DV des VSSM: Schreinertreff am Bodensee
Die Delegierten stimmen über einen Antrag ab. Bild: Beat Baschung
Die Delegierten stimmen über einen Antrag ab. Bild: Beat Baschung
Die 138. Delegiertenversammlung des VSSM fand am 14. Juni 2024 in Arbon mit Blick auf den Bodensee statt. Zentralpräsident Thomas Iten genoss sein Heimspiel und erklärte in seiner vertrauten Umgebung den Rücktritt aus seinem Amt auf die Versammlung 2025 in Engelberg.
Als Zentralpräsident Thomas Iten die 138. Delegiertenversammlung (DV) des Verbands Schweizerischer Schreinermeister und Möbelfabrikanten (VSSM) im Seeparksaal in Arbon TG eröffnete, wussten die 260 anwesenden Personen im Saal noch nicht, dass er am Ende seinen Rücktritt auf das kommende Verbandsjahr erklären würde. 2009 in den Zentralvorstand und 2016 als deren Präsident gewählt, habe er sich 15 Jahre mit viel Herzblut für die Anliegen der Branche engagiert und nun werde es Zeit für einen Wechsel.
«Ich freue mich ausserordentlich auf das nun folgende Verbandsjahr und sichere Ihnen weiterhin mein vollstes Engagement zu», versprach Iten und fügte an: «Gleichzeitig freue ich mich auch sehr auf die Begegnungen und Kontakte mit Ihnen, welche ich in meinem letzten Jahr als Zentralpräsident besonders schätzen werde.»
Iten freute sich auch darüber, mit Christian Kälin bereits einen ersten Kandidaten aus den eigenen Reihen für die Wahl als Zentralpräsident an der Delegiertenversammlung im Juni 2025 präsentieren zu können. Der 47-Jährige Inhaber der Kälin Holztechnik AG in Trachslau SZ ist seit zwei Jahren Mitglied des Zentralvorstands.
Bei den traktandierten Geschäften herrschte Einigkeit unter den 137 Stimmberechtigen. Einstimmig genehmigten die Delegierten die Jahresrechnungen VSSM und Maek, welche beide einen Verlust auswiesen, jedoch positiver ausfielen als budgetiert. Der Beitragsfuss für die Mitgliederbeiträge wird bei 254 Prozent belassen. Auch das Protokoll und die BDO AG aus Luzern als Revisionsstelle wurden ohne Gegenstimme bestätigt.
Das einzige Geschäft, bei dem nicht Einigkeit herrschte, war der Antrag der Luzerner Schreiner, der von Sektionspräsident Beat Bucheli vorgetragen wurde: Die Luzerner Schreiner beantragten, dass der zweite Tag der Delegiertenversammlung gekürzt und nach einem gemeinsamen Morgenessen beendet werden kann. Dieser Antrag wurde mit 110 Nein-, 23 Ja-Stimmen und 4 Enthaltungen abgelehnt.
Spannend waren die Informationen rund um die laufenden Projekte des VSSM. So unter anderem die neue Dachkampagne für die gesamte Schreinerbranche, die von ZV-Mitglied Christian Kälin als Leiter des Steuerungsausschusses vorgestellt wurde. «Machen wir. Lo facciamo noi.», lautet der Titel der Kampagne, welche Anfang 2025 lanciert und bis im Jahr 2030 laufen wird. «Unser Beruf ist zweifellos sehr attraktiv. Diese Attraktivität muss beibehalten und auch sichtbarer gemacht werden», sagte Kälin.
Zu diesem Zweck hat das Projektteam folgende fünf Durchbruchsziele bis 2030 festgelegt: Kunden sowie potenzielle Lernende haben positiven Kontakt mit der Schreinerbranche. Der Schreinerberuf wird als attraktive Berufswahl mit Perspektive wahrgenommen. Für Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger steht ein horizontaler Zugang in die Branche offen. Die Branche verfügt über attraktive Arbeitsbedingungen. Die Bevölkerung kennt das Angebot sowie die Dienstleistungen der Schreinerbranche. «Wir alle bekommen die Möglichkeit mit neuen Instrumenten unser Können zu Präsentieren», sagte Kälin. «Wir, die Mitglieder sind die wichtigsten Multiplikatoren. In dem Sinne: Machen wir – mach es!»
