Ein Gebäudeleben lang geschützt
Vor der gut geschützten Tür von Jeld-Wen bleibt sogar ein Türvorleger trocken. Bild: Jeld-Wen Schweiz AG
Vor der gut geschützten Tür von Jeld-Wen bleibt sogar ein Türvorleger trocken. Bild: Jeld-Wen Schweiz AG
Witterungsschutz. Bei Türen gibt es derart viele Normen, die zu berücksichtigen sind, dass man das Gefühl bekommt, nach Rezept bauen zu können. Gerade bei den heutigen Ansprüchen muss aber in Tat und Wahrheit viel konstruktives Wissen eingesetzt werden.
So manches moderne, kubische Gebäude hat mehrheitlich eine durchgehend bündige Aussenhaut aus verputzten Elementen und Fensterscheiben. Und natürlich sollen solche Bauten mehr oder weniger flächenbündige Aussentüren erhalten. Situationen, die eine echte Herausforderung für den Wetterschutz sind, weil dem Regen, dem Wind und der Sonneneinstrahlung maximale Angriffsflächen geboten werden.
Eine Umfrage bei einigen Türherstellern zeigt, dass ungeschützte Eingänge bei den Architekten durchaus beliebt sind, weil sie sich gut und einfach in ein Fassadenkonzept einfügen lassen. Denn alles, was nicht dem Raster und der optischen Wirkung der Fenster entspricht, stört das schlichte Erscheinungsbild und muss gesondert und sehr bewusst gestaltet werden. Es wirkt dann allerdings markant prägend – was durchaus positiv sein kann. Das ist ein Aufwand, der vielleicht noch für einen Haupteingang infrage kommt, aber bei Seiteneingängen vermieden wird – mit Fenstern hat man ja schliesslich auch keine Probleme, wenn sie fassadenbündig montiert werden. Fenster, die auf der Wetterseite liegen, werden bei schlechten Verhältnissen in der Regel erst gar nicht geöffnet. Bei Türen hat man aber keine Wahl.
Thomas Staub von der Jeld-Wen Schweiz AG in Bremgarten AG merkt zu solchen Situationen an, dass bei einem «geschützten Einbau» keine direkten Umwelteinflüsse wie Schlagregen und Sonneneinstrahlung stattfänden. Das heisst, dass die Tür mit einem mindestens einen Meter tiefen Vordach geschützt wird oder sie entsprechend zurückversetzt eingebaut wird.
Martin Läng von der Entla AG im luzernischen Entlebuch weist darauf hin, dass Türen grundsätzlich nie auf der Wetterseite liegen sollten und es sich auch für ganz moderne Eingänge lohne, den alten Regeln der Baukunst wieder mehr Beachtung zu schenken. Die örtlichen Gegebenheiten seien für das Gebäude und somit auch für die Eingänge entscheidend. Eine darauf ausgerichtete Positionierung, auch der Bandseite, erlaube ja letztlich ein positives Gefühl beim Benutzen des Durchgangs.
Sieht man auf die zu erwartende Lebensdauer und die Betriebskosten eines Gebäudes, so sollte der Wetterschutz auch mit den heutigen, technisch hochstehenden Materialien möglichst auf konstruktive Weise erfolgen. Jedes Material unterliegt einem Alterungsprozess, wodurch es einen Teil seiner gefragten Eigenschaften verliert. Berücksichtigt man diesen Umstand bei der Bau- planung und der Konstruktion des Durchgangs, lässt sich der zeitliche Spielraum massiv erweitern.
Folgt man alleine schon dem Lauf des Wassers, ergeben sich absolut logische Konsequenzen. Peter Barmet von der Riwag Türen AG in Arth SZ sieht bei ungeschützten Türen eine Gefahr, die starke Auswirkungen auf die zu verbauenden Komponenten hat: Auswärts öffnende Türen im Fluchtbereich – also alle Türen von öffentlichen Gebäuden – werden ungeschützt bei Regen auf der oberen Kante sowie im Falz nass. Verlässt eine Gruppe von Menschen das Gebäude, könnte es da durchaus länger draufregnen. Allfällige Einbauten wie ein verdeckter Türschliesser würden das kaum lange überstehen, und durch die Ausfräsung nähme auch das Türblatt Feuchtigkeit auf und begänne zu quellen.
