Farbenfrohe Fugen
Silikondichtmasse lässt sich in den unterschiedlichsten Farben einfärben. Bild: Permapack AG
Silikondichtmasse lässt sich in den unterschiedlichsten Farben einfärben. Bild: Permapack AG
Fugen. Handelsübliche Silikondichtmasse gibt es schon in den unterschiedlichsten Grau- und Brauntönen. Sollen die Fugen aber eine projektspezifische und passende Farbe aufweisen, sind eingefärbte Silikone genau das Richtige.
Für dauerelastische Bewegungs- und Anschlussfugen zwischen verschiedenen Bauteilen sind Hybrid-Dichtstoffe oder Silikone die richtige Wahl. Da sie sich in ihren Eigenschaften unterscheiden, ist es wichtig, deren geeignetes Anwendungsgebiet zu kennen.
Für Anschlussfugen ans Mauerwerk im Innenausbau setzt der Schreiner gerne Acryl ein, weil es gut überstreichbar ist. Die Fuge respektive das Material ist jedoch nicht dauerelastisch und nimmt daher nur wenig Bewegung auf. Im Gegensatz dazu bieten Hybrid-Dichtstoffe den Vorteil, dass sie sich überstreichen lassen und gleichzeitig noch dauerelastisch sind, was sie zu einer geeigneten Dichtmasse bei Anschlussfugen im Fenster- und Türenbau im Innen- wie auch Aussenbereich macht. Als dritter und vermutlich geläufigster Dichtstoff im Bunde bietet Silikon eine gute Dauerelastizität, Haftung auf verschiedensten Untergründen sowie eine Witterungs-, Alterungs- und UV-Beständigkeit. Allerdings lässt sich das Material nicht überstreichen.
Immer wieder gibt es auch Herausforderungen, wie beispielsweise die Anschlussfuge an eine bunte Küchenrückwand oder an einen Waschtisch, wo das Aufbringen einer Farbe keinen Sinn machen würde. Das nötige Abkleben des angrenzenden Materials zum Streichen der Fuge stände in keinem Verhältnis. Ausserdem ist in Sanitärbereichen eine glatte Fuge erwünscht, weil sie sich gut reinigen lässt, weniger schnell schmutzig wird und die Farbe auf der Fuge wegen der Putzmittel wohl nicht lange halten würde. Aus diesen Gründen gibt es eingefärbte Silikondichtmassen in unterschiedlichen Farbnuancen. Je nach Hersteller sind jeweils etwa zwei Dutzend Farben erhältlich, die sich immer in Grau- und Brauntöne unterteilen. Diese Standardfarben decken einen Grossteil der normalen Bedürfnisse ab.
Was aber, wenn die Küchenrückwand beispielsweise blau oder die Fassade grün ist und die passende Farbe dazu benötigt wird? Silikon nach individuellem Farbwunsch ist in diesem Fall das Richtige. Es ist bei verschiedenen Bauprodukteproduzenten erhältlich. «Silikone in Sonderfarben lassen sich gut herstellen, dafür gibt es verschiedene Produktionsvarianten», sagt Kandid Vögele, technischer Leiter bei der Gyso AG. Eine Variante ist, das Silikon mit Monopasten einzufärben, was bei der Firma in Kloten ZH in der Einfärb- und Abfüllanlage gemacht wird. Sie mischt das transparente Silikon mit acht verschiedenen Monopasten zusammen, welche richtig kombiniert die gewünschte Farbe ergeben. Doch es gibt beim Einfärben, je nach Anlage, gewisse Einschränkungen. «Wir wurden auch schon nach einem Silikon in Polizei-Orange gefragt, solche Leuchtfarben lassen sich mit unseren Pigmenten hier in Kloten allerdings nicht herstellen. Auch Silikon in Metallic färben wir nicht ein, weil die Metallic-Pigmente den Mischer und die Düsen der Maschine zerstören würden», sagt Vögele. Solche Metallic-Silikone seien zwar erhältlich, würden jedoch extern produziert.