Zu den Themen, welche die Schreinerbranche aktuell beschäftigen gehören auch die Revision der Grundbildung sowie die Reform der höheren Berufsbildung. Diese wurden von ZV-Mitglied Heinrich Hochuli näher erläutert. Bei der Grundbildung wird ein Wechsel von der Produkt- hin zu einer Prozessorientierung stattfinden. Die aktuellen Fachrichtungen Möbel/Innenausbau, Bau/Fenster, Wagner und Skibau werden in Zukunft bei der EFZ-Ausbildung durch die Vertiefungen Planung, Produktion und Montage abgelöst. Bei der EBA-Ausbildung werden die bisherigen Schwerpunkte Schreinerei und Fensterbau zu den Vertiefungen Produktion und Montage. «Die Branche fordert eine generalistische Ausbildung, Schwerpunkte dürfen keinesfalls in Richtung Spezialisierung gehen», erklärt Hochuli. Die Schwerpunkte sollen in der betrieblichen Praxis gelebt werden.
Bei der Reform der höheren Berufsbildung geht es im Wesentlichen darum, die Qualifikationsprofile der Abschlüsse Projektleiter und Produktionsleiter zu schärfen. Die Anzahl der Lehrstunden wird künftig um 310 Stunden reduziert und die Lehrgangsdauer von 3.5 auf 2 Jahre verkürzt. Dabei soll die Qualität erhöht werden. Reformiert wird auch die Höhere Fachprüfung Schreinermeister. Der Lehrgang wird um 249 Stunden reduziert. Die Lehrgangsdauer bleibt mit 2 Jahren jedoch unverändert. Die neuen Lehrgänge starten im Herbst 2025. «Die Reform und die Totalrevision der Grundbildung sind zukunftsweisend und stärken unsere künftigen Arbeitskräfte für die anstehenden Herausforderungen in der Schreinerbranche», ist Hochuli überzeugt.
Thomas Iten informierte über den Stand des ab dem Jahr 2026 gültigen Gesamtarbeitsvertrags (GAV). Bereits wurde ein über 50 Positionen umfassender Forderungskatalog erstellt und durch die GAV-Kommission beurteilt. Entstanden ist eine Arbeitsgrundlage als Basis für die anstehenden Verhandlungen. Die ersten Gespräche mit Arbeitnehmervertretern aus den Gewerkschaften UNIA und Syna werden vor den Sommerferien stattfinden.
Zu finden sind alle relevanten Themen aus des vergangenen Jahres auch im Jahresbericht des VSSM. Dieser kommt nun als Leporello in A5-Format in frischer Aufmachung daher. Das eigentliche Herzstück des Berichts ist eine Webseite in deutscher und italienischer Sprache. Im Zuge des Rückblicks gab ZV-Mitglied Basil Gasser ein Update zum Neubau des Mehrfamilienhauses am alten Zentralsitz an der Gladbach- respektive Schmelzbergstrasse. Seit Februar dieses Jahres sind alle 16 Wohneinheiten – ein Mix aus Studios bis hin zu 4.5-Zimmer-Wohnungen – fertiggestellt und vermietet.
Zum Abschluss des offizielen Teils der DV, ehrten Thomas Iten und Vizepräsidentin Anita Luginbühl die abtretenden Sektionspräsidentinnen und -Präsidenten. Thomas Iten dankte Barbara Schuler-Rozzi, für ihren 10-jährigen Einsatz als Sektionspräsidentin Kanton Graubünden und lobte sie als «wirkliche Macherin in der Schreinerbranche. Ganz nach dem Motto ‹Die Schreinerin – Ihre Macherin›.» Anita Luginbühl hob die «ruhige und besonnene Art» von Roland Speck, hervor und attestierte dem nach elf Jahren Amtszeit abtretenden Präsidenten der Sektion Zug: «Er hat einen fantastischen 360-Grad-Blick und denkt an alle und an alles.» Bei Dölf Müller, der seit 5 Jahren als Co-Präsident des Schweizerischen Fachverbands Fenster- und Fassadenbranche (FFF) und an der DV in den Ferien weilte, erklärte Luginbühl, dass sein Engagement dazu beigetragen habe den Verband zu stärken und ihn auf einen erfolgreichen Weg zu führen.
