Es läuft wie geschmiert


Wartungsarbeiten sollte man den Servicefachleuten überlassen. Pflege, wie das Reinigen und Schmieren ist dagegen Schreinerarbeit. Bild: Näf AG
Wartungsarbeiten sollte man den Servicefachleuten überlassen. Pflege, wie das Reinigen und Schmieren ist dagegen Schreinerarbeit. Bild: Näf AG
Vorbeugen. Die Pflege des Maschinenparks ist in der Regel kein grosses Thema, aber ein wichtiges. Denn neben der Werterhaltung geht es dabei vor allem um die Gewähr eines reibungslosen Betriebsablaufes. Dafür braucht es den regelmässigen Blick ins Maschineninnere.
Ein bisschen ist es wie beim Schuheputzen. Es gibt die klassischen Pflegemittel, viele neue Produktvarianten und dann noch die althergebrachten Hausmittelchen, die zum Teil gar nicht schlecht sind. Andere sind völlig untauglich. Ihr Einsatz schadet mehr, als dass sie nützen. Aber vor allem könnte man den Schuhen, oder eben den Maschinen, öfter etwas Gutes tun, denn sie sollen ja dauerhaft laufen.
«Viele der älteren Maschinisten erinnern sich sicher noch daran, wie sie als ‹Stifte› am Freitag oder Samstag die Maschinen gereinigt haben. Dabei haben sie viel vom Innenleben und der Mechanik der Maschinen erfahren. Das scheint heute öfter vergessen zu werden, ist aber eine geeignete Methode, Maschinen zu begreifen, und so Bedienungsmethoden zu verfeinern und vielfach Beschädigungen zu verhindern», erklärt Herbert Näf, Geschäftsleiter der Näf AG. Maschinen, die täglich im Einsatz sind, sollten wöchentlich gereinigt werden, empfehlen die Fachleute. Aber Hand aufs Herz: wird das in jeder Werkstatt tatsächlich so gehandhabt?
Die Schreinerlehre von Jalika Franze liegt nur wenige Jahre zurück. «In meinem Ausbildungsbetrieb haben die Lernenden jeden Freitagnachmittag sauber gemacht, die Maschinen entstaubt, auf Mängel kontrolliert, geschmiert und, falls nötig, die Werkzeuge gereinigt», sagt Franze. Und auch bei ihrem heutigen Arbeitgeber müssen die Lernenden ran, wenngleich etwa der CNC-Maschinist sich selbst um die Pflege «seines» Bearbeitungszentrums kümmert.
Bei diesen Arbeiten helfen auch die «oft sehr genauen Ausführungen in den Bedienungsanleitungen der Maschinen zur Reinigung, Schmierung und sonstigen Pflege», weiss Markus Stutz, Service-Teamleiter bei der Bründler AG. Um den Schreinern die Pflege zu erleichtern, «machen wir bei der Auslieferung einer Maschine unsere Kunden mit einem Merkblatt auf die wichtigsten Pflegepunkte aufmerksam», so Stutz. Die Benennung eines verantwortlichen Maschinenbeauftragten im Betrieb hilft, die nicht unwichtigen Pflegearbeiten auch umzusetzen. «Das Absaugen und Entfernen von Reststoffen aus dem Inneren der Maschine, eine Sichtkontrolle der Antriebselemente, Kabelführungen und Verschraubungen sowie das Ölen von offenen Führungen und Stellspindeln sind typische regelmässige Pflegemassnahmen neben der Funktionskontrolle aller Bedienelemente und Schutzvorrichtungen», erklärt Herbert Näf. Ebenso die Führungen von Schiebetischen und Ähnlichem können geölt werden, sollten dann aber sauber mit einem Lappen nachgewischt werden.
«Neben der Überprüfung von beweglichen Teilen auf Leichtgängigkeit sollte man bei motorisch angetriebenen Achsen regelmässig die gesamten Wege abfahren lassen. Wenn diese nicht zu erreichen sind oder sich Teile eher schwer bewegen lassen, liegt womöglich eine mangelnde Schmierung vor und man muss handeln», so Markus Stutz.
Jeder weiss, dass man das Innenleben von Maschinen nicht mit hohem Druck ausblasen sollte. Gemacht wird es trotzdem oft, denn es geht schnell und effizient. Trotzdem: Die Fachleute weisen eindringlich darauf hin, dass der Sauger zur Reinigung das richtige Werkzeug ist. Vor allem im Bereich von elektrischen oder elektronischen Schaltgeräten und bei sensiblen Bereichen wie der Kantenleimmaschine ist der Hochdruck das völlig falsche Medium. «Der Einsatz von Hochdruck kann zu tieferen Verschmutzungen wichtiger Elemente bei der Kantenleimmaschine führen. Darunter können Sensoren, Lichtschranken und auch das Leimbecken in Mitleidenschaft gezogen werden», so Stutz.
Bei vermindertem Druck kann die Luftpistole hilfreich sein, wenn es sich etwa um die Reinigung von geschlossenen Gehäusen handelt. «Wichtig ist, dass regelmässig gereinigt wird. Ob dies mittels Absaugen, Abblasen oder Abwischen geschieht, spielt keine Rolle», weiss Markus Stutz.
Gerade wenn Maschinen mit Druckluft funktionieren, sollte auch diese Versorgung regelmässig auf Wasser überprüft werden. Denn nasse Druckluft schadet enorm. «Kältetrockner und Wasserabscheider müssen auf Funktion geprüft werden», so der Leiter Service bei der Bründler AG.
