Fest und dicht für Jahrzehnte


Die Glasfläche wird über Jahrzehnte jedem Sturm und Wetterumschwung standhalten. Bild: Swisspacer
Die Glasfläche wird über Jahrzehnte jedem Sturm und Wetterumschwung standhalten. Bild: Swisspacer
Randverbund. Der Randverbund bei grossen und schweren Isolierglaselementen ist für die Hersteller eine Herausforderung. Denn dieser Verbund muss die Scheiben zusammenhalten und alle auftretenden Lasten ausgleichen.
Als die ersten Nullenergie-Häuser gebaut wurden, gab es unter anderem Fenster, die aus einem tiefen, massiven Rahmen bestanden, der von beiden Seiten gefälzt und eingeglast war. Der Abstand zwischen den Gläsern betrug maximal 100 mm, weil dann die trocken gehaltene Luft nur gering zirkulierte. Damalige Studien besagten, dass bis zu diesem Abstand eine Isolationssteigerung stattfinde. Wird er grösser, sei der Effekt wieder dahin. Zur gleichen Zeit wurden bei normalen Häusern hauptsächlich doppelverglaste (DV) Fenster eingesetzt.
Moderne Isolierglaselemente scheinen den Flügelrahmen nur noch zu benötigen, damit an ihnen die Beschläge befestigt werden können – so fein zeigen sich jedenfalls die Rahmen. Ein solches Glaselement besteht aus zwei Floatglas-Scheiben, die mit einem Randverbund zusammengehalten werden. Zwischen den Scheiben befindet sich meistens ein Edelgas wie Argon oder Krypton oder trockene Luft, wie die Glas Trösch AG in Bützberg BE informiert. Damit der Inhalt wirklich trocken bleibt, braucht es ein Entfeuchtungsmittel, und damit er nicht einfach im Laufe der Jahre entwischt, eine sehr gute Abdichtung. Die 100 mm Abstand sind heute somit kein Thema mehr. Je nach Füllung kann schon ein Scheibenzwischenraum von 10 mm für eine optimale Dämmung ausreichen.
Heutige Anforderungen an den Wärme- sowie Schallschutz führen dazu, dass es zunehmend Elemente mit drei oder sogar noch mehr Scheiben gibt. Mit der neuen Sicherheitsverordnung bezüglich des Einsatzes von Sicherheitsgläsern auf der zugänglichen Seite der Scheibe kommt noch etwas mehr Glas dazu. Muss ein Verbundsicherheitsglas (VSG) verwendet werden, hat ein ganz normales Isolierglaselement bereits mindestens drei Floatglasscheiben. Eine Dreifach-Verglasung kommt dann auf vier Scheiben und im Erdgeschoss unter Umständen sogar auf fünf.
Das alles sorgt für tiefere Flügelrahmen, aber auch für massiv mehr Gewicht als die anfängliche Zweifach-Verglasung. Berücksichtigt man, dass aktuelle Dreh-Kipp-Beschläge für Flügelgewichte bis zu 300 Kilogramm erhältlich sind, sagt das einiges über ein solches Glaselement aus.
Damit nun diese Scheiben fest und in der gleichen Distanz zusammengehalten werden, gibt es den Randverbund. Er besteht aus einem Abstandhalter und mehreren Dichtungsebenen. Die Tatsache, dass unbewegte Luft ein sehr schlechter Wärmeleiter ist, bildet die Grundlage jeder Isolierglaseinheit. Entsprechend darf zwischen den Gläsern keine Verbindung bestehen, die selbst nicht sehr gut isoliert.
Ein solcher Warme-Kante-Abstandhalter besteht heute aus Kunststoff und nicht mehr aus Aluminium oder Edelstahl wie früher. Er enthält ein hygroskopisches Entfeuchtungsmittel, welches in die Richtung des Scheibeninnenraums wirken kann. Das verhindert ein Kondensieren der Feuchtigkeit auf den Scheiben. Nach aussen wird das Profil von einer Folie oder einem dünnen Metallrücken abgedichtet, damit kein Gas durch das Profil hindurch entweicht. Umgekehrt soll damit auch sichergestellt werden, dass keine Feuchtigkeit eindringt.
Glas Trösch verwendet einen Abstandhalter mit der Bezeichnung ACS Plus, der wie beschrieben aufgebaut ist und einen Folienrücken hat. Ein solches Abstandhalter-Profil ist rund 7 mm hoch, in verschiedenen Farben erhältlich und wird mit einem Randabstand von 4 bis 8 mm zur Glaskante auf die Scheiben geklebt.
