Ein echter Entlebucher Ski


René Unternährer (49) verkauft seit dieser Wintersaison handgemachte Ski aus regionalem Holz. Bild: SchreinerZeitung
René Unternährer (49) verkauft seit dieser Wintersaison handgemachte Ski aus regionalem Holz. Bild: SchreinerZeitung
Eines Tages zurückblicken und bereuen, dem eigenen grossen Traum nicht gefolgt zu sein, das möchte René Unternährer nicht erleben müssen. Deshalb hat sich der bald 50-jährige Entlebucher im letzten Jahr ein Herz gefasst, den sicheren Karriereweg verlassen und sich für eine abenteuerliche Route entschieden. Nach dreijähriger Vorbereitung mit viel Tüftelei und unzähligen Tests gibt es seit Beginn dieser Wintersaison seine handgemachten Ski unter der Marke «swiss massiv» zu kaufen.
Die Entwicklung des Skis sei überraschend problemlos verlaufen, verrät Unternährer. Bereits der erste Prototyp habe sehr gut funktioniert. «Danach habe ich nur noch an den Details rumgefeilt», so der Skibauer, der zwar gerne auf die Piste geht, sich selber aber nicht als besonders ambitionierten Skifahrer bezeichnet. Erhältlich sind die Holzski sowohl als Entlebucher Modell mit einem Deckblatt aus einheimischer Eibe oder Esche als auch in einer optisch feineren Variante mit Coffee- oder Tigerbambus. «Unterstützt und angespornt haben mich meine Familie und das unerwartete Echo bereits während der Testphase. Schon beim ersten Einsatz in der Öffentlichkeit wurde ich angesprochen und gefragt, woher ich diesen Ski habe. Da wurde mir klar, dass ich es einfach probieren muss. Es sollte ein besonderer Ski werden, aber kein Luxusprodukt.» Zwar ist «swiss massiv» nicht der einzige handgefertigte Schweizer Ski und auch nicht der einzige aus Massivholz, doch sein lokaler Bezug ist etwas Besonderes. Und ebenso aussergewöhnlich ist die Geschichte, wie René Unternährer zum Skibau gekommen ist. Denn wie sein Vater lernt er zuerst Bäcker. Nach einer Saisonstelle in Grindelwald und einem Aufenthalt in den USA sucht er zurück in der Schweiz nach Arbeit. Das ist zu Beginn der 80er-Jahre nicht einfach. Auf der Rückfahrt von einem Personalvermittlungsbüro in Luzern geht er kurzerhand noch bei einer Skifabrik vorbei und fragt nach Arbeit. «Ich konnte gleich am nächsten Tag beginnen. Geplant war vorerst ein Einsatz von drei Monaten. Daraus wurden schliesslich dreissig Jahre», blickt er auf diese Zeit zurück. Weil René Unternährer bei sich in Doppleschwand produziert, ist er Partnerbetrieb der Unesco-Biosphäre Entlebuch. Sein Logo enthält denn auch die Silhouette des Brienzer Rothorns, des höchsten Entlebucher Gipfels. Der zweifache Familienvater ist erstaunt, dass nur gerade 20% seiner Kundschaft den Ski vor dem Kauf testen wollen. Doch sein intensiver Einsatz bei Skilehrern bestätigt ihm, dass sein Produkt hält, was es verspricht. «Und wer auf der Oberfläche des Skis mal ein paar grobe Kratzer einfängt, kann das Deckblatt bei mir auffrischen lassen. Anschleifen, neu lackieren und der Ski sieht wieder aus wie neu», merkt René Unternährer an.
Da sich das Unternehmen noch in der Aufbauphase befindet, geht er einer weiteren Beschäftigung als Logistiker nach. Damit er und seine Familie davon leben können, müssen pro Saison 200 bis 300 Paar Ski über den Ladentisch in der ehemaligen Bäckerei von Doppleschwand. Bereits in ein bis zwei Jahren könnte es so weit sein.
«Unterstützt und angespornt haben mich meine Familie und das unerwartet grosse Echo bereits während der Testphase.»
Veröffentlichung: 21. März 2013 / Ausgabe 12/2013
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