Wood-Monitoring. Am Symposium in Biel wurden die neuen Zahlen zum Holzendverbrauch der Schweiz präsentiert. Erfreulicher Trend: Inneneinrichtungen haben für die Kunden wieder an Bedeutung gewonnen. Für den Blick in die Zukunft ist die rosa Brille trotzdem nicht angebracht.
Wie viel Holz verbraucht die Schweiz? Diese Frage stand im Zentrum der dritten Wood- Monitoring-Tagung an der Berner Fachhochschule Architektur, Holz und Bau (BFH-AHB). Branchenexperten und Unternehmensvertreter trafen sich in Biel, um sich über die Marktentwicklung des Schweizer Holzbau- und Möbelmarkts zu informieren und auszutauschen.
Deutlich mehr Holz eingesetzt
Die neuesten Daten zum Holzendverbrauch der Schweiz wurden für die sechs Bereiche Bauwesen, Holz im Aussenbereich, Möbel und Innenausbau, Verpackung, Holzwaren sowie Do-it-yourself ermittelt. Ein Blick auf den Verwendungszweck zeigt, dass 45% des Holzes verbrannt wird – zwecks Energiegewinnung. Betrachtet man den gesamten Holzverbrauch, machen holzige Produkte einen Anteil von 25% aus. Birgit Neubauer-Letsch, stellvertretende Leiterin Forschungseinheit der BFH, präsentierte an der Tagung die Zahlen für das Jahr 2009. Sie zeigte, dass der Holzendverbrauch in der Schweiz von 2,52 Mio. m3 im Jahr 2001 auf rund 2,77 Mio. m3 deutlich zugenommen hat. Am meisten Holz wurde im Bereich Bauwesen eingesetzt. Rund 1,25 Mio. m3, das entspricht rund 45% der ermittelten Holzmenge. Einen Einfluss auf die eingesetzten Mengen übte einerseits die intensive Bautätigkeit in der Schweiz aus, andererseits ist auch der Trend zu vermehrtem Einsatz von Holz im Allgemeinen zu beobachten. Birgit Neubauer-Letsch hielt am Ende ihres Referates fest, dass weiterhin ein positiver Trend für den Einsatz von Holzprodukten im Bau- und Möbelmarkt zu erwarten ist.
Ergebnisse nur bedingt vergleichbar
Die Berechnungen für die Studie basieren auf einer breiten Datenbasis, die sich aus bestehenden Erhebungen zum Holzeinsatz, zu Baustatistiken, -bewilligungen, Betriebszählungen, Zollstatistiken und Umfragen zusammensetzt. Da die Methodik überarbeitet wurde, ist ein direkter Vergleich mit den Studienergebnissen von 2001 und 1996 nur bedingt möglich.
Fest steht jedoch, dass im Bereich der Gebäude und Gebäudeausstattung mit Türen, Fenstern, Decken-, Innen- und Wandverkleidungen, Böden und Küchen gegenüber früheren Vorstudien mehr Holz zum Einsatz kam.
Gefragte Küchen- und Badmöbel
Der Bereich Möbel und Innenausbau ge- hört nach dem Bauwesen zum zweitgrössten Bereich des Holzendverbrauchs in der Schweiz. Einer der vier angebotenen Themenblöcke an der Wood-Monitoring-Veranstaltung widmete sich darum dem Thema «Innovationen und Materialentscheide für Möbel, Böden und Holzwerkstoffe.» Zu dieser Sparte wurden Decken und Innenwände, Böden sowie Wohn-, Küchen- und Gartenmöbel, Badezimmermöbel, Büro-, Schul-, Ladenmöbel und Saunas gezählt.
Der Holzendverbrauch im Bereich «Möbel und Innenausbau» betrug im Jahr 2009 rund 0,86 Mio. m3, was einem Anteil von rund 31% entspricht. In dieser Kategorie sind die Wohnmöbel mit 46% am stärksten präsent. Erfreulich: Im Küchen- und Badmöbelbereich konnten die Schweizer Unternehmen ihre Aktivitäten durch das hohe Neubauvolumen und das grosse Interesse an Renovationen ausbauen. Neue Küchenmöbel gab es insbesondere für renovierte Mietwohnungen. Bei An- und Umbauten sowie Renovationen wurde 2009 rund die Hälfte aller Innenausbauarbeiten an Gewerbebauten ausgeführt.
Laubholz im Fokus
Im Bereich Möbel liegt die für das Jahr 2009 ermittelte Holzmenge leicht unter den Ergebnissen voriger Untersuchungen. Für diesen Rückgang gibt es gemäss Studie zwei mögliche Gründe: Erstens nimmt im Bürobereich der Anteil an Holz und Holzwerkstoffen in Möbeln tendenziell ab. Welche Materialien im Gegenzug eingesetzt werden, ist aus der Studie nicht ersichtlich. Zweitens ist bei den Werkstoffen für Möbel ein Trend zum Leichtbau feststellbar.
