Eine Sauna Marke Eigenbau

Tim Sutter (18) konnte alle Arbeitsschritte bis zur fertigen Sauna selber ausführen. Bild: Fust AG

Wellness. Wenn es draussen kalt ist, zieht es die Menschen vermehrt in die Sauna. Bis eine solche Wohlfühloase besuchstauglich ist, braucht es allerdings einiges an Arbeit. Das hat auch der Schreinerlernende Tim Sutter aus Henau SG herausgefunden.

Die Hektik des Alltags vergessen, das Immunsystem stärken, den Körper reinigen und entgiften: Ein Saunabesuch ist bekanntlich gut für Körper und Geist. Ob im kleinen beheizten Kämmerlein im Keller des Einfamilienhauses oder in einem schönen Wellness-Spa im Zürcher Seefeld: Saunieren kann man heutzutage an verschiedensten Orten. Im estnischen Tallinn gibt es zum Beispiel einen komfortablen Saunabus, in dem man gemütlich die Sehenswürdigkeiten der Stadt an sich vorbeiziehen lassen kann. Oder im Südtiroler Schnalstal liegt die höchste Freiluftsauna Europas mit einem atemberaubenden Ausblick auf 2948 Metern über Meer. In Bezug auf spezielle Saunas ist aber Finnland unübertroffen. In Lappland etwa können Saunafreunde in einer einzigartigen, mit getönten Scheiben versehenen Schwitz-Gondel von Station zu Station fahren und die spektakuläre Fjäll-Landschaft betrachten.

Aller Anfang ist schwer

Ganz so spektakulär ist die Sauna nicht, die der 18-jährige Tim Sutter aus dem st. gallischen Henau gebaut hat. Aber beginnen muss man bekanntlich klein. Der Schreinerlernende bekam von der Schreinerei Fust in Wil SG, seinem Lehrbetrieb, die Möglichkeit, im Rahmen eines firmeninternen Projekts eine finnische Sauna zu bauen. Zuerst machte sich Tim an die Planung des Grundrisses. Ob rechteckig, quadratisch, dreieckig oder mit Rundungen – für die Form einer Sauna gibt es beinahe keine Einschränkungen. Tim hat sich für eine rechteckige Schwitzstube von 1,5 × 2 Metern aus Föhrenholz entschieden. «Das Aufzeichnen des Grundrisses war kein Problem, dafür hatte ich bei der anschliessenden Holzmengenberechnung und der Suche nach geeigneten Lieferanten etwas Mühe», erzählt er. Als das bestellte Holz dann bei Fust eintraf, machte er sich daran, die Täfer anzufertigen: zuschneiden, hobeln, ablängen, schleifen und nuten. Für das Täferverputzen brauchte er fünfmal so lange wie eingeplant. «Das habe ich völlig unterschätzt, und es kostete mich viel Schweiss», sagt Tim selbstkritisch. Das Zuschneiden der Sperrholzfedern und das Festmachen der Täfer mit der Nagelpistole auf der Montageplatte waren dann wieder leichte Aufgaben für den Lernenden.

Auch das Drumherum muss passen

Natürlich gehören in die Sauna auch Sitz- und Liegemöglichkeiten. Dafür konnte Tim Bänke aus dem Ausstellungsraum des Lehrbetriebs verwenden und für die Sauna anpassen. «Das war nochmals ein hartes Stück Arbeit.» Insgesamt brauchte er rund 80 Stunden für das Projekt. Saunazubehör wie Kopf- und Nackenstützen hat er keine gebaut. «Für mein Projekt war das nicht relevant. Auf Wunsch fertigen wir aber jedes erdenkliche Zubehör aus Massivholz an.»

Saunas sind Wohlfühlstätten für alle Sinne. Deshalb sollte nicht nur schönes, wohlriechendes Holz verwendet werden, sondern auch die Musik und das Licht müssen passen, damit ein angenehmes Ambiente entsteht. Wie alle modernen Saunas verfügt auch jene von Tim über eine steuerbare Beleuchtung. Je nach Gusto lassen sich die Lichtfarbe und die Temperatur über ein Steuersystem auswählen. Fühler an der Decke und an den Wänden messen die Temperatur der Luft, die durch den Elektroofen aufgeheizt wird.

Ein anderer Stellenwert als bei uns

Im skandinavischen Raum und in Russland gehört die Sauna seit jeher zum Alltag und hat eine grosse Bedeutung bei der Pflege von sozialen Kontakten. Es gibt sogar Geschäftsleute, die ihre Treffen in der Sauna abhalten. Bei der Schreinerei Fust ist dies zwar nicht der Fall. Und auch Tim war noch nie in einer Sauna, wie er etwas verlegen sagt. Aber für das habe er ja noch Zeit.

www.fustwil.ch

ms

Veröffentlichung: 07. Januar 2016 / Ausgabe 1/2016

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