündige oder eine innenliegende Lösung ersetzt werden.
Je grösser die Nachfrage nach einer grifflosen Küche ist, desto ausgeklügelter werden die Öffnungsmechanismen. So ist es beispielsweise der Julius Blum GmbH gelungen, ihre mechanische Öffnungsunterstützung «Tip-On» mit dem Dämpfungs- system «Blumotion» zu kombinieren und damit zwei gegeneinander wirkende Kräfte in einer Beschlagslösung zu vereinen. Bislang war «Tip-On Blumotion» in der Schweiz für das verdeckte Führungssystem «Movento» und das Boxsystem «Legrabox» erhältlich. Ab kommender Woche wird das Angebot unter anderem bei der SFS Unimarket AG auch in Kombination mit der «Tandembox antaro» erhältlich sein.
Einen ähnlichen Weg wie die Firma Blum hat der deutsche Beschlägehersteller Hettich, welcher in der Schweiz durch die Opo Oeschger AG vertreten wird, im Auszugsbereich eingeschlagen. Mit «Push to open Silent» bietet er ebenfalls ein rein mechanisches System für griffloses Öffnen in Kombination mit gedämpftem Schliessen, bei dem die Ausfahrkraft und die Auslöse-sensitivität für das Öffnen individuell einstellbar sind. «Push to open Silent» ist bei allen «ArciTech»-Schubladen und «Actro»-Führungen einsetzbar.
Häufig kommen bei Schubladen, Schwenktüren, Klappen sowie neuerdings auch bei Küchengeräten und Kühlschränken elektrische Öffnungslösungen zum Einsatz. Diese sind sehr einfach zu bedienen und bieten einen grossen Komfort.
Ein kurzes Antippen der Front genügt, um Schubladen, Klappen oder Auszüge automatisch zu öffnen. Elektrische Lösungen bieten gegenüber den mechanischen den Vorteil, dass Grösse und Beladung keinen Einfluss auf das saubere Schliessen des jeweiligen Auszugs haben. Denn bei variierender Beladung, wie bei einem Abfalleimer oder einem Hochschrank, gestaltet sich eine optimale mechanische Einstellung sehr schwierig. Da es auch für den Kühlschrank keine mechanische Lösung gibt, ist eine vollständige Durchgängigkeit des Systems zum heutigen Zeitpunkt nur elektrisch möglich. Allerdings sind diese Systeme stromabhängig und deutlich teurer als die mechanischen Lösungen.
Küchenbauer Fabian Baumann sieht die mechanischen und elektrischen Öffnungssysteme nicht als «Allheilmittel», wie er es ausdrückt. «Es ist wichtig, auf die Bedürfnisse des Kunden einzugehen, ihm alle Optionen aufzuzeigen und die passende Lösung zu finden, ohne ihn zu beeinflussen», sagt er. Entscheidet sich ein Kunde für ein elektrisches Öffnungssystem, so rät Baumann, einen Hauptschalter zu installieren. Ist dieser ausgeschaltet, können die Fronten gereinigt werden, ohne sich dabei ständig zu öffnen.
Ob elektrisch, mechanisch oder mit flächenbündigen Grifflösungen – bei der Ausführung einer grifflosen Küche gibt es kein Richtig oder Falsch, es gibt nur die perfekte Anpassung auf die individuellen Bedürfnisse des Nutzers. Dies vielleicht mit einer einzigen kleinen Ausnahme: «Im Bereich Abfall ist die Option ‹grifflos› heute nicht mehr wegzudenken», findet Markus Rohner, Verantwortlicher für den Bereich Küchenbeschläge bei SFS Unimarket. «Der einzige Hinderungsgrund, der mir einfällt, wäre hier eine rigorose Kosteneinsparung. Ansonsten ist es fast Pflicht.»
Die «echten» grifflosen Fronten entfalten ihre Wirkung durch ein grossflächiges, geradliniges und elegantes Erscheinungsbild. Bei den Fronten mit Griffleisten, Griffprofilen oder Griffmulden können diese als Gestaltungselemente eingesetzt werden. So ist eine schier unerschöpfliche Formensprache möglich.
Die Griffprofile sollten eine angenehme Haptik haben und auf den Kunden angepasst sein: Hat eine Frau beispielsweise lange Fingernägel, kann dies das Öffnen bereits erheblich erschweren. Ein Griffprofil, das abgeschrägt auf die Schublade zuläuft, kann allenfalls unten an der Schubladenfront eingeplant werden, damit keine Flüssigkeiten in die Schublade hineinlaufen können.
Bei einer hohen Kühl-Gefrier-Kombination kann es sinnvoll sein, die Griffleiste vertikal einzuplanen, damit das Öffnen auch für Kinder problemlos möglich ist.
Bleibt die Frage nach den Oberflächen: Die Fronten werden insbesondere bei den mechanischen Öffnungslösungen recht stark beansprucht. Doch auch in diesem Bereich hat sich in den letzten Jahren so einiges getan. So wird auf Anfrage auch bei der Lanz Fronten AG bestätigt, dass es für den Bereich der Küchenfronten eine riesige Materialvielfalt gebe und die Oberflächen heutzutage so weit entwickelt seien, dass mit keinen Abnützungen zu rechnen sei.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Der Phantasie sind bei der Küchengestaltung kaum Grenzen gesetzt. Doch ob grifflos oder nicht, die Küche sollte auf die persönlichen Bedürfnisse zugeschnitten sein und als Wohlfühlort empfunden werden.
www.kuechenbau.chwww.sfsunimarket.bizwww.blum.comwww.opo.chwww.lanzfronten.ch
Veröffentlichung: 10. März 2016 / Ausgabe 10/2016
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