Eingänge mit Charakter
Die Haustür sorgt für den ersten haptischen Eindruck, wenn man ein Gebäude betritt. Bild: Schreinerei Schwab System AG
Die Haustür sorgt für den ersten haptischen Eindruck, wenn man ein Gebäude betritt. Bild: Schreinerei Schwab System AG
Türgestaltung. Bei den individuellen und besonderen Kundenwünschen kann der Schreiner seine Vorteile gegenüber der Industrie ausspielen. So kann auch die eine oder andere Haustür realisiert werden, die es nicht ab Stange gibt.
Haustüren schützen uns sowie unser Hab und Gut vor den Einflüssen und Gefahren der Aussenwelt. Sie sind in der Regel das Letzte, was man berührt, wenn man das Haus verlässt, und das Erste, was man bei der Rückkehr wieder in die Hand nimmt. Dadurch vermitteln sie Besuchern unbewusst einen ersten Eindruck der Bewohner.
Auch wenn sich in der vergangenen Zeit vieles in der Normenlandschaft verändert hat oder sich noch in der Veränderung befindet, ist die Tür immer noch eine Herzensangelegenheit für viele Schreiner.
Wo früher mehr auf Funktionalität in Bezug auf Raub, Brandschatzung und Wettereinflüsse gesetzt wurde, stehen heute Faktoren wie Schallschutz, Isolation, Haustechnikanbindungen oder das Design im Vordergrund. Aufgrund dieser zahlreichen Bedürfnisse und Anforderungen haben viele Beschlägehersteller schon länger ihre Produktfamilien modular aufgebaut. So kann man sich das passende Setup für jeden Auftrag zusammenstellen. Und auch bei den modernen Zutrittslösungen und Verriegelungssystemen sind in letzter Zeit viele Produktfamilien anwenderfreundlicher geworden. So können Türantriebe, Zutrittstechniken und Überwachungssysteme einfach per Plug-and-play verbunden und angesteuert werden.
Trotz der durchgängigen Produktfamilien und vereinfachten Technikkomponenten ist bei modernen Türenaufträgen vermehrt ein Türfachplaner oder ein starker Technikpartner als Unterstützung nötig. Die Stärke der Schreiner liegt hingegen bei den Unikaten und ganz besonderen Kundenwünschen. Obwohl in Prospekten immer die modernen und optisch reduzierten Haustüren vorgestellt werden, sieht die Nachfrage in der Praxis etwas anders aus. Viele Endkunden wollen ihre Tür genau auf sich und ihre Bedürfnisse sowie ihr Gebäude angepasst haben. Deshalb sind es eher die klassischen Formen und Materialien, die im Moment gefragt sind. Diese individuellen Ausführungen benötigen in der Planung und vor allem in der Fertigung noch das technische Wissen des Schreiners. Auch bei Aufrüstungen oder Renovationen von Türen kann der Schreiner seine Stärken in die Waagschale werfen und tolle Auftragsarbeiten verwirklichen.
Im Anschluss folgen einige spannende Praxisbeispiele von neuen und renovierten Haustüren, die vom Schreiner individuell realisiert werden konnten.
Die Baumann + Eggimann AG aus dem bernischen Zäziwil baute im Auftrag der Boss Holzbau AG alte Türen zu EI30-Elementen um. Dabei durfte die bestehende Optik nicht verändert werden. Die in die Jahre gekommenen Türen stellten den Fachbetrieb laufend vor neue Herausforderungen. So galt es, die Beurteilung mit den verschiedenen Behörden durchzuführen und zu entscheiden, welche Elemente aufgerüstet oder ersetzt werden müssen. Einzelzulassungen sowie diverse Plankorrekturen bezüglich kleiner, aber wichtiger Details waren die Folge dieser spannenden Arbeit.
Das Auftrennen der bereits sehr dünnen Elemente und das Ausführen der Ausflickarbeiten waren nur zwei der technischen Herausforderungen. Diese Arbeiten mussten möglichst unsichtbar, jedoch mit der erforderlichen Stabilität ausgeführt werden, um die benötigten Werte zu erreichen.
Für die Ersatz- und Austauschteile kam einheimisches Eichenholz zum Einsatz, um den Charme der vergangenen Zeit nicht zu verlieren. Für die technischen Eigenschaften wurde entsprechendes Brandschutzmaterial wie beispielsweise die Gläser und die Dämmschichtbildner verwendet. Die unsichtbaren Beschläge waren nicht sehr besonders, die sichtbaren dagegen sollten alle möglichst den bestehenden entsprechen. Wegen dieser Anforderung wurden sogar spezielle Drückergarnituren für dieses Objekt hergestellt. Die Inspirationsquelle für die Türen war durch die bestehenden Exemplare gegeben, und der Planer versuchte, diese so weit wie möglich zu erhalten.