Swisspacer ist ein Hersteller von Abstandhaltern mit Sitz in Kreuzlingen TG. Die Firma gehört zur Saint-Gobain-Gruppe und bietet mit «Ultimate» ein Produkt an, welches sogar passivhaustauglich ist.
Zwischen dem Profil und den Glasflächen kommt immer Butyl zum Einsatz. Als primäre Abdichtung vermeidet es einen Gasverlust oder das Eindringen von Feuchtigkeit. Die 4 bis 8 mm vom Profilrücken bis zur Glaskante werden am Schluss mit einem Sekundärdichtstoff aus Polysulfid, Polyurethan oder Silikon aufgefüllt. Das ist die elastische Masse, die man am fertigen Glaselement sieht. Das ist auch die Masse, die alle auftretenden Lasten wie Wind oder Klimawechsel aufnimmt.
Je nach Materialbeschaffenheit des Abstandhalters ist die Verbindung etwas mehr oder weniger steif. Die Primär- sowie Sekundärdichtstoffe bleiben allerdings elastisch. Das bedeutet, dass beispielsweise bei Wind der Randverbund die auftretenden Pumpbewegungen des Glases ausgleichen muss, damit es keine Risse oder Brüche geben kann. Ebenso müssen Volumenveränderungen im Glaszwischenraum durch Wärme und Kälte oder äusseren Luftdruck elastisch ausgeglichen werden. Und damit es nicht zu einfach wird, sollte alles zusammen auch beständig gegen chemische Einflüsse aus der Atmosphäre und gegen Licht, vor allem UV-Strahlen, sein.
Es ist somit wichtig, dass der Randverbund, wenn das Element eingebaut ist, gut geschützt und nicht mit unverträglichen Mitteln im Kontakt ist. Der Glasfalzraum muss zudem so sein, dass sicher keine Dauerfeuchtigkeit entsteht.
Wer öfter an einem Gebäude vorbeikommt, das über eine Glasfassade mit grossen Scheiben verfügt, wird bei einem streifenden Blick über die Fassade Folgendes feststellen: Mal bauchen sich die Gläser nach aussen und mal schüsseln sie sich nach innen. Das hat damit zu tun, dass die absolut dicht eingeschlossene Luft zwischen den Glasscheiben bei Temperaturwechseln ihr Volumen verändert und sich darum ausdehnt oder zusammenzieht. Grosse Scheiben machen dabei recht gut mit, kleine bekommen eher Mühe, da sie bei gleicher Glasdicke steifer sind. Beschichtungen oder Beschattungen können den Stress nochmals vergrössern und müssen daher bei der Planung mit einbezogen werden.
Swisspacer hat mit dem «Air» einen kleinen Zusatz in der Form wie eine Zylinderkopfschraube entwickelt. Dieser schafft über den Abstandhalterrücken einen Druckausgleich, ohne das Gas entweicht oder Feuchtigkeit eindringt. Der «Air» reagiert zwar langsam, nützt aber auch beim Glastransport mit grossen Höhendifferenzen. Dann sollte vor allem auf die Einhaltung der erforderlichen Zeiten für den Ausgleich geachtet werden.
Bei grossen Isoliergläsern gilt es aber noch einen weiteren Punkt zu beachten: Wird ein solches Element angehoben, um in den Flügelrahmen eingesetzt zu werden, verwendet man in der Regel einen Vakuumheber. Je nach Gewicht und Grösse werden entsprechend viele Sauger verteilt auf einer der beiden Aussenscheiben angebracht.
Gemäss Glas Trösch reicht die maximale Randverbund-Klebebreite von 15 mm aus, um auch die anderen Scheiben sicher zu tragen. Durch die Elastizität des Verbundes entsteht dabei nicht nur eine Scherkraft, sondern auch eine leichte Hebelwirkung, was somit die Adhäsion sowie die Kohäsion belastet. Auf Baustellen hebt man die Scheiben oft über grössere Distanzen und sollte sie daher mit Gurten sichern. Werden die Elemente mit den Flügelrahmen verklebt, dürfte dann die Verklotzung noch eine zusätzliche, wichtige Rolle haben, um die Belastung des Randverbundes nicht noch unnötig zu strapazieren.
www.glastroesch.chwww.swisspacer.comVeröffentlichung: 02. April 2020 / Ausgabe 14/2020
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