Ein Leben für die LWZ


Zum Abschied schlüpft der langjährige Leiter der LWZ, Markus Bosshard, noch einmal in seinen längst ausrangierten Berufsbildnerkittel. Bild: Monika Hurni
Zum Abschied schlüpft der langjährige Leiter der LWZ, Markus Bosshard, noch einmal in seinen längst ausrangierten Berufsbildnerkittel. Bild: Monika Hurni
Abschied. Für Markus Bosshard ist mit dem alten Jahr auch ein prägender Lebensabschnitt zu Ende gegangen. Der langjährige Leiter der Lehrwerkstätte für Möbelschreiner Zürich ist nach deren Schliessung im vergangenen Sommer nun offiziell aus seinem Amt verabschiedet worden.
«Lehrmeister in der LWZ gesucht.» Dieses Stelleninserat in der Schreinerzeitung aus dem Jahr 1994 hat das Leben von Markus Bosshard nachhaltig geprägt. Er fand in der Lehrwerkstätte für Möbelschreiner Zürich (LWZ) nicht nur eine Lebensstelle, sondern eine echte Berufung. «Seit dem ersten Tag hat in mir ein inneres Feuer gebrannt, das über all die Jahre nie erloschen ist», erklärt er. 26 Jahre und 9 Monate ist er «seiner» LWZ treu geblieben und hat seinen Berechnungen zufolge über 70 000 Stunden in den altehrwürdigen Werkstätten im Zürcher Engequartier verbracht. Eingestiegen als Berufsbildner, übernahm er bald die Funktion des Avors, bevor er im Jahr 2001 zum Leiter der LWZ befördert wurde.
Tatsächlich hatte die Geschichte aber schon viel früher begonnen, denn Bosshard hatte ab 1975 bereits seine – damals noch dreieinhalbjährige – Lehre in der LWZ absolviert. «So gesehen habe ich also 30 Jahre und 3 Monate hier verbracht», sagt Bosshard. «Fast mein halbes Leben.»
«Ein Leuchtturm im Bildungssystem erlischt nach 133 Jahren und 8 Monaten», so lautete der Titel des letzten Jahresberichts der LWZ, als diese im vergangenen Sommer nach einer Übergangsfrist von drei Jahren endgültig in das genossenschaftlich organisierte Schreiner-Ausbildungszentrum (SAZ) überführt worden war (SZ 37/20). Mit dem offiziellen Abschied von Bosshard geht die Ära der LWZ nun definitiv zu Ende.
Dank dem Sozialplan, der aufgrund der unverschuldeten Kündigung zum Tragen kommt, steht dem 63-jährigen Schreinermeister noch einige Monate ein Lohn zu, bevor er anschliessend frühpensioniert wird. «Für mich ist klar, dass ich nicht einen Lohn beziehe und keine Leistung erbringe, dies entspricht nicht meinem Naturell», sagt Bosshard. Und so wird er sich als freier Mitarbeiter weiterhin in reduzierter Form für das SAZ einsetzen, in dessen Verwaltungsrat er im November gewählt worden ist. «Ich werde mich wohl in erster Linie um die Netzwerkpflege im Verband, in der Schreinerwelt und der Politik kümmern», sagt er. Daneben werde er sich für die Zusammenarbeit mit den Partnerbetrieben engagieren und Marketingaufgaben übernehmen wie das Anwerben von Sponsoren und Genossenschaftern.
«Ich möchte einfach da anpacken, wo ich gebraucht werde», sagt er. Insgesamt werde er wohl noch ein bis zwei Tage pro Woche von zu Hause aus für das SAZ arbeiten. Gerne sei er aber auch bereit, als Springer Transporte zu übernehmen. «Am liebsten natürlich Fahrten zu unserem Partnerbetrieb im Engadin, der Lehrwerkstatt für Schreiner in Samedan», sagt er mit einem Schmunzeln. Dann erzählt er, wie er während der vergangenen Monate auch das «Leben B» kennen und schätzen gelernt habe. «Ich habe oft im Homeoffice gearbeitet und mir dabei immer wieder mal die Zeit genommen für ein gemütliches Frühstück mit meiner Frau oder einen Spaziergang», erzählt er. Insofern habe ihm die Coronapandemie geholfen, etappenweise loszulassen und in einen neuen Lebensabschnitt überzugehen. «Mittlerweile kann ich den Betrieb am Abend verlassen, ohne zu kontrollieren, ob alle Türen geschlossen sind und das Licht gelöscht ist.»