Auch die Firma Falcone Bauchemie AG aus Freienbach SZ produziert seit geraumer Zeit eingefärbtes Silikon. «Um unabhängiger vom Ausland zu werden, haben wir nach der Pandemie extra in diese Anlage investiert. Sie färbt das gefüllte, weisse Silikon ein», sagt der Geschäftsführer Sebastiano Falcone. Ein Besuch bei der Abfüllanlage in Schwanden GL zeigt, wie der Herstellungsprozess abläuft: Als Erstes wird ein Abstrich der Silikongrundmasse entnommen und kontrolliert, ob es an der Luft auch zu trocknen beginnt. «Es gibt nichts Schlimmeres, als das Silikon aus der Anlage zu entfernen, das nicht vernetzt», sagt Falcone. Anschliessend wird eine rund 200-Liter-Tonne in der Maschine eingespannt. Dann wird an der Steuereinheit die gewünschte Farbe ausgewählt. Hierfür sind die exakten Parameter im System hinterlegt und so schnell abrufbar. Die richtigen Rezepturen zu finden, sei anfangs eine mühselige Arbeit gewesen. Ist die Farbe ausgewählt, mischt die Maschine zusammen mit den roten, blauen, weissen sowie gelben Pasten die gewünschte Farbe an und presst sie in die Kartuschen. Davon wird eine Probe entnommen, auf eine Trägerfolie gestrichen und im Farbspektrometer eingelesen. Die exakte Farbzusammensetzung wird dann am PC angezeigt, wo sich allfällige Korrekturen beim Mischverhältnis vornehmen lassen. «Auch während des Abfüllens werden Stichproben entnommen und geschaut, ob es etwaige Korrekturen benötigt», so Falcone.
Bis die richtige Silikonfarbe erreicht ist, müssen ungefähr 13 Kartuschen abgefüllt und entsorgt werden, wobei der Wechsel einer dunklen Farbe auf eine hellere auch mehr Ausschuss produzieren kann. Auf der Anlage werden rund 30 verschiedene Farben von Hellgrau über Schwarz bis hin zu verschiedensten Brauntönen abgefüllt, zudem sind kundenspezifische Daten für Sonderfarben wie beispielsweise spezielle Weisstöne im System hinterlegt. Das Nachbilden einer bestimmten Silikonfarbe sei für die Firma kein Problem, so Falcone. So liessen sich selbst mit Mustern von Fremdherstellern die gewünschte Farbe reproduzieren.
Die Anlage sei besonders, sagt Falcone: «Diese Maschine ist die einzige Anlage, welche das gefüllte, weisse Silikon einfärben kann.» Normales, ungefülltes Silikon besitzt ausser Kieselsäure, die ihm die nötige Spannfestigkeit gibt, keine weiteren Füllstoffe. Deshalb glänzt er und ist transparent. Gefülltes Silikon hingegen wird bei der Produktion zusätzlich mit Füllstoffen wie Pigmenten und Kreide versetzt, wodurch er matt und weiss wird. «Die höhere Dichte durch die Füllstoffe vergünstigen das Silikon, da Kreide günstiger als Silikon ist. Ausserdem lässt er sich dadurch besser abglätten», erklärt Falcone.
Solche Abfüllanlagen, wie sie in Schwanden oder Kloten stehen, sind für grosse Mengen ausgelegt. «Bei zwei Kartons lohnt es sich nicht, diese auf der Abfüllanlage einzufärben, weil der Ausschuss zu gross ist», sagt Vögele. Dann geht man auf einen Labordissolver (Gerät zum Mischen, Lösen, Rühren), wo man die Farbe mit Monopaste in einem 20-Liter- oder 30-Liter-Gebinde anmischt und in die Kartuschen abfüllt. Eine andere Möglichkeit ist das Einfärben einzelner Kartuschen. Dabei wird transparentes Silikon zusammen mit Farbpigmenten in einem Spindelmischer gemixt. Der Haken daran: Beim Mischen und Abfüllen gerät Luft ins Innere der Kartusche. Je nachdem wie viel, kann der Vulkanisationsprozess des Dichtstoffes ausgelöst werden. «Mit Pigmenten eingefärbte Einzelkartuschen sollte man also relativ schnell brauchen. Solche Kartuschen sollten nicht einfach ein halbes Jahr oder ein Jahr im Lager rumliegen», erklärt Vögele.