Was etwa beim Ölwechsel am Auto selbstverständlich ist, hilft auch beim Maschinenpark: «Das Datum der letzten Schmierung auf einem Datenblatt vermerken», rät Stutz. Dabei geht es vor allem um die Schmierung von langsam laufenden Lagern und die Pflege von Führungen. «Die meisten Kugel- und Rollenlager sind heute auf Lebensdauer geschmiert, so dass diese nicht geschmiert werden müssen, was oft auch gar nicht möglich ist», erklärt Näf. Und: «Das Schmieren von schnelllaufenden Lagern wie Hobelwellen sollte im Zuge des jährlichen Services dem Fachbetrieb überlassen werden», denn Überfettungen oder der Einsatz nicht geeigneter Fette können Lagerschäden mit hohen Reparaturkosten nach sich ziehen. Auch hier hilft der klärende Blick in die Betriebsanleitung, sofern vorhanden.
«Pflegende und reinigende Öle, etwa für Stellspindeln oder Führungen, sollten antistatisch sein, damit kein Staub anhaften kann. Auch sollte das Mittel frei von Silikon und Schwermetallen sein und eine Nachschmierwirkung haben», weiss Näf. Dazu sind sehr gute Produkte am Markt, die vielseitig eingesetzt werden können, Dichtungen nicht angreifen, korrosionsschützende Wirkung und eine hohe Kriechfähigkeit aufweisen, damit das Öl auch an schwer zugänglichen Stellen ankommt. Beide Experten verweisen dabei auf «Neoval» als geeignetes Mittel. Waffennarren schwören auf «Balistol». In jedem Fall sollte mit einem Lappen nachgewischt werden. Ganz ungeeignet für Schmierung und Pflege sind Petrol oder Dieselöl – egal wo. Denn diese können grosse Anteile an Wasser aufnehmen und führen so zu Rost, neben all den anderen ungeeigneten Eigenschaften wie etwa der hohe Feststoffanteil, der zum Verkleben führt. Zur Pflege und dem besseren Gleiten der Materialien auf den Maschinentischen sollten die einschlägigen Spezialmittel eingesetzt werden. «‹Silverglide› kann verwendet werden, birgt jedoch die Gefahr von Rückständen, welche das Holz schwarz färben. Alternativ empfehlen wir ‹Waxilit› oder Teflonspray, die das Holz nachträglich nicht verfärben und auf dem Tisch trotzdem für einen verlässlichen Korrosionsschutz sorgen», erklärt Stutz. Ebenso für Maschinentische sollte kein Benzin oder Ähnliches verwendet werden. «Solche Mittel weichen die Graphitkapillaren im Grauguss auf und setzen dann das Graphit frei», weiss Näf.
Auch elektrische Bauteile wie Schalter und Regler altern. Funktionieren diese nicht mehr ganz einwandfrei, wird oftmals auf eines der sogenannten Kontaktsprays zurückgegriffen. Doch deren Einsatz ist auch bei Fachleuten nicht unumstritten, denn die Ursache der sich anbahnenden Störung kann der Griff nach der Dose kaum beseitigen. Andererseits gibt es zur Reinigung und als Korrosionsschutz von Schaltkontakten auf dem Markt gute Sprays, die zur Vorbeugung und zur Minderung von Kontaktproblemen angewendet werden.
«In jedem Fall ist nach dem Gebrauch solcher Mittel eine Zeit abzuwarten, bevor die Anlage wieder unter Strom gestellt wird, weil sonst die Gefahr von Lösungsmittelexplosionen und Bränden entsteht», erklärt Herbert Näf. Besser ist es, in einem solchen Fall den Servicefachmann zu Rate zu ziehen, denn der Tausch von dahingehenden elektrischen Bauteilen ist oft sinnvoller als wiederkehrende Spraymassnahmen.
Nicht jede Maschine läuft jeden Tag. Die Fräse für Fingerzinken oder Lamellen von Klappläden wurde vielleicht für einen speziellen Auftrag einmal angeschafft. Andere, wie die Kettenfräse oder Tischoberfräse werden oft eher nur noch selten gebraucht. Einigermassen in die Ecke oder in den Schuppen nebenan platziert, warten die Maschinen auf den nächsten Einsatz. Selten sind diese in einem guten Pflegezustand und setzen schliesslich Flugrost an.
«Oftmals kann Flugrost relativ einfach mit einem ölgetränkten Scotchtuch beseitigt werden. Für grössere Flächen gibt es eine Art Reinigungsscheiben, welche in Winkelschleifern montiert werden können. Die Flächen sollten danach mit sauberen Lappen abgewischt werden», erklärt Näf. Auch Stahlwolle ist ein legitimes Mittel, um feinen Flugrost zu entfernen. Nicht geeignet sind Stahlbürsten, weil die Oberflächen damit verkratzen. «Gehen die Rosteinfressungen tiefer, kann der Einsatz von feinem Schleifpapier kaum umgangen werden. Dabei ist besonders wichtig, dass der Schleifkorund-Abfall sauber entfernt wird», weiss Herbert Näf. Die anschliessende Behandlung der mechanischen Teile mit Ölspray und von Maschinentischen mit silikonfreien Gleitprodukten erzeugt eine Langzeitschmierung und schützt vor Rost.
www.naef-ag.chwww.bruendler.chBei allen Pflegemassnahmen an Maschinen sind unbedingt die Hauptschalter auszuschalten und zu blockieren. Was für Maschinen gilt, das gilt auch für Maschinenwerkzeuge. Ebenfalls diese sollten regelmässig überprüft, gereinigt und auf ihre Funktionsfähigkeit hin kontrolliert werden.
Veröffentlichung: 23. Januar 2014 / Ausgabe 4/2014
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