Erfolgreiches Grundrezept

EIn einheitlicher Planaufbau vereinfacht den Plan für den Zeichner und den Schreiner im Betrieb gleichermassen. Bild: SZ, Noah J. Gautschi

Zeichnungsnormen.  Die Praxis konkretisiert weiter, was im Fachzeichenunterricht gelernt wird. Um erfolgreich zu arbeiten, muss jeder Betrieb die Zeichnungsnormen individuell festlegen. Die folgenden Zeilen zeigen die Schwerpunkte dieser Aufgabe und die Wege zur Praxis.

Für den Schreiner in der Produktion ist ein korrekter und einheitlicher Werkplan ein ebenso wichtiges Arbeitsgerät wie für den Monteur auf der Baustelle. Was im normalen Schreinerauftrag schon eine gewichtige Rolle einnimmt, wird bei grösseren Aufträgen mit mehreren beteiligten Planern und Ausführern zum grundlegenden Erfolgskriterium. Denn ein falsch aufgebauter, von der festgelegten Zeichnungsnorm abweichender oder nicht einheitlicher Werk- plan, führt zu grossen Folgefehlern in der Ausführung.

Zeitraubende Fehler

Falsch gesetzte Bemassungslinien, auf die falsche Seite abgelegte Schnitte, nicht vermasste Möbelteile oder vergessene Schnitte ziehen sich anschliessend durch den ganzen Auftrag, bis sie schlussendlich meist erst bei der Montage ans Licht kommen. Aus Sicht einer optimierten und speditiven Planung lohnt sich eine Normierung im Bereich des Zeichnungsaufbaues, um fehleranfällige Schnittstellen zu verringern, und gleichzeitig sinkt durch die Vereinheitlichung die Konstruktions-, Planungs- und Ausführungszeit.

Einheitliche Grundausbildung

Zu Beginn der Lehre werden die jungen Schreiner gezielt und genau an die einheitlichen Zeichnungsnormen herangeführt. «Einer der Hauptpunkte, den wir den zukünftigen Schreinern beim Zeichnen mitgeben müssen, ist das Planverständnis», sagt Urs Hemmig, Fachlehrer an der Gewerblich Industriellen Berufsfachschule Liestal BL. Nur wenn das Planverständnis vorhanden ist, kann auch ein funktionierender Plan erstellt werden. Beim Zeichnen mit dem Zeichentisch ist die Konstruktion, das Herausziehen der zu zeichnenden Schnitte und die Planeinteilung ein wichtiger Arbeitsschritt. Nur so kann der Zeichner sicher gehen, dass alle Schnitte und Details ihren Platz auf dem Papier haben. Bei der Planung am Computer geschieht der Aufbau des Werkplanes meist kurz vor dem Druck mit dem Bilden des Ausgabelayouts. In der Ausbildung wird deshalb vermehrt auf die korrekte handgezeichnete Konstruktion im Vorfeld geachtet.

Auf dieser werden alle für den Werkplan relevanten Details gelöst und erst anschlies-send mit dem CAD-Zeichnen gestartet. So sollen die Lernenden ein eigenes Planverständnis entwickeln und die Zeichnungsnormen automatisch umsetzen. Im Normenheft des VSSM ist jeder mögliche Strich und Punkt eines Planes geregelt. Für die jungen Zeichner wurden die VSSM-Normen extra im Bin-Ordner «Vorbereitung und Planung» als begleitendes Nachschlagewerk zum Unterricht umgesetzt. «In diesem Ordner sind die Inputs von vielen Fachlehrern hineingeflossen. Die unterschiedlichen Erfahrungen der Fachlehrer ermöglichen eine breite Abdeckung der Materie im Unterricht», erklärt Hemmig.

