Eine Lernende unter vielen


Alle elf Lernenden der Firma Keller Züberwangen AG. Bild: Keller Züberwangen AG
Alle elf Lernenden der Firma Keller Züberwangen AG. Bild: Keller Züberwangen AG
Ausbildungsbetriebe. Viele Schreinereien bilden einen, zwei oder gar drei Lernende aufs Mal aus. In der Schreinerei Keller Züberwangen AG sind es gleich elf. In diesem Fall bietet das Vorteile, vor allem für die Lernenden selber.
Bei Keller Züberwangen in der gleichnamigen St. Galler Ortschaft arbeiten rund 50 Personen. Elf davon sind Lernende: acht Schreiner EFZ, ein Schreiner EBA und zwei Zeichnerinnen mit Richtung Innenarchitektur. 20 Prozent der Belegschaft sind also Lernende, ein überdurchschnittlich grosser Anteil. Das hat sich in der Firma über die Zeit so entwickelt, weil sie die Jugendlichen schätzt und weil sie das kann.
Petra Schönenberger aus Zuzwil SG ist im dritten Lehrjahr, 17 Jahre alt und geht im Juni an die Teilprüfung. Sie empfindet die grosse Anzahl Lernender als Gewinn für ihre Ausbildung. «Jetzt kommt dann die Teilprüfung, da lerne ich auch mit dem Mitstift. Lernende in kleinen Betrieben müssen privat lernen, wir kriegen in der Firma Zeit, weil wir so viele sind.»
Auch werden zum Beispiel unbeliebte Aufgaben im ersten Lehrjahr besser verteilt, wenn sich zwei oder drei Lernende abwechseln können. «Was ich in der Schule viel gehört habe: Lernende, die allein im Betrieb sind, arbeiten viel auf dem Bau und weniger oft in der Werkstatt. Und bei uns lernt man recht viel, etwa auch Acrylsteine zu bearbeiten», sagt Petra Schönenberger.
Georg Seiz, Betriebsleiter, Lernendenausbildner und Sicherheitsbeauftragter der Keller Züberwangen AG, denkt dabei auch an die Zukunft: «Erstens ist man als Betrieb froh, wenn es Nachwuchs gibt. Es braucht dringend Jungschreiner. Wenn man selber Lernende ausbildet, hat man automatisch gute Mitarbeiter.» Regelmässig werden ein bis zwei Lernende, die bei der Keller Züberwangen AG ausgebildet werden, auch weiter beschäftigt. «Das ist ein grosser Vorteil», sagt Seiz. Denn es sei schön, wenn Jugendliche einen handwerklichen Beruf lernten. «Wir haben die Möglichkeit, diesen Beruf richtig zu vermitteln.»
Laut Seiz bedeutet ein Lernender in der Anfangsphase gegenüber einem ausgelernten Mitarbeiter für den Betrieb Zusatzaufwand. Später sei der Lernende eine volle Arbeitskraft, bei der man mit weniger Kosten rechnen könne. Die Sache hat also zwei Seiten. Um den Zusatzaufwand auf sich zu nehmen, muss man Freude an den Jugendlichen, an ihrer Art, den Bedürfnissen und den Fragen haben. Dafür hat man später gut ausgebildete Mitarbeiter, die wissen, wie die eigene Firma denkt und handelt.
Seiz kann als Ausbildner den vielen Lernenden nur Positives abgewinnen: «Ich finde es schön, wenn ein Unternehmen viele Jugendliche hat. Das ist erfrischend für den Betrieb.» Für Petra Schönenberger sind auch der Austausch unter Gleichaltrigen und die gleichen Fragen in Beruf und Schule ein Vorteil. Zweimal im Jahr gibt es in der Firma Semestergespräche mit allen Lernenden zusammen. An den Gesprächen wird offen geredet, sie sind motivierend, und man kann sich an den anderen orientieren. Die Lernenden unternehmen auch nach der Arbeit mal etwas miteinander.
Lernendenausbildner Seiz hatte während seiner Lehre auch bis zu 20 Mitlernende als Spezialität des Ausbildungsbetriebs mit 50 Mitarbeitenden. Die Firma Keller Züberwangen begann mit zwei Lernenden, jetzt sind es elf. «So, wie man es erlebte und gut fand, so macht man es später. Man muss an den Jugendlichen Freude haben und den gegenseitigen Nutzen sehen», sagt Seiz.
Die Lernende Petra Schönenberger hat sich vor der Lehre Betriebe mit wenigen und mit vielen Lernenden angeschaut und sich für jenen mit vielen entschieden. «Je mehr Lernende es hat, desto mehr Abwechslung hat man», sagt sie. Der Nachteil sei allerdings, dass man teilweise auch mehr Konkurrenz habe. «Aber dadurch hat man auch mehr Motivation, sich anzustrengen.»
www.kellerzueberwangen.chVeröffentlichung: 01. März 2018 / Ausgabe 9/2018
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