Die Schreinerei Bigler GmbH aus Mühlethurnen BE bekam den Auftrag, einen Türersatz mit viel Glas und klaren Linien zu fertigen. Trotzdem sollte die Tür als Kontrast zur klaren Formensprache des Gebäudes einen kleinen Eyecatcher enthalten, ohne dabei das Design zu überladen.
Weil die Kundschaft eine robustere Holztür wünschte, kam anstelle der ursprünglichen Tür aus Fichtenholz Eichenholz zum Einsatz. Die gerundete Sprosse im Türblatt zieht die Blicke der Besucher auf sich, und für die Verglasung wurde ein VSG-Glas mit matter Folie verwendet. Dadurch erhält man auf der Aussenseite keine satinierte Oberfläche, die nicht reinigungsfreundlich wäre.
Die Schreinerei Schwab System AG im bernischen Ins hat die bestehende Optik einer eindrücklichen Eingangstür ins neue Werkstück übernommen. Grundsätzlich wollten die Bauherren die Tür gewechselt haben, weil sie den heutigen Anforderungen in Bezug auf Sicherheit, Isolation, Glas und Beschläge nicht mehr gerecht worden war.
Die Rundbogentür der Schreinerei Schwab besteht aus drei Feldern und wurde in Eiche massiv gefertigt. Die Schreiner haben alle Verbindungen gedübelt, und die Rundbogenteile sowie die Glasleisten haben sie manuell mit einer Lehre auf der Kehlmaschine hergestellt. Als Verstärkung gegen Vibrationen kommen zwei aufgedoppelte Setzhölzer zum Einsatz, welche die Eingangstür passend einrahmen. Die zwei Seitenteile und der Türflügel verfügen über glastrennende Sprossen. Als Behandlung kam ein leicht pigmentierter Wasserlack zum Einsatz, um ein homogenes Holzbild zu erreichen.
Die Eingangstür wurde von einem ehemaligen Lernenden der Gräppi Moser GmbH im bernischen Lyss als IPA-Arbeit ausgeführt, der heute noch im Unternehmen arbeitet. Die Tür ist eine Eigenkreation des Geschäftsführers und verfügt über ein spezielles Türdoppel mit integrierter Verglasung. Eine Herausforderung war die saubere technische Umsetzung der vielen Glaseinsätze.
Der junge Schreiner fertigte das vorgehängte Türdoppel aus Birkensperrholz an. Die Glaseinsätze bestehen aus zweifachem «Thermolux»-Glas, das sehr lichtdurchlässig ist und über eine spezielle helle Struktur verfügt. Der Türrahmen selbst wurde in Eiche gefertigt, und das Türblatt wurde zugekauft. Als Beschlagteile wurden drei VX-Bänder in CNS, eine Mehrpunkteverriegelung mit Schliessleiste sowie ein Drücker mit Schutzrosette gewählt.
Für die Eingangstür mit gerundetem Oberteil von der Schreinerei Zwicky AG im basellandschaftlichen Aesch stand eine schon bestehende Tür Modell. Weil die beiden Türen genau gegenüber liegen und deshalb auch zusammen wahrgenommen werden, musste der Nachbau optisch genau gleich daherkommen wie das schon vorhandene Werkstück.
Eine technische Herausforderung des Auftrages bestand in der runden Fräsung, die exakt stimmen musste. Die Schreiner mussten den Rahmen und das Türblatt rund fräsen und die Form des bestehenden Torbogens genau übernehmen. Nur so konnte der gleichmässige Sichtbereich des Rahmens realisiert werden. Das Türdoppel selbst wurde ebenfalls exakt auf Mass gefräst und anschliessend mit Schiebeverbindern vorgehängt.
Der Rahmen besteht aus Eichenholz, und für das Türdoppel kam eine lackierte «Tricoya»-Platte zum Einsatz.
Bei der Türkonstruktion der Meier Schreinerei und Innenausbau GmbH aus dem solothurnischen Biberist galt es, einen nahtlosen Übergang zwischen dem Türelement und der seitlichen Wandverkleidung mit integriertem Elektroschrank zu schaffen. Weil die Eingangstür komplett nach Sü- den ausgerichtet ist, arbeitete die Schreinerei mit einem schwimmend vorgehängten Türdoppel.
Für das Türenelement und die Seitenverkleidungen kam Eichenholz mit Wimmerwuchs zum Einsatz, das als Oberflächenbehandlung geölt wurde. Die eingesetzten Sichtbeschläge sind alle schwarz patiniert und passen sich den bereits vorhandenen bauseitigen Beschlägen an. Den Auslöser für die interessante Furnierauswahl gab ein ähnlich furniertes Möbelstück, das die Kundin bei einem Rundgang durch die Produktion der Schreinerei gesehen hatte.
Veröffentlichung: 28. Mai 2020 / Ausgabe 22/2020
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