Unterschiedliche Masse

Einige Fehlerarten finden ihren Weg immer wieder auf die Werkpläne der Schreiner. Dazu gehört ganz häufig der falsche Massaufbau. «Wichtig ist die grundlegende Erkenntnis, dass es Bearbeitungsmasse und Werkstückmasse gibt», erklärt Hemmig. Die Bearbeitungsmasse, wie zum Beispiel von einem Falz oder einer Nut, gehören auf die 1:1-Detailpläne, die Vermassung der Werkteile auf den 1:10-Werkplan. Erst wenn alle Masse auf der richtigen Zeichnung und im richtigen Aufbau sind, kann mit den weiteren Grundsätzen, wie zum Beispiel von innen nach aussen zu vermassen, weitergearbeitet werden. «Unser Ziel ist es, den jungen Schreinern die Grundlagen der Planung mitzugeben, damit sie je nach Betriebsorganisation individuell darauf aufbauen können», erklärt Hemmig den Unterrichtsaufbau.

Optimierung durch Betriebe

Im alltäglichen Werkauftrag kommen meist noch zusätzliche Aspekte in die Planung hinein, die eine betriebsspezifische Anpassung benötigen, um die Arbeiten speditiv umsetzen zu können. Die Erarbeitung dieser individuellen Anpassungen, zum Beispiel mit einer auf den eigenen Betrieb zugeschnittenen Regelung der zu verwendenden Beschläge und Kennzeichnung, ermöglicht schon eine erhebliche Verbesserung der Arbeitsabläufe in der Planung. Denn mit einer über alle Aufträge gesehen einheitlichen Planausgabe können Nachfragen aus der Produktion und Montage verringert werden.

Interne Nachkontrolle

Grössere Innenausbauer arbeiten in ihren Aufträgen oftmals mit externen Planern, Konstrukteuren oder Designern zusammen. Besonders in solchen Fällen ist die interne Nachkontrolle ein wichtiger Arbeitsschritt. «Wir greifen Problemen vor, indem wir die Pläne externer Projekttechniker und Planer, intern durch unseren Projektmanager, vor der Freigabe nachkontrollieren lassen», erklärt Markus Nussbaumer, Teamleiter Vertriebs- und Projektmanagement bei der Umdasch Shopfitting AG aus Oberentfelden AG.

Eine weitere Möglichkeit ist die Abgabe einer Zeichnungsrichtlinie für externe und interne Projekttechniker. Dieser Leitfaden beinhaltet meistens eine Zeichnungsvorlage mit den vorbereiteten Layouts und allfällige genormte Unterlagen für die Produk- tion. Diese Vorgehensweise vereinfacht die interne Nachkontrolle wesentlich und ermöglicht dem verantwortlichen Betrieb eine gewisse Absicherung.

Im nachfolgenden Interview (Seite 8) gibt Markus Nussbaumer Einblick in seine Planungsorganisation.

www.gibliestal.chwww.umdasch-shopfitting.com

VSSM-Zeichnungsnormen

Für die Lernenden

Die Zeichnungsnormen gibt es als Broschüre vom VSSM. Das Bildungsnetz Schweizer Schreiner (Bin) hat für die Lernenden eine an den Unterricht angepasste Version im Ordner «Vorbereitung und Planung» erarbeitet.

Betriebliche Anpassungsbereiche

Im Schreineralltag lässt sich oftmals nicht jeder Planungsauftrag nur nach den Zeichnungsnormen erstellen. Es benötigt eine auf den jeweiligen Betrieb zugeschnittene Ergänzung, um mit den Normen das Potenzial optimal ausschöpfen zu können. Nachfolgend sind einige mögliche Anpassungs- und Ergänzungspunkte, die jeder Betrieb für sich individuell regeln und bestimmen kann, aufgelistet:

  • Plankopf und Produktionsangaben
  • Farbgebung der Zeichnungslinien
  • Detailgrad der Werkzeichnung 1:10
  • Detailgrad der Bearbeitungsdetails
  • Papierformate der Pläne für die Ausgabe in den Betrieb
  • Planschriften und individuelle Bezeichnungen
  • Detailgrad der Beschläge und Be- arbeitungen auf dem Plan
  • Systembedingte Regelungen durch die Produktion; Anpassungen an die betriebliche Infrastruktur.
  • Zusätzliche Produktionsangaben auf dem Plan, zum Beispiel objektbedingte Stücklisten oder Spezialbeschläge.
www.vssm.chwww.bin.ch

njg

Veröffentlichung: 08. Oktober 2015 / Ausgabe 41/2015

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