Auch ein durchlaufender Schlossstulp sieht sehr schön aus, ist aber im Abschluss oben offen. Zudem schadet es sicher nicht, die elektronischen Komponenten auf ihre Langzeitdichtigkeit hin zu hinterfragen. Vieles ist durchaus machbar, sollte jedoch frühzeitig und konkret geplant werden.
Sobald sich der Regen mit dem Wind zusammentut, wünscht man sich die Tür auf die windabgewandte Hausseite. Der Schlagregen, der dann vor allem den unteren Bereich des Hauseingangs mit Wasser besprüht, fordert in grossem Masse den Schwellenbereich heraus. Andreas Brägger von der aargauischen Türenfabrik Safenwil AG sagt dazu: «Hier ist es ratsam, die vom Hersteller geprüfte Schwellensituation im Bauablauf zu berücksichtigen.» Das betrifft natürlich auch die unmittelbare Umgebung in diesem Bereich – beispielsweise, wie die Abdichtungen aussen und innen im Boden sein müssen. Dabei ist also die genaue Definition der Merkmale für dieses Aussentür-Produkt von zentraler Bedeutung. Eine Schwelle im Durchgang bietet je nach Höhe ein kleines Hindernis, das verhindert, dass Wasser mit dem Wind ins Hausinnere geblasen wird. Wenigstens eine aufschlagende Dichtung kann zudem effizient aufgepresst werden. Als zweite Dichtungsebene muss dann eine Streiflippe oder eine Senkdichtung genügen. Die beiden seitlich vorhandenen Lücken zum Türrahmen sind mit Schwelle nicht unbedingt schlimm. Dennoch sollte jegliches Wasser nach aussen ablaufen können.
Eine noch weit grössere, aber aktuell beliebte Herausforderung ist der hindernisfreie, schwellenlose Durchgang. Dazu ist dann die Entwässerungsrinne absolute Pflicht. Für die Schlagregendichtheit gibt es eine Klassifizierung, die aber vor allem zeigt, wie lange eine geschlossene Tür durchhält. Sobald sie geöffnet wird, fehlt der kleine Damm namens Schwelle. Hoffentlich leistet dafür dann der angemessen effiziente Graben namens Entwässerungsrinne seine Dienste.
Besser ist auch, wenn das vom Türblatt ablaufende Wasser so weit aussen auf den Boden kommt, dass es beim Türöffnen nicht gleich in den Eingangsbereich geblasen wird und das Parkett Wasser aufnimmt.
Aussenflächen, die den Jahreszeiten, Sonne, Wind und Regen ausgesetzt sind, müssen sich den Gegebenheiten anpassen können, damit unnötige Spannungen vermieden werden. Da sind sich alle Hersteller einig: Eine Tür, die der Witterung ausgesetzt ist oder nur schon eine dunkle Farbe hat, braucht eine Aufdoppelung auf der Aussenseite, die schwimmend montiert ist. So werden Spannungen erst gar nicht auf das Blatt übertragen. Dabei ist es egal, ob das ein isoliertes Alu- oder ein Holzdoppel ist. Zudem lässt es sich auswechseln, ohne dass die Funktion des Eingangs beeinträchtigt wird. In der Alu-Variante kann auch gleich der Rahmen geschützt werden.
Zum Schluss noch ein Hinweis bezüglich Wind: Strassenschluchten können sich zu regelrechten Windkanälen entwickeln. Eine ungeschützte Fluchttür kann zugedrückt oder aus der Hand gerissen werden und bildet so einen Unsicherheitsfaktor. Solche Szenarien sollten unbedingt bei der Bauplanung in Betracht gezogen werden.
Hilfe bei der vorbereitenden Planung bietet beispielsweise die Fachbroschüre «Lignatec Aussentüren», von welcher der VSSM-Bereich Technik und Betriebswirtschaft einige Exemplare gratis abzugeben hat.
www.jeldwen.chwww.entla.chwww.riwag.chwww.tuerenfabrik.chwww.vssm.chVeröffentlichung: 05. März 2020 / Ausgabe 10/2020
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