Ebene Fronten mit breiten Elementen
Es gibt sehr gute Gründe, warum eine Schrankfront möglichst fugenfrei, grossflächig und ohne störende Absätze sein soll. Bild: Eku AG
Es gibt sehr gute Gründe, warum eine Schrankfront möglichst fugenfrei, grossflächig und ohne störende Absätze sein soll. Bild: Eku AG
Schiebelösungen. Frontbündige Schiebetüren erfüllen die gleichen optischen Anforderungen wie andere Schranktürsysteme an durchgehend glatte Flächen, mit zudem noch äusserst wenigen Fugen. Die komplexe Technik wird für den Schreiner immer interessanter und einfacher.
Ruhig und flächig, das Material und die Oberfläche hervorhebend, so soll eine moderne Schrankfront sein. Keine überflüssigen Fugen und Niveauunterschiede dürfen das Bild stören, womit auch gerne auf Griffe verzichtet wird. Wenn eigentlich gar nicht mit Sicherheit ersichtlich ist, ob ein Frontteil eine Drehtür, Klappe, Schiebetür oder Schublade ist, hat ein Schreiner heutzutage schon sehr vieles richtig gemacht.
Schiebetüren müssen auf einer anderen Ebene fahren, um über andere Frontteile geschoben werden zu können. Um diesen Ebenenversatz nicht auch im geschlossenen Zustand zu haben, gibt es seit einigen Jahren frontbündige Schiebetürbeschläge. Die Systeme wurden weiterentwickelt, womit heute verschiedene Hersteller sehr interessante Möglichkeiten bieten.
Bei konventionellen Schiebetüren mit versetzten Türen laufen diese mit unterschiedlich auskragenden Läuferkonsolen auf jeweils zwei parallelen Schienen. Bei einer frontbündigen Lösung gibt es eine hintere Schiene, die den Rollwagen parallel zur Korpuskante führt, und eine vordere Schiene. Diese drückt mit einer Anfangskurve die Tür nach vorne und führt dann ebenfalls parallel zur Korpuskante. Die Rollwagen sind also in ihrer Tiefe beweglich und verfügen über Rückholfedern, die beim Schliessen die Tür wieder in ihre bündige Ausgangsstellung zurückbringen.
Bei kleinen Korpussen gibt es Laufschienen für hängende Türen bei Oberschränken und solche für stehende Türen bei Unterschränken. Die Führungsschienen auf der gegenüberliegenden Seite sind bei dieser Variante auf den Korpusdeckel oder -boden montiert. Wenn das stört, gibt es noch die Variante der Eku AG aus Sirnach TG mit einem ausschwenkenden Führungsarm. Er wird an der Mittelwand befestigt und läuft in einer Schiene auf der Türrückseite. Ausser diesem steht dann kein Beschlag im Korpusinnenbereich vor. Konstruktionsbedingt lassen sich die Türen nicht hundertprozentig öffnen, wodurch bei Innenschubladen eine Seitenaufdoppelung an der Mittelwand notwendig ist. Eku wird ab nächstem April eine Lösung mit 100%-Öffnung anbieten. Da dieser Bereich bis 20 kg Flügelgewicht nicht nur in Küche und Badezimmer, sondern auch im Wohnbereich gut eingesetzt werden kann, bieten die Hersteller auch elektrische Antriebe an. Damit lässt sich beispielsweise das Fernseh- oder Stereomöbel per Fernbedienung öffnen.
Bei Hochschränken werden die Frontelemente aufgehängt und die Laufschienen auf dem Korpusdeckel montiert. Die Führungsschienen werden unter dem Korpusboden befestigt, wodurch sie durchgehend sind. Entsprechend können die Türen bei verschiedenen Typen auch zu 100 % geöffnet werden, wie der Beschlag «InLine XL» von Hettich, den die Opo Oeschger AG in Kloten ZH vertreibt. Interessant ist auch ein weiterer Umstand dieser Mechanik: Die bewegten Türen haben einen viel grösseren Abstand zu den geschlossenen als bei konventionellen Schiebebeschlägen. Die Gefahr des Streifens ist somit viel kleiner.
Unterschiede gibt es in der Türbewegung beim Öffnen. Die Beschlagfamilie «Slider» von Bortoluzzi, die von der Ackutech AG in Rotkreuz ZG vertrieben wird, öffnet zuerst bei der Mittelfuge und erst dann den nachfolgenden Teil. Der Kurvenradius der Schiene ist dabei immer auf die Türbreite abgestimmt. Einen Griff, Muschelgriff oder eine Griffleiste braucht es, um das Blatt nach aussen ziehen zu können. Die Beschläge von Eku öffnen von Beginn weg parallel. Egal wo die Tür angefasst wird, kann diese geöffnet werden. Solange es also vorstehende Kanten gibt, braucht es keine Griffe. Das funktioniert auch bei anderen, wie beispielsweise dem Hettich-Beschlag.
Bei Eku heissen die Schiebebeschläge für frontbündige Türen «Frontino». Hinter diesem Namen stehen, wie bei anderen Herstellern, auch Zahlen – in diesem Fall 20 oder 40 –, was gleich auch das maximale Gewicht des Türelementes in Kilogramm angibt. Das ist die Belastungsgrenze, die nicht überschritten werden sollte, um die Abnützung nicht zu beschleunigen. Ein aufgeklebter Spiegel erhöht das Türgewicht und kann die Limite übersteigen.