Bosshard hat während seiner beruflichen Laufbahn etliche Stationen durchlaufen. Nach seiner Lehre war er 16 Jahre in zwei unterschiedlichen Betrieben angestellt und bildete sich daneben zum Schreinermeister weiter. Über die Jahre hatte er stets mehrere Ämter inne, so unter anderem als Mitglied der Schulleitung der Baugewerblichen Berufsschule Zürich (BBZ), als Präsident der Berufsbildungskommission beim Schreinermeisterverband des Kantons Zürich (SVZ) oder als Chefexperte bei den Lehrabschlussprüfungen.
Einige seiner zahlreichen Mandate wird er auch weiterhin beibehalten. «Ich kann ja schliesslich nicht alles einfach stehen und liegen lassen.»
Wenn er auf seine Karriere zurückblicke, sei er sehr dankbar und auch ein bisschen stolz. «Ich bin damals als mittelprächtiger Realschüler in die Lehrwerkstätte aufgenommen worden und habe dann extrem den Knopf aufgemacht.» Während seiner Lehre habe er sich nicht nur fachlich stark weiterentwickelt, sondern auch in der Sozial- und Selbstkompetenz. «Dass ich meine Ausbildung am Ende mit einer Gesamtnote von 5,5 abgeschlossen habe, hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, die eigenen Fähigkeiten zu erkennen und sie richtig einzusetzen.» Diese Erkenntnis habe er stets versucht, an die Lernenden weiterzugeben.
Es sei für ihn immer ein Privileg gewesen, die Lernenden ein Stück auf ihrem Lebensweg begleiten zu dürfen, ihnen ein Fundament zu geben und sie sowohl fachlich als auch in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen. «Ich freue mich immer sehr, wenn sich meine Wege mit denjenigen der ehemaligen Lernenden kreuzen und ich sehe, was aus ihnen geworden ist.»
Er habe während seiner Zeit in der LWZ nie arbeiten müssen, sondern immer arbeiten dürfen, resümiert Bosshard. Dies habe auch seine Familie gespürt. Zu seinem Abschied hat diese für ihn einen Schreiner-Foxtrail organisiert. «An meinen wichtigsten Wirkungsorten habe ich dann jeweils Botschaften von lieben Wegbegleitern erhalten.»
In seiner Abschiedsrede gab Bosshard selbst eine wichtige Botschaft weiter: «Geht nicht wie auf einer Autobahn durchs Leben, sondern auf einer Landstrasse, nehmt euch Zeit für eure Mitmenschen und begegnet allen auf gleicher Augenhöhe.»
Er selber habe seine Überzeugung gelebt, sei immer er selbst geblieben und habe sich aufrichtig für die Menschen und die Sache eingesetzt. Ein Erfolgsrezept, das er mitunter seinen 30 Jahren und 3 Monaten in der LWZ verdanke.
Die Lehrwerkstätte für Möbelschreiner Zürich (LWZ) hatte 2016 den Schlies-sungsbescheid des Kantons erhalten. Dank grossem Einsatz aller Beteiligten wurde im Herbst 2017 mit dem genossenschaftlich organisierten Schreiner-Ausbildungszentrum (SAZ) eine Nachfolgelösung gefunden. Das SAZ kümmert sich in den ersten beiden Lehrjahren um die Grundbildung der Lernenden. Ab dem dritten Lehrjahr werden diese an Partnerbetriebe ausgeliehen. Das Anstellungsverhältnis läuft während der gesamten Lehrzeit über das SAZ. Dank diesem System können auch KMU Lernende ausbilden, für die der administrative Aufwand ansonsten zu gross wäre, genauso wie spezialisierte Betriebe, die den Lernenden keine umfassende Ausbildung bieten können. Zurzeit stehen 40 Schreinerlernende beim SAZ unter Vertrag. Das SAZ wurde ab 2018 bis zur Schliessung der LWZ im August 2021 in Koexistenz unter einem Dach im Zürcher Engequartier geführt.
www.saz.swissVeröffentlichung: 13. Januar 2022 / Ausgabe 1-2/2022
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