Unabhängig davon, welches Herstellungsverfahren angewendet wird, kann bei allen Varianten die Quelle eine NCS- oder RAL-Farbe, ein Werkstoffmuster oder eine Musterkartusche sein. Letzteres sei laut Vögele fast die genauste Variante, denn dadurch lasse sich in wenigen Tagen ein Nassmuster produzieren, das der Kunde begutachten könne. Dies sei für die Reproduktion der korrekten Farbe am präzisesten.
Bezüglich der passenden Fugenfarbe hat Kandid Vögele noch einige Tipps zur Hand: «Oft machen wir die Erfahrung, dass bei Stein eigentlich die Farbe des Fugenmörtels am besten geeignet ist. Bei den Brauntönen ist es etwas anders, da muss man sich meistens an der Farbe orientieren, die im Holz am stärksten vorhanden ist.» Idealerweise solle das Silikon etwas dunkler als das Holz selbst sein, bei Stein wiederum sehe die Fuge besser aus, wenn sie heller als der Stein sei.
Die Auswahl an einfärbbaren Silikonen ist gross, und jeder Hersteller bietet seine Eigenheiten. Bei den meisten ist die transparente Grundmasse glänzend, weshalb das eingefärbte Silikon dann ebenfalls einen leichten Glanz hat. Für Nasszellen, Stein oder Glas macht das durchaus Sinn. Kandid Vögele ist aber der Meinung, dass der Trend dennoch etwas mehr in Richtung matte Fugen geht. Folglich bietet die Firma Gyso AG neu den «Fugensil 75 matt» in 22 verschiedenen Farben an. Er eignet sich für das Verfugen von Natur- und Kunststein, Sichtbeton sowie Parkett- und Laminatböden.
Die Firma Permapack AG aus Rorschach SG stellt ebenfalls eingefärbte Silikondichtmassen her. Auch hier kann die Farbe auf Basis einer RAL-Bezeichnung, der NCS-Nummer oder aufgrund eines Farbmusters erzeugt werden. Der natursteinverträgliche «Permafix 143» wird mittels Paste eingefärbt, was zu einer kräftigen Farbe führt. Beim «Permafix 142» führt Farbpulver zur Wunschfarbe. Das macht das Produkt etwas preiswerter, dafür kann die Farbintensität etwas weniger stark sein. Beide Produkte sind schon ab einer Kartusche erhältlich und laut Hersteller meist innerhalb einer Woche verfügbar. Bei grösseren Mengen wird direkt im Produktionsprozess die gewünschte Farbe hergestellt, wodurch die Lieferfrist rund vier bis fünf Wochen beträgt.
Mit «Wikosil-color», «Wikoplast-color» sowie «Wikofix-FKE» bietet die Firma Wisabax AG aus Luzern drei Fugendichtstoffe an, die sich in jeder RAL- oder NCS-Farbe einfärben und ab einer Kartusche bestellen lassen. «Wikosil-color» ist als universales Silikon natursteinverträglich, pilzhemmend und deckt auch mit seiner UV- und Witterungsbeständigkeit die meisten Einsatzgebiete ab. Der Hybrid «Wikoplast-color» ist überstreichbar und laut Hersteller optimal für Fugen im Fassadenbereich geeignet. «Wikofix-FKE» ist für alte Kittfugen an historischen Fenstern gedacht. In der richtigen Farbe bestellt, muss er im Gegensatz zum traditionellen Ölkitt nicht überstrichen werden. Ein späteres Überstreichen ist allerdings jederzeit möglich.
Veröffentlichung: 27. Juni 2024 / Ausgabe 26/2024
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