«Einige von Ihnen wissen es vielleicht mein Schreinerei- und Holzbaubetrieb liegt in Rafz im urbanen Kanton Zürich und mein Bürgerort liegt im malerischen Kanton Zug, mein Zuhause jedoch, liegt dort wo ich aufgewachsen bin, wo meine Wurzeln sind und wo ich lebe – hier im Kanton Thurgau, hatte Thomas Iten in seiner Einleitung gesagt. Er freue sich deshalb riesig, dass die Thurgauer Sektion trotz coronabedingter Absage vor drei Jahren ohne zu zögern für 2024 zugesagt habe. Stadtpräsident René Walther, bezeichnete Arbon als Montreux vom Bodensee und schlug mit dem ursprünglichen Namen seiner Gemeinde, Arbor Felix – glücklicher Baum, einen Bogen zur Schreinerbranche.
Die Schönheit der Region betonten auch der Thurgauer Regierungsrat Walter Schönholzer: «Wir arbeiten da, wo andere Ferien machen». Die Schreinerbranche bezeichnete er als «gute Branche mit viel Engagement und fügte mit einem Augenzwinkern an, dass er mit seinem Namen – Schönholzer – doch eigentlich auch ganz gut an diese Veranstaltung passe. Thomas Iten hatte sich besonders gefreut, mit Walter Schönholzer einen alten Schulfreund begrüssen zu dürfen und meinte, dass die DV schon fast einer Klassenzusammenkunft gleiche, da auch Ständerat Jakob Stark an der gleichen Schule gewesen und nun sein direkter Nachbar sei. Als Präsident der Lignum, lobte Stark die gute Zusammenarbeit mit dem VSSM und wies auf den Prix Lignum hin, der mit 583 Eingaben, davon 121 Schreinerarbeiten einen neuen Teilnahmerekord verzeichnet.
Auch beim Partnerinnen- und Partnerprogramm während der DV zeigte sich, dass der Veranstaltungsort so einiges zu bieten hat. So stand mit der Mosterei Möhl, den A. Vogel Arzneimitteln und dem Saurer Museum mit seinen historischen Fahrzeugen ein spannender Mix zur Auswahl. Ähnlich sah es auch bei der Unterhaltung aus, TV-Moderator Reto Scherrer führte in frischer Manier durch das Programm und beim musikalischen Angebot war für jeden Geschmack etwas dabei. Sorgten beim Apéro vor dem Seeparksaal die Steelband Beaten Steel aus Bischofszell für fröhliche Karibikklänge, zeigte während des Abends die Brüder Chris und Mike mit ihrem Piano Entertainment, was mit dem Klavier alles möglich ist, bevor Larissa Baumann und Angelo Signore das Programm am Samstagmorgen mit einer Mischung aus Blues, Soul und Jazz bei der Schiffahrt auf dem Bodensee abrundeten.
Das OK rund um Präsident Heinz Fehlmann, mit Daniel Müller, Bettina Warger, Hampi Niederer und Roman Süess hatte die Organisation fest im Griff und freuten sich, dass die DV nach coronabedingter Wartezeit von drei Jahren nun doch noch in ihrem Kanton stattfinden konnte. «Das Warten hatte für uns auch etwas Gutes», sagt OK-Präsident Heinz Fehlmann mit einem Lächeln, «wir hatten einen grossen Teil der Arbeit bereits hinter uns.» Tatsächlich hat das Quintett aber unzählige Stunden in die Organisation gesteckt und sich das Lob der Gäste auch dementsprechend verdient.
Die nächste Delegiertenversammlung findet am 27. und 28. Juni 2025 in Engelberg, im Kanton Obwalden statt.
Monika Hurni
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Veröffentlichung: 18. Juni 2024
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