Im Wohnbereich liegt der Anteil an Massivholzprodukten für Tische und Stühle bei rund 43%. Dabei beträgt der Laubholzanteil etwa 63%. Ein anderes Bild zeigen die Zahlen zu den Büromöbeln: zirka 70% sind aus Holzwerkstoffen gefertigt. Welche Holzart wo eingesetzt wird, ist abhängig von den wechselnden Modetrends. Laut Expertenangaben werden zurzeit zerstreutporige Hölzer wie die Buche von den Kunden eher weniger gewünscht. Bei den Böden ist Parkett im Trend und wurde in den letzten Jahren zunehmend auch in Küchen und Bädern eingesetzt. Bei den verwendeten Holzarten liegt die Eiche vorne.
Blick zur Schweizer Möbelindustrie
«Aktuelle Herausforderungen in der Schweizer Möbelbranche» – diesem Thema widmete sich Kurt Frischknecht, Geschäftsführer Verband Schweizer Möbelindustrie Möbelschweiz. Frischknecht präsentierte die Entwicklung des Schweizer Marktes für Wohnungseinrichtung der letzten Jahre. Zu dieser Kategorie wurden nicht nur Möbel, sondern auch Teppiche und Boutique-Artikel mitgerechnet. Im Jahr 2011 umfasste dieser Markt 4,121 Mrd. Franken, im Vergleich zum Vorjahr entspricht das einer Abnahme von 1,1%.
Importiert wurden Möbel im Umfang von 3,996 Mrd. Franken, der Export beläuft sich auf 872 Mio. Franken. Deutschland ist aus Schweizer Sicht der wichtigste Möbelimporteur und auch Abnehmer von Schweizer Möbelexporten. Betrachtet man die Umsatzentwicklung der elf grössten Möbelhändler in der Schweiz – die zusammen einen Umsatzanteil von rund 80% am Gesamtmarkt ausmachen – zeigt sich: Zulegen konnten vor allem Discount-Absatzkanäle.
Chancen nutzen
Der Geschäftsführer von Möbelschweiz ortet für die Branche auch Chancen. Selbstverständlich gehören innovative und qualitativ hochwertige Produkte sowie hervorragende Beratung und Serviceleistung dazu. Chancen biete jedoch auch das Internet, sei es als Informationsplattform oder als Kaufkanal.
Potenzial wird bei den sogenannten «Silver-Surfern» gesehen, also Kunden im Alter von 50 Jahren und mehr, als umsatzstärkste Zielgruppe. Weiteres Potenzial biete zudem die Schaffung von Erlebniskäufen beziehungsweise Erlebniswelten, wie sie etwa Ikea seit Jahren erfolgreich bietet. Die SchreinerZeitung wollte wissen: Können auch Schreinereien und kleinere holznahe Betriebe solche Erlebniswelten kreieren, etwa online? «Für Schreinereien ist das schwierig, da in vielen Fällen die Produktion im Vordergrund und – falls überhaupt – nur eine kleine Ausstellungsfläche zur Verfügung steht. Erlebniswelten online zu präsentieren wäre eine Möglichkeit, kann allerdings mit erheblichen Kosten verbunden sein», so Kurt Frischknecht.
Verschiedene Ausblicke
Innenausbauarbeiten und Möbel sind eng mit dem Immobilienmarkt verbunden. In diesem Kontext wurden an der Tagung verschiedene Aspekte thematisiert. Eine aufgrund des Bevölkerungswachstums starke Nachfrage für Wohnungen, wobei Wohneigentum vermehrt bevorzugt wird. Die Nachfrage für Innenausbautätigkeit bleibt hoch, auch für Mietwohnungen. Die Nachfrage nach Gewerbebauten beziehungsweise Büroflächen bleibt stark.
Fazit der Studie zum Schweizerischen Holzendverbrauch: Immobilien und Inneneinrichtung haben für die Kunden wieder mehr an Bedeutung gewonnen. Sichere Werte und authentische Materialien liegen im Trend – eine gute Nachricht für Schreiner. Weniger positiv fällt gemäss Kurt Frischknecht die Prognose für die Schweizer Möbelindustrie in diesem Jahr aus. Einerseits habe die Branche mit schwierigen Rahmenbedingungen zu kämpfen, andererseits stagniere die Entwicklung des Möbelmarktes in der Schweiz.
www.bfh.chwww.möbelschweiz.chStudie kostenlos erhältlich
Die Publikation «Holzendverbrauch Schweiz» wurde von der Berner Fachhochschule Architektur, Holz und Bau im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt Bafu durchgeführt.
Die Publikation steht unter folgendem Link zum Download bereit:
www.bafu.admin.ch/UW-1219-DVeröffentlichung: 04. Oktober 2012 / Ausgabe 40/2012
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