Die Zeit hielt alle in Atem

Nadja Grünenfelder arbeitete in ihrem Lehrbetrieb am Rahmen. Bild: Thi My Lien Nguyen

Schreinermeisterschaften.  Der zweite Teil der regionalen Meisterschaften ist am 12. Mai nachgeholt worden. 33 Lernende in der Deutschschweiz und 16 in der Romandie haben sich der Aufgabe gestellt.

Um 7 Uhr morgens hiess es am 12. Mai für die Teilnehmenden: E-Mails checken. Auf diesem Kanal haben sie die Aufgabe für die regionalen Schreinermeisterschaften erhalten. Die Lernenden hatten acht Stunden Zeit, um einen Rahmen aus Eschenholz und Eiche massiv mit vielen Verbindungen herzustellen. Die Austragung des zweiten Teils der «Regionalen» konnte so nachgeholt werden. Wegen der Corona-Pandemie wurde der Ende März im Rahmen der Messe Schwooof in Frauenfeld TG geplante Anlass abgesagt. Das Gleiche gilt für die Austragung in der Westschweiz von Anfang April. Am 12. Mai haben nun 33 Lernende in der Deutschschweiz und 16 in der Romandie mitgemacht.

Um die geltenden Sicherheits- und Hygienerichtlinien einhalten zu können, haben die Teilnehmenden das Aufgabenstück im Lehrbetrieb oder in einem ÜK-Zentrum hergestellt. Angepasst wurde auch der Zeitrahmen: Statt an zwei Tagen hat der Wettkampf nur an einem stattgefunden, und die Aufgabe wurde abgeändert. Innerhalb der Gruppen haben so alle die gleichen Rahmenbedingungen vorgefunden.

Nach Wettkampfende haben alle Teilnehmer ihren Rahmen fotografiert und das Foto als Beweis in den entsprechenden Gruppenchat gestellt. Dann schickten sie ihr Werk an den Verband Schweizerischer Schreinermeister und Möbelfabrikanten (VSSM) ein. Sechs Experten haben die Rahmen später bewertet.

Im Grossen und Ganzen zufrieden

Elias Seeholzer (Lehrbetrieb Blumer Schreinerei, Waldstatt AR) fand, dass der Ersatzwettkampf gut gelöst wurde. «Wir Appenzeller durften im ÜK-Lokal in Teufen arbeiten, weil wir im Lehrbetrieb nicht die Möglichkeit hatten, zu zweit gleichzeitig am Möbel zu arbeiten.» Die Aufgabe fand er schwierig, die Herstellung sei ihm aber nicht schlecht gelaufen. «Ich bin mit dem Schwalbenschwanz in der Ecke nicht ganz fertig geworden. Aber im Grossen und Ganzen bin ich zufrieden», sagte Seeholzer, der im zweiten Lehrjahr ist.

Nadja Grünenfelder (Kaufmann AG, Gommiswald SG) hat das Wettkampf-Feeling vermisst. «Als die Zeit knapp wurde, kam es dann noch auf», sagte die Lernende im vierten Jahr. Sie hat die Meisterschaft alleine im Betrieb bestritten. «Die Aufgabe war machbar. Die Herausforderungen waren die Zeitlimite und dass man nicht wusste, was genau kommt.» Der Rahmen weise einige interessante Verbindungen auf.

Probleme hatte Nadja Grünenfelder mit der Füllung. «Auf dem Plan hatte es kein Mass, so wurde diese zur Herausforderung, an der ich gescheitert bin.» Für das genaue Aufreissen hätte sie sich zu wenig Zeit genommen, und dann passte die Füllung nicht in den Rahmen. Sie sei dennoch zufrieden, da es einige gelungene Punkte in ihrem Stück gibt. «Vor einem halben Jahr hätte ich so einen Rahmen in der Zeit mit so einem Ergebnis nicht geschafft. Die Meisterschaften und Trainings waren für mich eine sehr lehrreiche und wertvolle Zeit.»

Probleme mit dem Schrägfries

David Fritsche (HR Rechsteiner AG, Gossau SG/3. Lehrjahr) fand die Aufgabe schwierig. «Ich hatte Probleme mit dem Schrägfries und wurde nicht ganz fertig. Ich bin dementsprechend nicht ganz zufrieden», sagte er. Er hätte den Wettkampf im Rahmen einer Messe oder in einem ÜK-Zentrum cooler gefunden. «Aber den Umständen entsprechend war das sicher eine gute Lösung.» Fritsche steht kurz vor der Teilprüfung und nutzte die Meisterschaften als Vorbereitung.

Die Aufgabe am besten gelöst hat Jonas Bleiker aus Guntershausen TG. Zweiter wurde Severin Bichsel aus Frauenfeld, Dritter Marcel Wagner aus Niederbüren SG. Alle drei sind nun Teil der Schreinernationalmannschaft. Aus der Romandie haben es Léa Coutaz (Saint-Maurice VS), Romain Mingard (Couvet NE) und Hugo Pinto Paulo (Châtelain GE) geschafft. Mitte Juni trifft sich die Nati erstmals und trainiert über den Sommer einige Male zusammen, ehe es an den Schweizermeisterschaften um die zwei Tickets für die World Skills geht.

«Für mich geht ein Traum in Erfüllung. Ich bin überglücklich», sagte Jonas Bleiker. Er war mit seinem Möbel nicht ganz zufrieden und hat weder mit dem Sieg noch dem Sprung in die Nati gerechnet. «Ich habe mein Bestes gegeben, doch es hätte besser laufen können», sagte der 20-Jährige selbstkritisch. «Ich bin ein Perfektionist, und die Zeit ist mein grösster Gegner. Ich hatte einfach das Ziel, fertig zu werden, weil die Aufgabe anspruchsvoll war.»

Rangliste

Die besten Zehn der Gruppe Ost

1. Jonas Bleiker , Guntershausen TG, 80,17 Punkte (Lehrbetrieb Erich Keller AG, Sulgen TG).

2. Severin Bichsel , Frauenfeld TG, 77,92 (Schreinerei Fehlmann, Müllheim TG).

3. Marcel Wagner , Niederbüren SG, 70,88 (Schreinerei Egli, Niederstetten).

4. Arian Stalder , Ebnet LU, 68,50 (Vogel Design AG, Ruswil LU).

5. Lars Hübner , Madulain GR, 67,83 (Engadiner Lehrwerkstatt, Samedan).

6. Florian Neukomm , Eschenz TG, 67,75 (Bantli AG, Eschenz).

7. Florian Muri , Marbach LU, 65,83 (Stadelmann Schreinerei, Escholzmatt).

8. Christian Tanner , Waldstatt AR, 62,67 (Blumer Schreinerei AG, Waldstatt).

9. Jonathan Frick , Urnäsch AR, 58,25, (Koch Möbelhandwerk AG, Gonten AI).

10. Remo Kaiser , Unterwasser SG, 58,08 (Schreinerei Stolz, Unterwasser).

www.vssm.ch

ndo

Veröffentlichung: 04. Juni 2020 / Ausgabe 23/2020

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