Auch die Türabmessungen spielen eine wichtige Rolle. Flügel bis 20 kg sollten wegen ihrer Führungssysteme nicht höher als 1200 mm sein. Die Angaben der Hersteller sind auch da genau zu beachten. Der wirkliche Vorteil liegt ja sowieso in den wunderbar breiten Elementen, die kaum Platz beim Öffnen beanspruchen.
Ab 35 kg, wie beim Beschlag «Finetta Flatfront» der Häfele AG in Kreuzlingen TG, sind dann schon normale Schrankhöhen machbar. Die Grenze wird dann mit 100 kg beim «Slider L100» erreicht. Diesem hat Ackutech noch einen Dämpfer spendiert. Damit lassen sich bei einer entsprechenden Materialwahl auch raumhohe Türen in Lofts sanft bewegen.
Da beide Türen einer Einheit auf einer Schiene laufen, können die Befestigungskonsolen der Rollwagen nur eine Hälfte der Türflügel halten, damit sie sich nicht in die Quere kommen. Dadurch ist eine schmale, hohe Tür schnell mit den Laufeigenschaften an ihrer Grenze. Ackutech empfiehlt daher als Faustregel das maximale Verhältnis von Türbreite zu Höhe von 1:2,5 nicht zu überschreiten. Alle Hersteller bieten für ihre Produkte Dämpfersysteme an, die in der Schliess- und Öffnungsrichtung sanft und leise die Bewegung dämpfen.
Ein besonderes Augenmerk muss der Schreiner auf die Konstruktion des Korpusses legen. Ein ruhiger Lauf der Front ist nur mit einer absolut horizontalen und geraden Lage der Laufschiene möglich. Das heisst: Schrankdeckel müssen entsprechend dem Türgewicht dimensioniert sein. Die Meinung, dass mit dem Aluminiumprofil diese Tragfähigkeit erreicht wird, ist falsch und mit der geringen Bauhöhe auch nicht möglich. Zudem muss der Schrank in Blei, verzugsfrei und im Winkel sein. Ansonsten ist eine ebene Front mit gleichmässiger Fuge nicht realisierbar.
Was der Schreiner an einem Beschlag selber bearbeiten kann, hat Auswirkungen auf die Flexibilität der möglichen Korpusgrössen, Montageaufwand und Lieferzeiten. Beispielsweise bietet Eku dem Schreiner sehr viel Freiheiten, indem er die Schienen selber schneiden und zusammenfügen kann. Die Kurvenelemente funktionieren bei jeder Türbreite und können an die Laufschiene angesetzt werden. Entsprechend zur Verfügung gestellte DXF-Daten ermöglichen, bereits in der Planung die notwendigen Positionsbohrungen für eine schnelle Montage vorzusehen. Zudem ist die Schieneneinheit des «Frontino 20» in der identischen Ausführung für stehende und hängende Türen verwendbar. Da alle Komponenten standardisiert sind, können sie ab Lager bezogen werden oder selber an Lager genommen werden.
Ackutech liefert hingegen standardisierte Schienentypen und Längen für verschiedene Schrankbreiten, die fertig vormontiert sind. Abweichende Grössen können bestellt werden, was aber mehr Zeit benötigt, da sie im Herstellerwerk konfektioniert werden.
Zeit ist immer öfter ein sehr wichtiger Faktor und so wird Ackutech nächstes Jahr einen Beschlag im 50-kg-Bereich auf den Markt bringen, den sie selber auf Mass konfektionieren können, wodurch die Lieferzeit verkürzt wird. Eku wird gegengleich auf individuelle Masse vormontierte Schieneneinheiten bieten, welche die Montagezeit verkürzen.
Am Korpus selber sind bei allen Produkten nur wenige bis gar keine Bearbeitungen notwendig, und die Türen brauchen die Bohrungen und Ausfräsungen für die Konsolenbefestigungen und, wie bei Eku, Positionsbohrungen für die Führungsschienen. Richtig vorbereitet, ist also eine frontbündige Schiebetür keine komplizierte Sache mehr. Die seriöse Planung und komplette Bestellung des passenden Beschlages hat den grössten Stellenwert, und da gibt es professionelle Hilfe.
Alle Hersteller bieten Planungshilfen in Form von Konfiguratoren und DXF-Daten, mit denen von der Beschlagsauswahl bis zur Konstruktionszeichnung alles Notwendige geboten wird. Auch lohnt es sich, bei Unklarheiten oder Sonderwünschen, frühzeitig den direkten Kontakt mit dem Anbieter zu suchen.
Veröffentlichung: 24. September 2015 / Ausgabe 39/2015
Stromführung. Eine stimmige Beleuchtung ist für das Ambiente eines Raumes massgebend. Fertige Baukastensysteme erlauben es den Schreinern, in einigen Fällen eigene Lösungen zu planen und zu realisieren, ohne dass der Elektriker aufgeboten werden muss.
mehrKorpusverbinder. Der Einsatz von Korpusverbindern kann die Effizienz beim Zusammenbau steigern und es ermöglichen, das Möbel mehrmals ohne Qualitätseinbusse in Einzelteile zu zerlegen. Auch wer auf Nesting setzt, kommt in der Regel nicht um das Thema herum.
mehrPaidPost. Zargentische sind sperrig zu transportieren. Mit den neuen TRIO-Verbindern zerlegen sie den Tisch einfach in seine Einzelteile.
mehr